Ältester Sohn des Herzogs Friedrich IV. von Lothringen
und der Elisabeth (Isabella) von
Habsburg, Tochter von König ALBRECHT
I.
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 441
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Raoul, Herzog von Lothringen seit 1329
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* 1319, + 26. August 1346 gefallen
bei Crecy
Sohn des Herzogs Ferri IV. (Friedrich V.) und der Elisabeth (Isabella) von Österreich
Erhielt den Namen seines Großvaters RUDOLF VON HABSBURG.
Nach dem Tode des Vaters (1329) stand Raoul unter
der Vormundschaft seiner Mutter, 1331- 1335 unter derjenigen des Grafen
von Bar und wurde 1329 mit dessen Tochter Eleonore (Alienor,
+ bereits 1333) verheiratet. Durch das Haus BAR kam Raoul
in Verbindung mit der Partei des Königs von Frankreich und heiratete
1334 Marie von Blois, Nichte Philipps VI.
von Valois.
Raoul nahm oft an französischen Feldzügen
teil und fiel bei Crecy. Während seiner kurzen Aufenthalte
im Herzogtum Lothringen entfaltete Raoul starke Aktivitäten
der administrativen Neuordnung: Er ließ die Institutionen seiner
Residenzstadt Nancy reorganisieren (Einrichtung des Wechselgerichts, Unabhängigkeit
der 'tabelliones', der Notare), Gründung der Kollegiatkirche St-Georges
(künftige herzogliche Grablege, Kanoniker im Dienst der Herzöge),
Zantralisierung der Zünfte (confreries de metiers) des Herzogtums,
Förderung der Handels- und Gewerbetätigkeit sowie der städtischen
Entwicklung von Nancy und Luneville.
RUDOLF
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* 1318, + 1346
Rudolf folgte 1328 unter der Vormundschaft der Mutter und geriet besonders gegen den Erzbischf Balduin von Luxemburg-Trier, der entscheidend, auch auf Kosten Lothringens, expandierte. Er setzte die erbitterte Gegnerschaft zu den Bischöfen von Metz um Rechte und Besitzungen fort und fiel als französischer Parteigänger in der Schlacht bei Crecy gegen die Engländer.
1. oo 1329
ELEONORE VON BAR
+ 1333
Tochter des Grafen Eduard I. und der Prinzessin Maria von Burgund
2. oo 1334
MARIA VON CHATILLON
+ 1363
Tochter des Grafen Guido I. von Blois, Nichte König
Philipps IV. von VALOIS-Frankreich
(zu ihrer 2. Ehe vgl. Leiningen IIb)
Friedrichs Sohn Rudolf war damals noch minderjährig,
er war 1320 geboren, so daß eine Regentschaft erforderlich
wurde, die des Verstorbenen Gemahlin Isabella
von Österreich übernahm, wobei sie gleichzeitig die
Vormundschaft über ihren Sohn führte. An ihrer Regierung war
eine Reihe lothringischer Adliger beteiligt, darunter auch der Bischof
von Toul, Thomas de Bourlemont.
Der junge Herzog war seit dem 3. Juli 1323 mit Eleonore
von Bar, der Tochter des Grafen Eduard verlobt. Die Hochzeit
war dabei für das Jahr 1330 festgelegt worden, wurde jetzt aber vorverlegt
und am 23. Juni 1329 gefeiert. Damit änderte sich in der Verwaltung
des Herzogtums nichts, die weiterhin in Händen der Herzogin-Mutter
blieb. Wohl als Folge der Heirat Rudolfs ergab sich jetzt eine Orientierung
Lothringens nach Bar, am 10. März 1330 schloß
Isabella mit dem Grafen Eduard eine Offensiv- und Defensiv-Allianz,
ein Vertrag, der im August 1331 erneuert wurde. Diese Entwicklung geschah
offensichtlich im Einvernehmen mit dem französischen König
Philipp VI., der im Februar 1330 nach Bar gekommen war und am
6. Oktober 1331 den jungen Herzog Rudolf unter Dispens für
die ihm für die Majorität noch fehlenden dreieinhalb Jahre zur
Lehenshuldigung für die von Frankreich abhängigen Lehen des Herzogtums
zuließ. Die Regentin festigte ihre Stellung aber auch nach der anderen
Seite, indem sie am 31. März 1330 mit Erzbischof Balduin von Trier
ein Bündnis auf zwei Jahre schloß, das der Sicherung des Landfriedens
dienen sollte.
Hinter diesen Ereignissen stand aber doch wohl noch etwas
anderes, denn plötzlich erließ Rudolf im Oktober 1331,
obwohl er erst 11 Jahre alt war, eine Urkunde, durch die er den Grafen
von Bar mit der Verwaltung des Herzogtums beauftragte bis zum Zeitpunkt
seiner eigenen Majorität zu Ostern 1335. Es war eine Aktion, die sich
gegen den Einfluß der Herzogin-Mutter richtete, deren Name von nun
an aus den Urkunden verschwindet. Den maßgebenden Einfluß erhielt
der Graf von Bar, neben ihm Gottfried von Leiningen, der für den deutschsprachigen
Teil des Herzogtums zum Stellvertreter des Herzogs ernannt wurde. Das Ganze
bedeutet eine starke Hinwendung Rudolfs zu Frankreich, was auf den
Einfluß des Grafen von Bar zurückzuführen ist. Äußerlich
läßt sich das ersehen an Rudolfs häufigen Besuchen
an den französischen Hof. Allerdings trat doch keine völlige
Ausschaltung der Regentin Isabella
ein.
Indes blieb eine vorherrschende Hinneigung des lothringischen
Hofes zu Frankreich, die nach dem Tode der Gemahlin Rudolfs, die
vor Ende 1333 gestorben ist, noch eine Verstärkung erfuhr. Die Verhandlungen
über eine neue Eheschließung führten nämlich zu einer
Verbindung mit Maria von Blois, einer Nichte des französischen
Königs. Die Heirat fand in der ersten Hälfte des Jahres 1334
statt, der Ehevertrag datiert vom Mai 1334. Herzog Rudolf gehörte
jetzt fest zum französischen Hof, zwei Jahre später schenkte
ihm der König ein Haus in Paris, womit er für seine Aufenthalte
am Hofe eine Residenz besaß.
Im Jahre 1333 leistete er dem Bischof von Straßburg
Hilfe gegen LUDWIG DEN BAYERN, wofür
der Papst ihn belobigte und ihn aufforderte, in dieser Haltung fest zu
bleiben.
Schließlich gaben aber beide Seiten nach, der Streit
wurde am 13. November 1334 beigelegt. Der Herzog von Lothringen nahm Siersburg,
Montclair, Merzig, Sierck, Laumesfeld, Berus, Wadern, Wallerfangen und
Felsberg vom Erzbischof Balduin von Trier zu Lehen und verzichtete auf
alle Ansprüche auf St. Wendel, Büschfeld, Burg Schwarzenberg,
Neuerburg, Perl und Oberkeulen.
Im lothringischen Raum waren die Verhältnisse etwas
zur Ruhe gekommen, weil die Hauptbeteiligten, der Herzog von Lothringen
und der Graf von Bar, zum französischen Heer aufgeboten wurden, um
der englischen Aktion in Flandern entgegenzuwirken. Der Herzog traf im
Laufe des September 1339 in Noyon ein, von wo aus die französischen
Aktionen einsetzten, die jedoch keinen Erfolg aufwiesen. Ende November
kehrte er nach Lothringen zurück. Nach dem englischen Sieg in der
Seeschlacht bei Sluis am 24. Juni 1340 erfolgte erneut ein französisches
Aufgebot, dem Herzog Rudolf und auch der Graf von wiederum Folge
leisteten. Beide schlossen auf diesem Feldzug am 21. August 1340 unter
sich eine neue Übereinkunft. Der Feldzug selbst brachte für Frankreich
auch jetzt keinen Erfolg, vielmehr wurde am 23. September 1340 mit England
ein Waffenstillstand abgeschlossen, der ein Jahr lang gelten sollte. Herzog
Rudolf war dabei als einer der Vermittler tätig. Am 3. Oktober
war er wiederum in seinem Lande zurück.
Anschließend beteiligte sich Rudolf auf
der Seite des Grafen von Blois an den Kämpfen um die Nachfolge in
der Bretagne, die ihn bis Ende November 1341 von seinem Lande fern hielten.
Inzwischen setzte sich seit dem Jahre 1342 die Reihe
der Fehden im lothringischen Raum fort durch einen Streit mit dem Bischof
von Metz. Von lothringischer Seite war um das Jahr 1340 im Gebiet von Amelecourt
die Burg Chateau-Salins errichtet worden, wobei es wohl im Grund
egenommen um die Sicherung der dort liegenden Salinengebiete ging. Die
Besitzverhältnisse lagen hier nicht klar, jedenfalls kamen dem Grafen
von Bar dort Rechte zu und anscheinend lag die Oberhoheit beim Bistum Metz.
Als Gegengewicht gegen die lothringische Burg errichtete Bischof Ademar
von Metz in der Nähe die Burg Beaurepaire. Darüber kam
es zum Kriege, in dem der Bischof unter anderem die Unterstützung
des Grafen Heinrich von Bar und des Grafen von Zweibrücken gewann.
Indessen wurde seine Lage durch den Abfall in seinem eigenen Lande so gefährlich,
daß er flüchten mußte. Seine Verbündeten konnten
sich indessen durchsetzen und die Abgefallenen vertreiben. In der Folge
kam es am 1. Februar 1343 zu einem Friedensschluß zwischen dem Grafen
von Bar und dem Herzog von Lothringen, wobei König
Johann von Böhmen und päpstliche Legaten als Vermittler
auftraten. Die Auseinansdersetzung mit dem Bischof von Metz ging weiter,
er hat am 5. April 1343 den Papst um Hilfe gegen seine Feinde gebeten.
Mit dem Bistum Metz war sowie keine Einigung zustande
gekommen. So ergriff denn Herzog Rudolf eine sich ihm bietende Gelegenheit,
um die Spannungen mit dem Bischof von Metz dem Papst vorzutragen. Zu Ende
des Jahres 1343 wurde er nämlich von seiten LUDWIGS
DES BAYERN angesprochen, der über ihn mit dem Papst in
Verbindung kommen wollte. Der Herzog sollte ihn Rom vorfühlen, on
Gesandte LUDWIGS dort vorgelassen würden.
Er benutzte deise Gelegenheit, um Beschwerde gegen den Bischof von Metz
vorzubringen. Auf sein Schreiben erhielt er eine zustimmende Antwort für
LUDWIG, und der Papst sah dabei vor,
nach Anhörung von dessen Gesandten auch den Herzog zu den weiteren
Besprechungen heranzuziehen. Im übrigen zeigte er sich ger bereit,
mit Rudolf in seinen eigenen Angelegenheiten, besonders hinsichtlich
des Bischofs von Metz zu sprechen, wenn er zum 2. Februar 1344 nach Rom
komen wolle. Offensichtlich hatte der Herzog die Absicht einer solchen
Reise durchblicken lassen.
Bischof Ademar war m Juni 1344 immer noch nicht in sein
Bistum zurückgekehrt. Seine ehemaligen Verbündeten schlossen
sich jetzt gegen ihn zusammen, um sich ihre Entschädigung für
ihre Kriegskosten zu sichern. Schließlich wurde am 12. April 1344
unter Vermittlung König Johanns von Böhmen
ein Vergleich zwischen dem Bischof und Herzog Rudolf
geschlossen. Der endgültige Friede zwischen diesem einerseits und
dem Grafen von Bar und dem Metzer Bischof andererseits kam am 23. August
1344 zustande. Der Bischof hatte an Herzog Rudolf eine Entschädigung
zu zahlen, die Burg Türkstein auszuliefern und ihm die Lehensoberhoheit
über Chaligny zu übertragen, so daß die dortigen Lehensträger,
die Grafen von Vaudemont, vom Herzogtum Lothringen abhängig wurden.
Die Bestimmungen wurden dann am 16. September 1344 etwas gemildert durch
die Erklärung des lothringischen Herzogs, der Bischof besitze über
diese Rechte ein Rückkaufsrecht, außerdem gab Rudolf die
Burgherrschaften Rambervillers und Moyen zurück.
Indessen erhob Herzog Rudolf nachdem Tode des
Grafen Heinrich IV. von Bar zu Ende des Jahres 1344 Forderungen an Bar,
die auf diesem Friedensvertrag begründet wurden. Der französische
König hat auch jetzt wieder vermittelnd eingegriffen. Es kam im April
1345 eine Übereinkunft zustande, deren Bestimmungen in einer Reihe
von Urkunden niedergelegt wurden. Es ging dabei vor allem um finanzielle
Enmtschädigungen, Herzog Rudolf mußte sich außerdem
verpflichten, Yolande von Bar gegen ihre Feinde, Peter von Pierrefort und
Theobald von Pierrepont, zu unterstützen, wogegen sie bei auftretenden
Schwierigkeiten in seinem Lande helfen sollte. Der französische König
hat diese Gelegenheit auch dazu benutzt, seinen Einfluß im lothringischen
Raum zu stärken. In einer Urkunde wurde Herzog Rudolf die Verpflichtung
auferlegt, bis zum 22. Juli 1345 seine mit dem König von Böhmen
und den Bischöfen von Metz und Toul bestehenden Bündnisverträge
vorzulegen unter der Verpflichtung mit den Nachfolgern seiner Verbündeten
nur mit Erlaubnis des Königs neue Verträge einzugehen.
Dieser Politik erscheint einige Monate später in
einem noch klareren Lichte durch eine königliche Urkunde vom 25. November
1345, in der Philipp VI. erklärte,
er sei der Lehensherr der Saline von Chateau-Salins.
Das weitere Geschehen verlagerte sich Mitte Juli 1346
durch eine neue Landung des englischen Königs auf dem Festland, wodurch
für Frankreich wieder eine drohende Lage entstand. Dem Aufgebot des
französischen Königs hat Herzog Rudolf in der zweiten
Augustwoche Folge geleistet. In der für Frankreich verlustreichen
Schlacht bei Crecy am 26. August 1346 ist er gefallen.
23.7.1329
1. oo Eleonore von Bar, Tochter des Grafen Eduard
I.
um 1315- 1333
1334
2. oo 1. Marie von Chatillon, Tochter des Grafen
Guido I. von Blois
- 1363
Nichte König Philipps VI.
Kinder:
2. Ehe
Johann I.
1340-27.9.1390 ermordet
Literatur:
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Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen.
Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die
Mitte" Saarbrücken 1974 Band IV Seite 13-20 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 57 -