Rudolf                                            Herzog von Lothringen (1328-1346)
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1318-26.8.1346 gefallen
        Crecy
 

Ältester Sohn des Herzogs Friedrich IV. von Lothringen und der Elisabeth (Isabella) von Habsburg, Tochter von König ALBRECHT I.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 441
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Raoul, Herzog von Lothringen seit 1329
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* 1319, + 26. August 1346 gefallen
               bei Crecy

Sohn des Herzogs Ferri IV. (Friedrich V.) und der Elisabeth (Isabella) von Österreich

Erhielt den Namen seines Großvaters RUDOLF VON HABSBURG.

Nach dem Tode des Vaters (1329) stand Raoul unter der Vormundschaft seiner Mutter, 1331- 1335 unter derjenigen des Grafen von Bar und wurde 1329 mit dessen Tochter Eleonore (Alienor, + bereits 1333) verheiratet. Durch das Haus BAR kam Raoul in Verbindung mit der Partei des Königs von Frankreich und heiratete 1334 Marie von Blois, Nichte Philipps VI. von Valois. Raoul nahm oft an französischen Feldzügen teil und fiel bei Crecy. Während seiner kurzen Aufenthalte im Herzogtum Lothringen entfaltete Raoul starke Aktivitäten der administrativen Neuordnung: Er ließ die Institutionen seiner Residenzstadt Nancy reorganisieren (Einrichtung des Wechselgerichts, Unabhängigkeit der 'tabelliones', der Notare), Gründung der Kollegiatkirche St-Georges (künftige herzogliche Grablege, Kanoniker im Dienst der Herzöge), Zantralisierung der Zünfte (confreries de metiers) des Herzogtums, Förderung der Handels- und Gewerbetätigkeit sowie der städtischen Entwicklung von Nancy und Luneville.



Thiele, Andreas: Tafel 57
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

RUDOLF
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* 1318, + 1346

Rudolf folgte 1328 unter der Vormundschaft der Mutter und geriet besonders gegen den Erzbischf Balduin von Luxemburg-Trier, der entscheidend, auch auf Kosten Lothringens, expandierte. Er setzte die erbitterte Gegnerschaft zu den Bischöfen von Metz um Rechte und Besitzungen fort und fiel als französischer Parteigänger in der Schlacht bei Crecy gegen die Engländer.

  1. oo 1329
           ELEONORE VON BAR
                     + 1333

Tochter des Grafen Eduard I. und der Prinzessin Maria von Burgund

  2. oo 1334
           MARIA VON CHATILLON
                     + 1363

Tochter des Grafen Guido I. von Blois, Nichte König Philipps IV. von VALOIS-Frankreich
(zu ihrer 2. Ehe vgl. Leiningen IIb)



Mohr Walter: Band IV Seite 13-20
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"Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048)"

Friedrichs Sohn Rudolf war damals noch minderjährig, er war 1320 geboren, so daß eine Regentschaft erforderlich wurde, die des Verstorbenen Gemahlin Isabella von Österreich übernahm, wobei sie gleichzeitig die Vormundschaft über ihren Sohn führte. An ihrer Regierung war eine Reihe lothringischer Adliger beteiligt, darunter auch der Bischof von Toul, Thomas de Bourlemont.
Der junge Herzog war seit dem 3. Juli 1323 mit Eleonore von Bar, der Tochter des Grafen Eduard verlobt. Die Hochzeit war dabei für das Jahr 1330 festgelegt worden, wurde jetzt aber vorverlegt und am 23. Juni 1329 gefeiert. Damit änderte sich in der Verwaltung des Herzogtums nichts, die weiterhin in Händen der Herzogin-Mutter blieb. Wohl als Folge der Heirat Rudolfs ergab sich jetzt eine Orientierung Lothringens nach Bar, am 10. März 1330 schloß Isabella mit dem Grafen Eduard eine Offensiv- und Defensiv-Allianz, ein Vertrag, der im August 1331 erneuert wurde. Diese Entwicklung geschah offensichtlich im Einvernehmen mit dem französischen König Philipp VI., der im Februar 1330 nach Bar gekommen war und am 6. Oktober 1331 den jungen Herzog Rudolf unter Dispens für die ihm für die Majorität noch fehlenden dreieinhalb Jahre zur Lehenshuldigung für die von Frankreich abhängigen Lehen des Herzogtums zuließ. Die Regentin festigte ihre Stellung aber auch nach der anderen Seite, indem sie am 31. März 1330 mit Erzbischof Balduin von Trier ein Bündnis auf zwei Jahre schloß, das der Sicherung des Landfriedens dienen sollte.
Hinter diesen Ereignissen stand aber doch wohl noch etwas anderes, denn plötzlich erließ Rudolf im Oktober 1331, obwohl er erst 11 Jahre alt war, eine Urkunde, durch die er den Grafen von Bar mit der Verwaltung des Herzogtums beauftragte bis zum Zeitpunkt seiner eigenen Majorität zu Ostern 1335. Es war eine Aktion, die sich gegen den Einfluß der Herzogin-Mutter richtete, deren Name von nun an aus den Urkunden verschwindet. Den maßgebenden Einfluß erhielt der Graf von Bar, neben ihm Gottfried von Leiningen, der für den deutschsprachigen Teil des Herzogtums zum Stellvertreter des Herzogs ernannt wurde. Das Ganze bedeutet eine starke Hinwendung Rudolfs zu Frankreich, was auf den Einfluß des Grafen von Bar zurückzuführen ist. Äußerlich läßt sich das ersehen an Rudolfs häufigen Besuchen an den französischen Hof. Allerdings trat doch keine völlige Ausschaltung der Regentin Isabella ein.
Indes blieb eine vorherrschende Hinneigung des lothringischen Hofes zu Frankreich, die nach dem Tode der Gemahlin Rudolfs, die vor Ende 1333 gestorben ist, noch eine Verstärkung erfuhr. Die Verhandlungen über eine neue Eheschließung führten nämlich zu einer Verbindung mit Maria von Blois, einer Nichte des französischen Königs. Die Heirat fand in der ersten Hälfte des Jahres 1334 statt, der Ehevertrag datiert vom Mai 1334. Herzog Rudolf gehörte jetzt fest zum französischen Hof, zwei Jahre später schenkte ihm der König ein Haus in Paris, womit er für seine Aufenthalte am Hofe eine Residenz besaß.
Im Jahre 1333 leistete er dem Bischof von Straßburg Hilfe gegen LUDWIG DEN BAYERN, wofür der Papst ihn belobigte und ihn aufforderte, in dieser Haltung fest zu bleiben.
Schließlich gaben aber beide Seiten nach, der Streit wurde am 13. November 1334 beigelegt. Der Herzog von Lothringen nahm Siersburg, Montclair, Merzig, Sierck, Laumesfeld, Berus, Wadern, Wallerfangen und Felsberg vom Erzbischof Balduin von Trier zu Lehen und verzichtete auf alle Ansprüche auf St. Wendel, Büschfeld, Burg Schwarzenberg, Neuerburg, Perl und Oberkeulen.
Im lothringischen Raum waren die Verhältnisse etwas zur Ruhe gekommen, weil die Hauptbeteiligten, der Herzog von Lothringen und der Graf von Bar, zum französischen Heer aufgeboten wurden, um der englischen Aktion in Flandern entgegenzuwirken. Der Herzog traf im Laufe des September 1339 in Noyon ein, von wo aus die französischen Aktionen einsetzten, die jedoch keinen Erfolg aufwiesen. Ende November kehrte er nach Lothringen zurück. Nach dem englischen Sieg in der Seeschlacht bei Sluis am 24. Juni 1340 erfolgte erneut ein französisches Aufgebot, dem Herzog Rudolf und auch der Graf von wiederum Folge leisteten. Beide schlossen auf diesem Feldzug am 21. August 1340 unter sich eine neue Übereinkunft. Der Feldzug selbst brachte für Frankreich auch jetzt keinen Erfolg, vielmehr wurde am 23. September 1340 mit England ein Waffenstillstand abgeschlossen, der ein Jahr lang gelten sollte. Herzog Rudolf war dabei als einer der Vermittler tätig. Am 3. Oktober war er wiederum in seinem Lande zurück.
Anschließend beteiligte sich Rudolf auf der Seite des Grafen von Blois an den Kämpfen um die Nachfolge in der Bretagne, die ihn bis Ende November 1341 von seinem Lande fern hielten.
Inzwischen setzte sich seit dem Jahre 1342 die Reihe der Fehden im lothringischen Raum fort durch einen Streit mit dem Bischof von Metz. Von lothringischer Seite war um das Jahr 1340 im Gebiet von Amelecourt die Burg Chateau-Salins errichtet worden, wobei es wohl im Grund egenommen um die Sicherung der dort liegenden Salinengebiete ging. Die Besitzverhältnisse lagen hier nicht klar, jedenfalls kamen dem Grafen von Bar dort Rechte zu und anscheinend lag die Oberhoheit beim Bistum Metz. Als Gegengewicht gegen die lothringische Burg errichtete Bischof Ademar von Metz in der Nähe die Burg Beaurepaire. Darüber kam es zum Kriege, in dem der Bischof unter anderem die Unterstützung des Grafen Heinrich von Bar und des Grafen von Zweibrücken gewann. Indessen wurde seine Lage durch den Abfall in seinem eigenen Lande so gefährlich, daß er flüchten mußte. Seine Verbündeten konnten sich indessen durchsetzen und die Abgefallenen vertreiben. In der Folge kam es am 1. Februar 1343 zu einem Friedensschluß zwischen dem Grafen von Bar und dem Herzog von Lothringen, wobei König Johann von Böhmen und päpstliche Legaten als Vermittler auftraten. Die Auseinansdersetzung mit dem Bischof von Metz ging weiter, er hat am 5. April 1343 den Papst um Hilfe gegen seine Feinde gebeten.
Mit dem Bistum Metz war sowie keine Einigung zustande gekommen. So ergriff denn Herzog Rudolf eine sich ihm bietende Gelegenheit, um die Spannungen mit dem Bischof von Metz dem Papst vorzutragen. Zu Ende des Jahres 1343 wurde er nämlich von seiten LUDWIGS DES BAYERN angesprochen, der über ihn mit dem Papst in Verbindung kommen wollte. Der Herzog sollte ihn Rom vorfühlen, on Gesandte LUDWIGS dort vorgelassen würden. Er benutzte deise Gelegenheit, um Beschwerde gegen den Bischof von Metz vorzubringen. Auf sein Schreiben erhielt er eine zustimmende Antwort für LUDWIG, und der Papst sah dabei vor, nach Anhörung von dessen Gesandten auch den Herzog zu den weiteren Besprechungen heranzuziehen. Im übrigen zeigte er sich ger bereit, mit Rudolf in seinen eigenen Angelegenheiten, besonders hinsichtlich des Bischofs von Metz zu sprechen, wenn er zum 2. Februar 1344 nach Rom komen wolle. Offensichtlich hatte der Herzog die Absicht einer solchen Reise durchblicken lassen.
Bischof Ademar war m Juni 1344 immer noch nicht in sein Bistum zurückgekehrt. Seine ehemaligen Verbündeten schlossen sich jetzt gegen ihn zusammen, um sich ihre Entschädigung für ihre Kriegskosten zu sichern. Schließlich wurde am 12. April 1344 unter Vermittlung König Johanns von Böhmen ein Vergleich zwischen dem Bischof und Herzog Rudolf geschlossen. Der endgültige Friede zwischen diesem einerseits und dem Grafen von Bar und dem Metzer Bischof andererseits kam am 23. August 1344 zustande. Der Bischof hatte an Herzog Rudolf eine Entschädigung zu zahlen, die Burg Türkstein auszuliefern und ihm die Lehensoberhoheit über Chaligny zu übertragen, so daß die dortigen Lehensträger, die Grafen von Vaudemont, vom Herzogtum Lothringen abhängig wurden. Die Bestimmungen wurden dann am 16. September 1344 etwas gemildert durch die Erklärung des lothringischen Herzogs, der Bischof besitze über diese Rechte ein Rückkaufsrecht, außerdem gab Rudolf die Burgherrschaften Rambervillers und Moyen zurück.
Indessen erhob Herzog Rudolf nachdem Tode des Grafen Heinrich IV. von Bar zu Ende des Jahres 1344 Forderungen an Bar, die auf diesem Friedensvertrag begründet wurden. Der französische König hat auch jetzt wieder vermittelnd eingegriffen. Es kam im April 1345 eine Übereinkunft zustande, deren Bestimmungen in einer Reihe von Urkunden niedergelegt wurden. Es ging dabei vor allem um finanzielle Enmtschädigungen, Herzog Rudolf mußte sich außerdem verpflichten, Yolande von Bar gegen ihre Feinde, Peter von Pierrefort und Theobald von Pierrepont, zu unterstützen, wogegen sie bei auftretenden Schwierigkeiten in seinem Lande helfen sollte. Der französische König hat diese Gelegenheit auch dazu benutzt, seinen Einfluß im lothringischen Raum zu stärken. In einer Urkunde wurde Herzog Rudolf die Verpflichtung auferlegt, bis zum 22. Juli 1345 seine mit dem König von Böhmen und den Bischöfen von Metz und Toul bestehenden Bündnisverträge vorzulegen unter der Verpflichtung mit den Nachfolgern seiner Verbündeten nur mit Erlaubnis des Königs neue Verträge einzugehen.
Dieser Politik erscheint einige Monate später in einem noch klareren Lichte durch eine königliche Urkunde vom 25. November 1345, in der Philipp VI. erklärte, er sei der Lehensherr der Saline von Chateau-Salins.
Das weitere Geschehen verlagerte sich Mitte Juli 1346 durch eine neue Landung des englischen Königs auf dem Festland, wodurch für Frankreich wieder eine drohende Lage entstand. Dem Aufgebot des französischen Königs hat Herzog Rudolf in der zweiten Augustwoche Folge geleistet. In der für Frankreich verlustreichen Schlacht bei Crecy am 26. August 1346 ist er gefallen.
 
 
 
 

 23.7.1329
  1. oo Eleonore von Bar, Tochter des Grafen Eduard I.
           um 1315-   1333

    1334
  2. oo 1. Marie von Chatillon, Tochter des Grafen Guido I. von Blois
                      -   1363               Nichte König Philipps VI.
 
 
 
 

Kinder:
2. Ehe

  Johann I.
  1340-27.9.1390 ermordet
 
 
 
 

Literatur:
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Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band IV Seite 13-20 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 57 -