Przemysl Ottokar II.                                  König von Böhmen (1253-1278)
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1230-26.8.1278 ermordet
          bei Dürnkrut

Begraben: Veitsdom zu Prag
 

2. Sohn des Königs Wenzel I. von Böhmen und der Kunigunde von Schwaben, Tochter von König PHILIPP
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1553
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Otakar II. Premysl, König von Böhmen 1253-1278
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* ca. 1233, + 26. August 1278 gefallen

2. Sohn König Wenzels I.

  1. oo 1252 Margarete von Babenberg

  2. oo 1261 Kunigunde, Enkelin Belas IV. von Ungarn

Otakar II. Premysl, nach dem Tod des älteren Bruders Vladislav (1247) Thronfolger, wurde während des Aufstandes gegen den Vater 1248-1249 zum 'jüngeren König' erklärt, mußte sich aber nach seiner Niederlage mit dem Titel des Markgrafen von Mähren begnügen. 1251 erlangte Otakar II. Premysl in Österreich die Herzogswürde. Sein Anspruch auf die ehemaligen Länder der BABENBERGER wurde durch die Heirat mitMargarete verstärkt, doch im Kampf gegen Bela IV. von Ungarn mußte Otakar II. Premysl1254 auf die Steiermark verzichten.
Als König von Böhmen unternahm Otakar II. Premysl, zur Unterstützung des Deutschen Ordens, zwei Kreuzzüge gegen die heidnischen Preußen (1254/55,1267/68), wobei er bestrebt war, die Verhältnisse im Nordosten (Polen, Schlesien) zu seinen Gunsten zu verändern. Der Schwerpunkt seiner Politik lag jedoch im Alpenraum, wo er sowohl auf die Gegnerschaft Ungarns als auch Bayerns stieß. 1257 scheiterte ein Einfall nach Bayern, doch zwang die siegreiche Schlacht Otakars im Raum Groissenbrunn im südlichen Marchfeld (12. Juli 1260) Bela IV. zur Abtretung der Steiermark. Seine Vermählung mit Kunigundesollte den Frieden an der Ostgrenze sichern. 1266 besetzten die Truppen Otakars II. Premysl Eger und das Egerland. Die Verwandtschaft mit den SPANHEIMERN ermöglichte nach dem Tod Herzog Ulrichs III. die Eroberung Kärntens und Krains (1269 bzw. 1270). Otakars II. Premysl Expansionspolitik wurde durch die Doppelwahl von 1257 im Reich begünstigt. Beide nachmals gewählten Könige, ALFONS X. von Kastilien wie vor allem RICHARD von Cornwall, pflegten gute Kontakte zu Otakar II. Premysl. 1265 übertrug ihm König RICHARD die Verwaltung der rechtsrheinischen Reichsgüter. Aber auch die päpstliche Kurie, der bayerische Episkopat und die Erzbischöfe von Salzburg förderten OtakarsPolitik.
Otakar II. Premysl war freigebiger Gönner deutscher höfischer Dichter (Meister Sigeher, Friedrich von Sonnenburg u.a.), sein Prager Hof war ein wichtiges Zentrum der höfischen Kultur. Im böhmischen und mährischen Kerngebiet strebte Otakar II. Premyslnach einer starken Königsmacht, wobei er sich auf einen engen Kreis von Günstlingen stützte. Zentralbehörden ersetzten die Reste der alten Kastellaneiverfassung, und eine Reihe von Burg- und Städtegründungen festigten die Stellung des Königs. Die Besitzkomplexe der Herrengeschlechter wurden durch Revindikationspolitik und Kolonisationstätigkeit bewußt zerschlagen, was zu Konflikten zwischen König und Adel führte.
Erneute Kämpfe gegen Ungarn und die Unzufriedenheit des alpenländischen Adels mit der neuen Verwaltung erschütterten seit Anfang der 70-er Jahre die böhmische Herrschaft in Steiermark, in Kärnten und Krain. Die Opposition begann, sich RUDOLF von HABSBURG zuzuwenden, der 1273 gegen die böhmische Kurstimme zum römischen König gewählt wurde. Im Namen des Reiches erhob RUDOLF Revindikationsansprüche auf die außerböhmischen Besitzungen Otakars II. Premysl, über den er die Reichsacht verhängte. Zu den Feinden des Böhmenkönigs zählten Ladislaus IV. von Ungarn, der bayerische Episkopat (vor allem Friedrich II. von Salzburg), die Grafen von Görz, von Tirol, später auch die Herzöge von Bayern. Nach dem II. Konzil von Lyon (1274) unterstützte auch Papst Gregor X. König RUDOLF. Nach einer Adelsrevolte in der Steiermark und Kärnten im September 1276 unternahm RUDOLF mit dem Reichsheer einen Feldzug. Ein Teil des böhmischen Adels (unter anderem die WITIGONEN) erhob sich gegen Otakar II. Premysl, während RUDOLF auf die Hilfe der aufständischen Fürsten Österreichs, des Alpenraums und Ungarns zählen konnte. Nach den Friedensverhandlungen in Wien im November 1276 mußte Otakar II. Premysl auf seine Erwerbungen verzichten und konnte nur Böhmen und Mähren als Reichslehen empfangen. 1278 brach der Krieg erneut aus. Trotz seiner Bemühungen blieb Otakar II. Premysl diplomatisch isoliert. In der Schlacht von Dürnkrut (26. August 1278) unterlag Otakar II. Premyslder deutschen und ungarischen Übermacht und wurde auf dem Schlachtfeld von einem persönlichen Feind getötet.

Literatur:
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O. Lorenz, Gesch. Kg. Ottokars II. v. Böhmen und seiner Zeit 1866 - F. Graus, Premysl O. II. - sein Ruhm und sein Nachleben, MIÖG 79, 1971, 5-110 - Ottokar-Forsch.en (= Jb. für LK v. Niederösterreich NF 44/45, 1978/79) - J. Kuthan, Kg. Premysl O II. als Gründer, Bauherr und Auftraggeber von Kunstwerken, Umeni 27, 1979, 465-488 - J. Hoensch, Premysl O. II. v. Böhmen, 1989.



Przemysl Ottokar II. wurde nach dem Tode seines Bruders 1247 Markgraf von Mähren und war 1248 deutscher Thronkandidat der Ghibellinen und dazu böhmischer Gegenkönig gegen den Vater. Er mußte sich 1249 dem Vater unterwerfen und wurde 3 Monate inhaftiert. Mit Hilfe seines Vaters eroberte er Österreich und Steiermark und stritt darum mit Ungarn bis 1261; er trat 1254 Steiermark an Ungarn ab und gewann es am 12.7.1260 in der Schlacht bei Kroissenburg zurück. 1254 war er erneut deutscher Thronkandidat und unternahm eine Kreuzfahrt gegen die heidnischen Preußen, wo ihm zu Ehren Königsberg gegründet wurde. Er wählte 1257 ALFONS X. von Kastilien mit, während seine Abgesandten RICHARD von Cornwall wählten. Er erkannte letztlich RICHARD an, der ihm alle Reichslehen und auch Österreich und Steiermark bestätigte. Immer wieder hintertrieb er alle Versuche der Ghibellinen, Konradin von Schwaben, seinen Verwandten, zum deutschen König zu wählen und erhielt dafür von König RICHARD das Reichsvikariat verliehen, dazu die Vogteien über Passau und Salzburg, was Anlaß für jahrelange Kriege gegen Nieder-Bayern wurde, das diese Bistümer traditionell als seine Domäne betrachtete. Er wurde mehrmals von Nieder-Bayern zurückgeschlagen und verbündete sich 1273 mit diesem. Er schloß 1268 einen Erbvertrag mit seinem Vetter Bernhard in Kärnten und beerbte ihn 1269, gewann dazu noch Krain, wurde Generalkapitän von Friaul und beherrschte damit ein Reich von Schlesien/Lausitz bis zur Adria. Sein Eindringen in den Adriaraum verstärkte den Gegensatz zu Ungarn. Er war 1273 erneut Thronkandidat, jetzt gegen RUDOLF von Habsburg, den er nicht anerkannte und verfiel deshalb am 24.6.1275 der Reichsacht. Er weigerte sich daher auch, alle okkupierten Länder und Reichslehen herauszugeben. Sein hartes Vorgehen in den eroberten Ländern provozierte Adelsrebellionen und erleichterte es König RUDOLF I., Ottokardiese Länder zuletzt doch abnehmen zu können. Durch die Opposition des böhmischen und österreichischen Adels geschwächt, mußte er sich 1276 unterwerfen und im Wiener Frieden (21.1.1276) auf die österreichischen Länder verzichten. 1278 erhob er sich erneut, verlor aber gegen RUDOLF I., der sich mit Ungarn verbündet hatte, am 26.8. die Schlacht bei Dürnkrut auf dem Marchfeld und wurde auf der Flucht getötet. Mit seinem Tode brach die böhmische Großmachtstellung zusammen. Er war der glanzvollste PRZEMYSLIDEN-König, verwaltete seine Länder mit Hilfe des Bischofs Bruno von Olmütz ausgezeichnet, förderte Handel und Gewerbe und die Einwanderung der Deutschen in Böhmen und Mähren und gründete viele Städte, unter anderem Außig, Weißwasser, Brüx, Kaaden, Budweis, Taus und Hirschberg.

Lechner Karl: Seite 303-307
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"Die Babenberger"

Ottokar war ursprünglich als kaiserlich gesinnt mit seinem Vater, dem besonderen Parteigänger des Papstes, in Gegensatz geraten, der sogar zu Kämpfen führte, aber schließlich doch ausgeglichen wurde - umso mehr, als Ottokar sich der päpstlichen Partei zugewendet hat. Aber nach dem Tode des Herzogs-Markgrafen Hermann von Baden (+ 4.10.1250) waren es die österreichischen Landesherren selbst, die - der Unruhe und Unsicherheit im Lande überdrüssig - nach einem starken Landesfürsten riefen. Sie wendeten sich an den mächtigsten Fürsten des Reiches, den König Wenzel I. von Böhmen. Der wies sie an seinen zweitältesten Sohn, Ottokar Premysl, Markgraf von Mähren. Nach dem Tode seines älteren Bruders Wladislaws, des 1. Gemahls der Gertrud von Babenberg, wurde er in Böhmen als Kronprinz angesehen. Die Landesherren wandten sich im November 1251 an ihn, und er rückte sofort in Österreich ein. Zuerst besetzte er das Land ob der Enns, von wo er bald auch das Land unter der Enns gewann. Schon am 16. November 1251 nannte sich Ottokar marchio Moravie et dux Austrie. Gleichzeitig wurden die bayerischen und österreichischen Klöster von ihm reich bedacht mit Mautbefreiungen, Befreiung vom Marchfutter, vom Landgericht. Ottokar schien es aber zunächst klug und notwendig, seine Herrschaft durch die Heirat mit der Erbin Margarete zu legitimieren und zu sichern. So vermählte er sich bereits am 11. Februar 1252 mit Margarete, Königin-Witwe und Schwester des letzten regierenden BABENBERGERS, auf ihrer Feste Hainburg. Er ließ sich bei dieser Gelegenheit die mit einer goldenen Bulle besiegelten kaiserlichen Privilegien - das Privilegium minus und seine Bestätigung durch Kaiser FRIEDRICH II. vom Jahre 1245 - übergeben. Es zeigte sich aber jetzt schon als selbstverständliche Auffassung, dass man diese Übergabe sowohl auf Österreich als auf die Steiermark bezog und dass durch die Übergabe der Privilegien Margarete auch die Herrschaft über die beiden Herzogtümer an ihren Gemahl abtrat. Papst Innocenz IV. bestätigte am 6. Mai 1252 den rechtmäßig erfolgten Übergang der beiden Herzogtümer an Ottokarund Margarete. Erst am 5. Juli 1253 langte die Dispens des Papstes wegen zu nahen Verwandtschaftsgrades des Ehepaares (gemeinsamer Ur-Großvater bzw. Ur-Ur-Großvater) ein. Verbunden war damit die Bedingung, dass sich sowohlOttokarals sein Vater, König Wenzel, verpflichten mußten, die beiden Herzogtümer von König WILHELM zu Lehen zu nehmen und diesem und der römischen Kirche jederzeit beizustehen. 1253 unternahm Bela IV. von Ungarn, verbündet mit Herzog Otto von Bayern und Herzog Boleslaw von Krakau und mit Roman von Halicz, einen vergeblichen Angriff auf Mähren und Österreich. Unter Vermittlung des Papstes und des Bischofs Bruno von Olmütz wurde am 3. April 1254 ein Friede zu Ofen zwischen König Ottokar und König Bela vereinbart. Danach verzichtete Ottokarauf die Steiermark zugunsten König Belas, aber das Gebiet von Wiener Neustadt und Pitten wurde abgetrennt und mit Österreich vereinigt. König Ottokar konnte die Gebietseinbuße an Bela von Ungarn nicht verwinden. Dazu kam, dass Bela nicht nur wenig Anklang in der Steiermark fand, sondern sich auch in den Streit um die Nachfolge auf dem erzbischöflichen Stuhl von Salzburg einmengte. So kam es zwischen den beiden Königen erneut zum Krieg und am 12. Juli 1260 zur Schlacht bei Groißenbrunn auf dem Marchfeld, in der Bela besiegt wurde. In der Folge mußte König Bela im Frieden von Wien am 31. März 1261 die Steiermark an Ottokarabtreten. Jetzt wurde die alte Grenze zwischen der einstigen bayerischen Ostmark und der karantanischen (steierischen) Mark an der Piesting wieder hergestellt.
König Ottokarkonnte seine bedeutende Stellung noch dadurch festigen, dass er sich an den einen der beiden 1257 gewählten deutschen Könige, RICHARD von Cornwall, wandte, der ihn am 6. August 1262 mit den österreichischen und böhmischen Ländern belehnte. Im Jahre 1261 hatte sich König Ottokar von Margarete getrennt und sich mit Kunigunde von Halicz, einer Enkelin König Belas von Ungarn, vermählt .

Festschrift für Ferdinand Seibt: Seite 298
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Westmitteleuropa:

1279 fand Premysl Ottokar II.in der Klosterkirche Mariae Himmelfahrt zu Znaim eine vorläufige Ruhestätte; auch nach seiner noch im gleichen Jahr erfolgten Lösung vom Bann ruhte er hier ohne Sarg in bloßer Erde. 1296 ließWenzel II. die Gebeine seines Vaters in die Prager Domkirche St. Veit übertragen, wo dieser nun mit großem Pomp endgültig beigesetzt wurde.

Mühlbacher Josef: Seite 161-170
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"Lebenswege und Schicksale staufischer Frauen"

Nur wenigen Frauen der staufischen Familie, ob ihr angehörend oder nur zugeheiratet, war ein glückliches oder auch nur ruhiges Leben gegönnt gewesen. Das Leben der Margarete von Babenberg wurde in doppelter Weise ruhelos, war sie doch die unglückliche Gattin zweier Könige, von denen der erste ein STAUFER war.
Die Frage löste sich von selber. 1250 starb Kaiser FRIEDRICH II., ein Jahr nach ihm Margaretes Sohn Friedrich. Im selben Jahr hatte der böhmische König Ottokar II., von den österreichischen Herren gerufen, Österreich und Steiermark an sich gebracht. Um dies zu legalisieren, die Ansprüche anderer Anwärter auf Österreich zunichte zu machen und seine Nachkommenschaft zu sichern, entschloß sich Ottokar, Margaretezu heiraten.
So begann das alte Spiel von neuem.Ottokarwar 23 Jahre alt und in seiner Art und Erscheinung den STAUFERN verwandt; seine Mutter war eine Tochter PHILIPPS von Schwaben. Er war der reichste und mächtigste Reichsfürst. Die Zeitgenossen nannten ihn den "goldenen" und den "eisernen". Margarete aber war 46 Jahre, also doppelt so alt als Ottokar. Am 11. Februar 1252 fand mit festlichem Gepränge die Hochzeit des Jünglings mit der gealterten Frau in Hainburg statt.
Was erhofft worden war, blieb aus.1256 versuchte Ottokar beim Papst die Scheidung zu erreichen. Vergeblich. Es heißt, Margarete habe ihren Gatten vorgeworfen, er sei an der Kinderlosigkeit schuld, denn sie habe in der ersten Ehe zwei Söhne zur Welt gebracht. Da versuchte Ottokar eine andere Lösung. Er knüpfte mit einem Hoffräulein ein Liebesverhältnis an, aus dem ein Sohn und zwei Töchter hervorgingen. Jenes Fräulein trug die Haare wie ein Page kurz geschnitten, weswegen es die Prager, die mit Scherz- und Spottworten nie geizten, "palcerik" nannten, was "Kurzhaar" bedeutet. Doch auch mit ihr kam Ottokar nicht ans Ziel seiner Wünsche. Die päpstliche Kurie legitimierte zwar die natürlichen Kinder des Königs, schloß sie aber von der Thronfolge aus. Ottokar fühlte sich mächtig genug, einen anderen Ausweg zu suchen.
Am 12. Juni 1260 hatte er Bela IV. von Ungarn bei Kroissenbrunn geschlagen. Am 18. November des folgenden Jahres heiratete er, um Frieden zwischen Böhmen und Ungarn zu stiften, Belas Nichte Kunigunde. Die Zustimmung zu dieser Ehe erwirkte er, ohne dass seine Ehe mit Margaretegeschieden worden war, durch die Bischöfe von Prag und Olmütz. Bischof Johann von Prag und Bischof Bruno von Olmütz unterrichteten den Papst Urban IV. nur über die Gründe. Ottokar und Margarete seien im 4. Grad verwandt, Margaretehabe in Trier ihr klösterliches Gelübde, also auch das der Ehelosigkeit, abgelegt. am 18. Oktober 1261 verließ Margarete Prag, 10 Tage später feierte Ottokar im Preßburg seine Hochzeit.

Die Zeit der Staufer: Band 1 Seite 58
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Als Sohn des böhmischen Königs Wenzel I. und der STAUFERIN Kunigunde, einer Tochter PHILIPPS von Schwaben, um 1230 geboren, war Ottokarzu Lebzeiten seines Vaters bereits Markgraf von Mähren geworden. Als nach dem Tode des letzten BABENBERGERS, Friedrichs des Streitbaren (+ 1246), Kaiser FRIEDRICH II. das Herzogtum Österreich als Reichslehen einziehen wollte, besetzte es Ottokar im Jahre 1251; er erzwang eine Heirat mit der BABENBERGERIN Margarete, der Witwe König HEINRICH (VII.). Später gewann er auch die Herzogtümer Steiermark und Kärnten hinzu. Neben seinem alten Vater führte er zeitweilig als iuvenis rex Boemorum die Regierungsgeschäfte in Böhmen; am 25. Dezember 1261 wurde er zum böhmischen König gekrönt. 1262 ließ er sich durch König RICHARD von Cornwall förmlich mit dem Herzogtum Österreich und Steiermark belehnen, um seinen Besitz zu legalisieren. Nach dem Tode des Vaters setzte er zunächst die STAUFER-freundliche Politik fort. Als einem der mächtigsten und reichsten Fürsten der Zeit war er während des Interregnums mehrfach selbst der römischen Königswürde nahe. Einer Wahl Konradins widersetzte er sich beharrlich. Die Wahl RUDOLFS von Habsburg 1273 erkannte er nicht an, was ihm die Reichsacht und einen Krieg eintrug, im Verlauf dessen er nach dem Wiener Frieden von 1276 RUDOLF gegenüber für Böhmen und Mähren die Lehenshuldigung leisten und auf Österreich, Steiermark, Krain und das Egerland verzichten mußte. Bei einem Versuch, Österreich zurückzugewinnen, fiel er 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld. Die österreichischen Herzogtümer standen zur freien Lehensverfügung König RUDOLFS und gelangten seitdem an die HABSBURGER.

Peball Kurt:
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"Die Schlacht bei Dürnkrut am 26. August 1278"

So wie König RUDOLF I. von Habsburg in der deutschen und der österreichischen Geschichte, so zählt König Premysl Ottokar II. in der böhmischen und der tschechischen Geschichte zu den hervorragendsten Persönlichkeiten. Als Angehöriger des altehrwürdigen Fürstengeschlechtes der PREMYSLIDEN wurde er um das Jahr 1230 als Sohn einer deutschen Mutter (Kunigunde von Hohenstaufen) und eines tschechischen Vaters (König Wenzel I., 1230-1253) geboren. Er war dazu berufen, dem PREMYSLIDEN-Staat jene staatspolitische Einheit in einem Reich zu geben, die  - einschließlich der politischen  Einflußbereiche Ottokarsim polnischen Raum, vom Baltikum bis zur Adria reichend - zu seiner Zeit kein Territorium des Heiligen Römischen Reiches hatte erreichen können. Damit hatte er während der Jahre 1251 bis 1272 (Erwerb der südostdeutschen Herzogtümer, der Gebiete von Friaul und Westungarn) den Traum von einer slawischen Großmacht in Mitteleuropa konzipiert - gruppiert um Prag als Mittelpunkt -, bestimmt für die Herrschaft im Donauraum und zur Erfüllung der Aufgaben, die dann nach seinem gewaltsamen Tod am 26. August 1278 auf dem Schlachtfeld von Dürnkrut für 400 Jahre - mit Wien als Zentrum - das Haus HABSBURG übernahm.
Als König von Böhmen (seit 1253) war Premysl Ottokar II. Lehensträger des deutschen Königs und seit 1257 der 7. Wahlberechtigte im Kurfürstenkollegium. Seine Wirtschafts- und Kulturpolitik hatte den Höhepunkt der spätmittelalterlichen Durchsetzung der böhmischen Länder mit der westlichen Kultur aus Deutschland, Frankreich und Italien bewirkt. Die im gotischen Stil gehaltenen Bauten, die er am Prager Hradschin hatte ausführen lassen, zeugen ebenso davon wie der Dank, den ihm der Deutsche Ritterorden für die Förderung der deutschen Kulturarbeit in den östlichen Randzonen Europas dadurch abgestattet hatte, dass er seine Stadtgründung an der Pregel im einstigen Ostpreußen zu Ehren des Königs Premysl Ottokar II. "Königsberg" genannt hatte.
Wegen seiner Kulturförderung und seines Reichtums ist Ottokarder "goldene" und wegen seiner kühnen militärischen Erfolge in den Kriegen gegen die Ungarn (1254 bis 1260) und gegen die heidnischen Pruzzen (Preußen) im Baltikum (1254,1267 und 1268) der "eiserne" König genannt worden. Aber wegen seiner Politik und seiner Machtstellung hatte er auch viele persönliche Feinde; nicht nur beim Adel in den südostdeutschen Herzogtümern, dessen Widerstand er durch Exekution von Geiseln zu brechen versucht hatte, sondern auch innerhalb der böhmischen und mährischen Adels- und Fürstengeschlechter, etwa der ROSENBERG und der WITIGONEN: So ist denn diese hervorragende Persönlichkeit, nach den ehrenden Worten König RUDOLFS, seines Gegners, "more et animo gyganteo, virtuete mirabile, se defendit", auch nicht im Kampf, sondern als Opfer eines adeligen Racheaktes gefallen.
König Premysl Ottokar II.war zwei Mal verheiratet. In erster Ehe war er mit Margarete von Babenberg (seit 1252) vermählt, die er aber, weil die Ehe kinderlos geblieben war, 1260 verstieß und die 1267 auf Schloß Krumau am Kamp in Nieder-Österreich starb. In zweiter Ehe war er seit 25. Oktober 1261 mit der Enkelin des Königs Bela von Ungarn, Kunigunde von Masowienvermählt, die er, ebenso wie Margarete von Babenberg, aus politischen Gründen geheiratet hatte. Sie hat ihm die beiden Kinder Wenzelund Agnesgeboren und war maßgeblich an der Erneuerung des Krieges gegen den Deutschen König in den Jahren nach 1276, aber sehr wahrscheinlich auch an der Adelsverschwörung gegen Ottokar beteiligt gewesen.
König Premysl Ottokar II. ist in Prag, im Chor der St.-Veits-Kathedrale, bestattet, wohin sein Leichnam im September oder Oktober 1278 gebracht worden war.

Schlacht bei Dürnkrut:
Zusammen mit einigen Getreuen versuchte König Ottokar zwar noch, der Panik Herr zu werden, wurde aber bald selbst in den Sog der Flucht hineingezogen. Auf dieser Flucht ist dann König Premysl Ottokar II. zwischen Jedenspeigen und Drösing, wahrscheinlich um die Mittagszeit, von persönlichen Feinden umstellt und nach tapferer Gegenwehr erschlagen worden, vermutlich von Rudolf von Emerberg.
Die Niederlage des böhmischen Heeres war eine vollständige. 12.000 Mann sollen die Verluste der Böhmen an Gefallenen und Gefangenen gewesen sein. Davon war ein Großteil auf dem Schlachtfeld gefallen. Viele waren bei dem Versuch, über die March zu entkommen, ertrunken. Auch auf der Flucht vor den nachsetzenden Kumanen dürften viele den Tod gefunden haben, wenngleich diese mehr mit dem Plündern des böhmischen Lagers als mit der Verfolgung des geschlagenen Feindes beschäftigt waren.
Noch auf dem Schlachtfeld soll König RUDOLF, als ihm der arg verstümmelte Leichnam des Böhmen-Königs auf einer Bahre gebracht worden war, über seinen toten Feind ein Gebet gesprochen haben. Dann hatte er ihn nach Wien bringen und dort einige Tage lang öffentlich zur Schau stellen lassen.
Denn nach seinem Sieg zog RUDOLF nur langsam nach Böhmen. Dabei hatte er es nicht versäumt, kurz nach der Schlacht ein Rundschreiben an die Böhmen und die Mährer zu erlassen, in dem er ausdrücklich erklärte, die Besiegten schonen zu wollen und den Kindern des gefallenen Böhmenkönigs Gnade, Schutz und Zuflucht zu gewähren. Bald reduzierte er auch wegen der vielen Plünderungen von seiten der ungarischen Kumanen sein Heer sehr stark und rückte nur mit wenigen Streitkräften in Mähren und Böhmen ein.
Hatte es zunächst geschienen, als würde er dort noch auf einen starken Widerstand stoßen, so war in Wirklichkeit der Streit einzelner Parteigruppen von Angehörigen der PREMYSLIDEN und anderer Häuser in Böhmen viel zu stark, um einen gemeinsamen Widerstand gegen den deutschen König organisieren zu können. In der zweiten Oktoberwoche kam es dann zu den bindenden Abmachungen zwischen RUDOLF und der Königin-Witwe Kunigunde, die den Konflikt zwischen den beiden Königen endgültig beendeten. Auch eine militärische Aktion des Markgrafen Otto von Brandenburg, die dieser noch Ende Oktober in die Wege geleitet hatte und bei der er mit seinen Truppen von Prag aus bis gegen Kolin vorgerückt war, erwies sich als überflüssig. König RUDOLF glich sich mit ihm aus, indem er ihm die Vormundschaft über den 7-jährigen Sohn Ottokars,Wenzel, überließ und gleichzeitig die Verwaltung Böhmens für 5 Jahre zugestand.

Franzl Johann: Seite 163,180
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"Rudolf I."

Der Böhmen-König mag kein guter Feldherr sein, aber er ist ein tapferer Mann. Er flieht nicht gleich, als er die Schlacht verloren sieht, sondern kämpft noch weiter mit wenigen Getreuen. Doch dieses mutige Fechten hat ja keinen Sinn mehr, wenn rings um ihn sich alles in Flucht und Auflösung befindet. Warum bringt er sich nicht Sicherheit, solange es noch Zeit ist? Bedenkt er nicht, dass er unter RUDOLFS Anhängern Feinde hat, die ihm nach dem Leben trachten und vor einem Königsmord nicht zurückschrecken? Hat er in seiner Verzweiflung über die unvermutete Niederlage freiwillig den Tod gesucht? Dieses ebenso heroische wie törichte Ausharren in der Mittagsglut des Schlachtfeldes, auf das erbarmungslos die Augustsonne niederbrennt, erschöpft seine Kräfte. Als sich schließlich auch Ottokar, matt, mutlos und verdrossen, von seinen Getreuen verlassen, zur Flucht wendet, ist es zu spät. Er kommt nicht mehr weit.
Man hat erzählt, er habe sich schon in Sicherheit gewähnt, bei einer Quelle Rast gemacht und den Helm abgenommen, um das erhitzte Antlitz zu kühlen. Leicht hätten ihn daher die Verwandten des Seyfried Merenberg erkannt, die ihn suchten, um Rache zu nehmen für den Tod des alten Mannes, den Ottokar auf dem Gewissen hat. Nach anderen Quellen wurde er auf der Flucht eingeholt und vom Pferd gestoßen, und diese Version ist wahrscheinlicher. Der König Ottokar war gewiß auch an seiner prächtigen Rüstung zu erkennen und an dem doppelschwänzigen silbernen Löwen, dem Wappen Böhmens, das er auf dem Schild führte. Sie holten ihn also ein und stießen ihn aus dem Sattel. Da lag er nun im Staub des zertrampelten Erdbodens, wehrlos ihrer Rache preisgegeben. Ob er verzweifelt um sein Leben flehte oder stolz und trotzig den Todesstreich erwartete, oder gar sich noch wehrte bis zum letzten Atemzug, weiß man nicht. Viele waren dabei, von denen wir nur einen einzigen mit Namen kennen, Berthold von Emmerberg, den Truchsessen; alle aber schwiegen sie wie das Grab, keiner hat der Nachwelt vom Königsmord berichtet. Sie taten ihr Werk mit stummem, erbarmungslosen Haß, der ihre Sinne trübte und sie ihre ritterliche Erziehung vergessen ließ. Sie übten keine Gnade. Der Tyrann mußte fallen. Einer stach dem Wehrlosen die Lanze durch den Hals, die anderen hieben mit ihren Schwertern auf ihn ein. Mehr als ein Dutzend Mal schlugen sie hin auf das kotige, blutige, vor Schmerzen stöhnende und zuckende Bündel Mensch, das eben noch der goldene König gewesen, dann durchbohrte ihn noch einer mit dem Schwert, als ob das Vorangegangene nicht genügt hätte. So ließen sie ihn liegen. Ottokar, König von Böhmen, Markgraf von Mähren und lange Zeit auch Herzog von Österreich und Steiermark, Herzog von Kärnten und Krain, war tot. Umherstreifende Troßbuben plünderten den geschundenen, blutigen Leichnam, den die Mörder achtlos hatten liegenlassen, zogen ihn aus bis aufs letzte Hemd. Nackt und entstellt lag der Tote auf der bloßen Erde, umringt von gaffenden Schaulustigen, verspottet und verhöhnt von denen, die einst auf Knien vor ihm gekrochen waren.
Im Dezember 1278 hielt RUDOLF Einzug in Wien. Der Empfang war anders als vor zwei Jahren: Glockengeläut, schmetternde Trompeten, feierliches Tedeum in der Hauptkirche St. Stephan für den Triumphator über den stolzen Ottokar von Böhmen, dessen Leichnam im Kreuzgang der Minoriten immer noch unbestattet vor sich hinmoderte.
 
 
 
 

  11.2.1252
  1. oo 2. Margarete von Österreich, Tochter des Herzogs Leopold VI.
   -1261  1204-28.10.1267

 28.10.1261
  2. oo 1. Kunigunde von Kiew, Tochter des Herzogs Rostislaw
               um 1245-9.9.1285       Enkelin Belas IV. von Ungarn
 
 
 
 

Kinder:
2. Ehe

  Agnes
  5.9.1269-17.5.1296
  Prag     Prag

 1289
  oo Rudolf II. Graf von Habsburg
       um 1270-10.5.1290

  Kunigunde
   1.1265-28.10.1321

  als Äbtissin von St. Georg zu Prag

  oo Boleslaw II. Herzog von Masowien-Plock
       nach 1251-   1302

  Wenzel II.
  17.9.1271-21.6.1305

Illegitim   von Anna von Chuenring (seit 1253)

  Nikolaus Herzog zu Troppau
  1255-25.7.1318

  STAMMTAFELN DES PRINZEN VON ISENBURG BAND III/1 Tafel 18

  Johann Probst zu Wyschehrad (1288-1296)
        -   1296

  Elisabeth
      -

  oo Vikard von Polna Burggraf von Brünn
             -

   Agnes
   1269-   1296

  oo Bawor II. von Strakonice
               -
 
 
 
 

Literatur:
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Franzl, Johann: Rudolf I. Der erste Habsburger auf dem deutschen Thron, Verlag Styria 1986, Seite 61-64,88,92,99,105-111,115-122, 124,127-131,133-152,154,158-177,180,183,189,192-196,199,204,214,221,229,231,252,273,276,283 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 218 - Hoensch, Jörg K.: Premysl Otakar II. von Böhmen. Der goldene König. Verlag Styria Graz Wien Köln 1989 - Kuthan, Jiri: Premysl Ottokar II. König, Bauherr und Mäzen. Höfische Kunst im 13. Jahrhundert, Böhlau Verlag Weimar 1996 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 213,240,248,259,280,284,288,296,303-307,375 A 79;388 A 43; 410 A 104;412 A 27;413 A 32,34,41;414 A 45,49,52 - Mühlbacher, Josef: Lebensweg und Schicksale der staufischen Frauen, Bechtle Verlag Esslingen 1977 Seite 161-170 - Peball, Kurt: Die Schlacht bei Dürnkrut am 26. August 1278, Militärhistorische Schriftenreihe Heft 10, Wien 1992 - Pohl Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 235,249,253,262,289,292 - Westmitteleuropa – Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 92,94,108-109,264,296-299,301,304,309,322-324 -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


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