Älteste Tochter des Kaisers
LUDWIG I. DER FROMME aus seiner Verbindung mit einer Konkubine
N.N.
Brandenburg Erich: Tafel I
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
III. Generation
13a oder c
Alpais (Elphheid)
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Gemahl Bego I. Graf von Paris
Später Äbtissin von St. Peter in Reims
III. Generation
8
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Etwas irreführend sagt B. in Anmerkung III,13, Alpais
sei "Nur ann. Laur. Min. 816, SS 1, 122" (lies: 222) als LUDWIGS-Tochter
nachgewiesen bzw. erwähnt. Er selbst zitiert Flodoard, Hist. Remens.
eccles. MG SS 13, 460, 595 (hier wäre auch Flodoards Quelle zu nennen,
die V. Rigoberti c. 12, ed. W. Levison, MG SS rer. Mer. 7,68), der ja nicht
nur, wie bei B., Beleg für die Stellung von Alpais
als Äbtissin von S.-Pierre-le-Bas in Reims
ist, sondern ebenfalls Alpais als Tochter
LUDWIGS
bezeugt. Endlich bieten die Ann. Hildesheim., ed. G. Waitz, MG SS rer.
Germ. 1878, 16, zu 816, im Unterschied zu den Ann. Lauriss. den Namen der
Alpais,
in der Form Elpheid.
Die oft wiederholte Vermutung (Zuletzt R. Louis, Girart,
comte de Vienne ...1, Auxerre 1946, 14-16), Alpais,
die den Namen der Mutter Karls Martells
trägt, sei eine Tochter KARLS
DES GROSSEN und nicht LUDWIGS,
kann definitiv aufgegeben werden. Sie stützt sich auf den Satz des
erwähnten Ann. Lauriss: Picco, primus de amici regis, qui
et filiam imperatorii duxerat uxorem, defunctus est, und möchte
rex auf LUDWIG,
imperator
auf
KARL
beziehen.
Der Annalist gebraucht jedoch sowohl unmittelbar vor,
als auch nach diesem Satz imperator mit Bezug auf LUDWIG,
fügt zu 812, offenbar um Verwechslung zu vermeiden, da wo er von KARL
spricht, sogar dessen Namen hinzu, imperotorii
CAROLI (obgleich
LUDWIG
812 noch nicht Kaiser war). Seine Bemerkung zu 816 bezieht sich also eindeutig
auf LUDWIG und ist als Steigerung gedacht:
Picco
(Graf Bego von Paris) war der erste von LUDWIGS
Günstlingen, er hatte auch seine Tochter zur Frau. Vermeintliche chronologische
Schwierigkeiten, die Louis sieht, beruhen auf einer irrigen Identifizierung
des magister Iudaeorum evrardus mit einem der Söhne von Alpais.
Zu deren Kindern (untern IV,2-4) und weiteren Nachkommen vgl. Exkurs 2.
Das von Brandenburg offengelassene Todesdatum der Alpais
läßt sich näher bestimmen. 852 V 29, bei der Translation
der Reliquien des hl. Remigius durch Erzbischof Hinkmar von Reims, lebt
Alpais
noch in ihrer Abtei: Sie durfte für das Haupt des Remigius ein Kissen
sticken, dessen Widmungsinschrift uns durch Mabillon erhalten ist, ed.
L. Traube, MG Poet. lat. 3,414 (in Anm.). Traube bietet ein genaueres Datum
als Louis 25f. (852 X 1). In dieser Inschrift, die, wie Traube zeigt, nicht,
wie manche geglaubt haben, von Hincmar stammt, schreibt die LUDWIGS-Tochter
sich Alphedis. Den Todestag
fand ich in einem zwischen 1400 und 1414 auf Grund älterer Vorlagen
geschriebenen Nekrolog der Reimser Kirche, Vat. Ottob. lat. 2960, fol.
88 verso, wo zu den 10. Kal. des August der Eintrag steht: ... Alpheidis
deo
sacrata. Sie ist also am 23. Juli, frühestens 852, gestorben.
Zu Graf Bego und seiner Familie ausführlich
Louis 1ff., 14ff., 21ff., der auch das genaue Todesdatum aus dem Nekrolog
von S.-Germain-des-Pres (HF, Obituaires 1, Paris 1892, 276) beisteuert:
X 28. Bego war Graf von Toulouse und marchio für Septimanien,
ehe er 814 als Nachfolger seines Bruders Stephan Graf von Paris wurde und
dort seine Hausabtei Fosses durch Benedikt von Aniane reformieren ließ.
Besitz hatte er auch im Raume Reims und Laon; darum braucht er nicht Graf
von Reims gewesen zu sein, wie Louis vermutet.
Abt Wulfhard von Flavigny wird als sororis Ludwigs
des Stammlers in der Series abbatum Flaviniacensium (MG SS VIII
Seite 502) und bei dem davon abhängigen Hugo von Flavigny (MG SS VIII
Seite 286 und 355) bezeichnet. Ludwig
wird dabei fälschlich imperator genannt. Auf die Herkunftssippe
Adelheids
läßt eine Urkunde Karls des Einfältigen
vom 22.4.921 (Ph. Lauer, Recueil des actes de Charles III les Simole I
(1940) Seite 258 nr. 108) schließen, in der es heißt: qualiter
ipsum monasterium Bego, genitricis nostrae proavus ... restaurasset.
Diesem Bego hatte LUDWIG DER FROMME
seine Tochter Alpheid zur Gemahlin
gegeben (Flodoard, Hist. Rem. eccl, MG SS XIII Seite 595). Da nicht anzunehmen
ist, daß KARL DER KAHLE seinen
Sohn mit einer so nahen Blutsverwandten verheiratete, was ihn in Konflikt
mit den kirchlichen Ehebestimmungen gebracht hätte, dürfte feststehen,
daß sich Adelheid nicht auf diese
Ehe Begos, sondern auf eine frühere Gemahlin dieses Mannes
blutsmäßig zurückleiten läßt.
Vgl. schon E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls d. Gr.
(1935) Seite 89 nr. VI, 17, sowie auch S. Hellmann; Die Heiraten der Karolinger,
Wiederabdruck in: Ausgewählte Abhandlungen zur Historiographie und
Geistesgesch. d. MA, hg. v. H. Beumann (1961) Seite 316; neuerdings ist
in diesem Zusammenhang zu Rate zu ziehen L. Levaillain, Les comtes de Paris
a l'epoque Franque, in: Le Moyen Age, 3 ser. XII (1941), und R. Louis,
Girart, comte de Vienne I (1946) Seite 14 mit Anmerkung 4, wo die Aussage
Flodoards bezüglich Alphaeids
Abstammung von LUDWIG DEM FROMMEN bestritten
und Alpheid als Tochter KARLS
DES GROSSEN angesehen wird, sowie wiederum L. Levillain, Girart,
comte de Vienne, in: Le Moyen Age, 4 ser. IV (1949) Seite 225ff. Eine neue
- und dabei die zu enge Blutsverwandtschaftz zu Ludwig
dem Stammler (6. kanonischer Grad) bejahende These über
die Herkunft Adelheids veröffentlichte
soeben K.F. Werner; Die Nachkommen Karls d. Gr. Seite 429; demnach wäre
Adelheid
als Tochter des Pfalzgrafen Adalhard aus der Spätzeit KARLS
DES KAHLEN anzusehen.
Boshof Egon: Seite 59,59 Anm. 219,65
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"Ludwig der Fromme"
Zum Zeitpunkt der Eheschließung hatte LUDWIG
bereits von einer oder zwei Konkubinen eine Tochter, die den Namen der
Mutter Karl Martells, Alpais/Alphaid,
trug [Werner, Nachkommen, 445 III 8; hier auch die Zurückweisung der
These, daß Alpais/Alphaid eine
Tochter KARLSDES GROSSEN gewesen sei:
vgl. Louis, Girart, comte de Vienne (ausführliche Besprechung). Die
Schlüsselstelle ist Flodoard, Historia Remensis eccl. IV 46, MG SS
XIII, 595: Quod monasterium (scil. St. Pierre-le-Bas in Reims)
LUDOWICUS imperator Alpheidi, filiae suae, uxori Begonis
comitis dono dedit ...; dazu II 12, 460 (als Zitat aus der vita Rigoberti;
vgl. MG SS rer. Merov. VII, 68).], und einen Sohn mit dem Namen des Ahnherrn
der Dynastie, Arnulf.
Von den weltlichen Großen verfügte ohne Zweifel
Bego
über den größten Einfluß in der Umgebung des Königs,
dessen Schwiegersohn er um 806 durch die Ehe mit Alpais,
LUDWIGS
natürlicher Tochter, wurde.
Hlawitschka, Eduard: Seite 166-168
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"Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische
Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert,"
Der dritte Bruder, Bego (bezeugt seit 794), ist
vor allem als der Wiedererrichter des Klosters Saint-Maur-des-Fosses bei
Paris bekannt. Er war zunächst gleichfalls unter dem jungen LUDWIG
in Aquitanien tätig und heiratete auch Alpais
(Alpheid), eine Tochter LUDWIGS,
ja folgte noch gegen Ende seines Lebens (+ 816) dem älteren Bruder
in der Verwaltung der Grafschaft Paris nach. Aus der Ehe Begos mit
Alpais
sind nachweislich zwei Söhne, die Grafen Leuthard und Eberhard hervorgegangen,
von denen der erstere wieder Graf von Paris gewesen ist (+ 858/59), der
zweite hingegen im nordburgundischen Raum tätig war und dort zwischen
861 und 871 offenbar kinderlos verstarb.
oo 2. Bego Graf von Paris
755/60-28.10.816
Kinder:
Leuthard Graf von Paris
-
858/59
Eberhard
-
861/71
x
im nordburgundischen Raum tätig
Literatur:
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Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag
Darmstadt 1996 Seite 59,59 Anm. 219,65 - Brandenburg Erich: Die
Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der
Aisch 1998 Tafel I - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens
und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag
Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 166-168 - Hlawitschka
Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte.
Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 228 -
Schieffer Rudolf: Die
Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 112,169
- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern.
Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln
1990, Seite 57 - Werner, Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des
Großen bis um das Jahr 1000, in Karl der Grosse Lebenswerk und Nachleben
Band IV Seite 403-479 -