Begraben: Veitsdom zu Prag
2. Sohn des Königs Wenzel
I. von Böhmen und der Kunigunde
von Schwaben, Tochter von König
PHILIPP
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1553
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Otakar II. Premysl, König von Böhmen 1253-1278
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* ca. 1233, + 26. August 1278 gefallen
2. Sohn König Wenzels I.
1. oo 1252 Margarete von Babenberg
2. oo 1261 Kunigunde, Enkelin Belas IV. von Ungarn
Otakar II. Premysl,
nach dem Tod des älteren Bruders Vladislav
(1247)
Thronfolger, wurde während des Aufstandes gegen den Vater 1248-1249
zum 'jüngeren König' erklärt, mußte sich aber nach
seiner Niederlage mit dem Titel des Markgrafen von Mähren begnügen.
1251 erlangte Otakar II. Premysl in
Österreich die Herzogswürde. Sein Anspruch auf die ehemaligen
Länder der BABENBERGER wurde durch die Heirat mitMargarete
verstärkt, doch im Kampf gegen Bela IV. von
Ungarn mußte Otakar II. Premysl1254
auf die Steiermark verzichten.
Als König von Böhmen unternahm Otakar
II. Premysl, zur Unterstützung des Deutschen Ordens, zwei
Kreuzzüge gegen die heidnischen Preußen (1254/55,1267/68), wobei
er bestrebt war, die Verhältnisse im Nordosten (Polen, Schlesien)
zu seinen Gunsten zu verändern. Der Schwerpunkt seiner Politik lag
jedoch im Alpenraum, wo er sowohl auf die Gegnerschaft Ungarns als auch
Bayerns stieß. 1257 scheiterte ein Einfall nach Bayern, doch zwang
die siegreiche Schlacht Otakars im
Raum Groissenbrunn im südlichen Marchfeld (12. Juli 1260) Bela
IV. zur Abtretung der Steiermark. Seine Vermählung mit
Kunigundesollte
den Frieden an der Ostgrenze sichern. 1266 besetzten die Truppen Otakars
II. Premysl Eger und das Egerland.
Die Verwandtschaft mit den SPANHEIMERN ermöglichte nach dem Tod Herzog
Ulrichs III. die Eroberung Kärntens und Krains (1269 bzw. 1270). Otakars
II. Premysl Expansionspolitik wurde durch die Doppelwahl von
1257 im Reich begünstigt. Beide nachmals gewählten Könige,
ALFONS
X. von Kastilien wie vor allem
RICHARD
von Cornwall, pflegten gute Kontakte zu Otakar
II. Premysl. 1265 übertrug ihm König
RICHARD die Verwaltung der rechtsrheinischen Reichsgüter.
Aber auch die päpstliche Kurie, der bayerische Episkopat und die Erzbischöfe
von Salzburg förderten
OtakarsPolitik.
Otakar II. Premysl war
freigebiger Gönner deutscher höfischer Dichter (Meister Sigeher,
Friedrich von Sonnenburg u.a.), sein Prager Hof war ein wichtiges Zentrum
der höfischen Kultur. Im böhmischen und mährischen Kerngebiet
strebte Otakar II. Premyslnach einer
starken Königsmacht, wobei er sich auf einen engen Kreis von Günstlingen
stützte. Zentralbehörden ersetzten die Reste der alten Kastellaneiverfassung,
und eine Reihe von Burg- und Städtegründungen festigten die Stellung
des Königs. Die Besitzkomplexe der Herrengeschlechter wurden durch
Revindikationspolitik und Kolonisationstätigkeit bewußt zerschlagen,
was zu Konflikten zwischen König und Adel führte.
Erneute Kämpfe gegen Ungarn und die Unzufriedenheit
des alpenländischen Adels mit der neuen Verwaltung erschütterten
seit Anfang der 70-er Jahre die böhmische Herrschaft in Steiermark,
in Kärnten und Krain. Die Opposition begann, sich RUDOLF
von
HABSBURG zuzuwenden, der 1273 gegen die böhmische Kurstimme
zum römischen König gewählt wurde. Im Namen des Reiches
erhob RUDOLF Revindikationsansprüche
auf die außerböhmischen Besitzungen
Otakars
II. Premysl, über den er die Reichsacht verhängte.
Zu den Feinden des Böhmenkönigs zählten Ladislaus
IV. von Ungarn, der bayerische Episkopat (vor allem Friedrich
II. von Salzburg), die Grafen von Görz, von Tirol, später auch
die Herzöge von Bayern. Nach dem II. Konzil von Lyon (1274) unterstützte
auch Papst Gregor X. König RUDOLF.
Nach einer Adelsrevolte in der Steiermark und Kärnten im September
1276 unternahm RUDOLF mit dem Reichsheer
einen Feldzug. Ein Teil des böhmischen Adels (unter anderem die WITIGONEN)
erhob sich gegen Otakar II. Premysl,
während RUDOLF auf die Hilfe der
aufständischen Fürsten Österreichs, des Alpenraums und Ungarns
zählen konnte. Nach den Friedensverhandlungen in Wien im November
1276 mußte Otakar II. Premysl
auf seine Erwerbungen verzichten und konnte nur Böhmen und Mähren
als Reichslehen empfangen. 1278 brach der Krieg erneut aus. Trotz seiner
Bemühungen blieb Otakar II. Premysl diplomatisch
isoliert. In der Schlacht von Dürnkrut (26. August 1278) unterlag
Otakar
II. Premyslder deutschen und ungarischen Übermacht und
wurde auf dem Schlachtfeld von einem persönlichen Feind getötet.
Literatur:
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O. Lorenz, Gesch. Kg. Ottokars II. v. Böhmen und
seiner Zeit 1866 - F. Graus, Premysl O. II. - sein Ruhm und sein Nachleben,
MIÖG 79, 1971, 5-110 - Ottokar-Forsch.en (= Jb. für LK v. Niederösterreich
NF 44/45, 1978/79) - J. Kuthan, Kg. Premysl O II. als Gründer, Bauherr
und Auftraggeber von Kunstwerken, Umeni 27, 1979, 465-488 - J. Hoensch,
Premysl O. II. v. Böhmen, 1989.
Lechner Karl: Seite 303-307
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"Die Babenberger"
Ottokar war ursprünglich
als kaiserlich gesinnt mit seinem Vater, dem besonderen Parteigänger
des Papstes, in Gegensatz geraten, der sogar zu Kämpfen führte,
aber schließlich doch ausgeglichen wurde - umso mehr, als Ottokar
sich der päpstlichen Partei zugewendet hat. Aber nach dem Tode des
Herzogs-Markgrafen Hermann von Baden (+ 4.10.1250) waren es die österreichischen
Landesherren selbst, die - der Unruhe und Unsicherheit im Lande überdrüssig
- nach einem starken Landesfürsten riefen. Sie wendeten sich an den
mächtigsten Fürsten des Reiches, den König
Wenzel I. von Böhmen. Der wies sie an seinen zweitältesten
Sohn, Ottokar Premysl, Markgraf von Mähren.
Nach dem Tode seines älteren Bruders Wladislaws,
des 1. Gemahls der Gertrud von Babenberg, wurde er in Böhmen als Kronprinz
angesehen. Die Landesherren wandten sich im November 1251 an ihn, und er
rückte sofort in Österreich ein. Zuerst besetzte er das Land
ob der Enns, von wo er bald auch das Land unter der Enns gewann. Schon
am 16. November 1251 nannte sich Ottokar marchio
Moravie et dux Austrie. Gleichzeitig wurden die bayerischen und österreichischen
Klöster von ihm reich bedacht mit Mautbefreiungen, Befreiung vom Marchfutter,
vom Landgericht. Ottokar
schien es aber zunächst klug und notwendig, seine Herrschaft durch
die Heirat mit der Erbin Margarete
zu legitimieren und zu sichern. So vermählte er sich bereits am 11.
Februar 1252 mit Margarete, Königin-Witwe
und Schwester des letzten regierenden BABENBERGERS, auf ihrer Feste
Hainburg. Er ließ sich bei dieser Gelegenheit die mit einer goldenen
Bulle besiegelten kaiserlichen Privilegien - das Privilegium minus und
seine Bestätigung durch Kaiser FRIEDRICH
II. vom Jahre 1245 - übergeben. Es zeigte sich aber jetzt
schon als selbstverständliche Auffassung, dass man diese Übergabe
sowohl auf Österreich als auf die Steiermark bezog und dass durch
die Übergabe der Privilegien Margarete
auch die Herrschaft über die beiden Herzogtümer an ihren Gemahl
abtrat. Papst Innocenz IV. bestätigte am 6. Mai 1252 den rechtmäßig
erfolgten Übergang der beiden Herzogtümer an Ottokarund
Margarete.
Erst am 5. Juli 1253 langte die Dispens des Papstes wegen zu nahen Verwandtschaftsgrades
des Ehepaares (gemeinsamer Ur-Großvater bzw. Ur-Ur-Großvater)
ein. Verbunden war damit die Bedingung, dass sich sowohlOttokarals
sein Vater, König Wenzel, verpflichten
mußten, die beiden Herzogtümer von König
WILHELM zu Lehen zu nehmen und diesem und der römischen
Kirche jederzeit beizustehen. 1253 unternahm Bela
IV. von Ungarn, verbündet mit Herzog Otto von Bayern und
Herzog
Boleslaw von Krakau und mit
Roman von
Halicz, einen vergeblichen Angriff auf Mähren und Österreich.
Unter Vermittlung des Papstes und des Bischofs Bruno von Olmütz wurde
am 3. April 1254 ein Friede zu Ofen zwischen König
Ottokar und
König Bela vereinbart.
Danach verzichtete Ottokarauf die Steiermark
zugunsten König Belas, aber das
Gebiet von Wiener Neustadt und Pitten wurde abgetrennt und mit Österreich
vereinigt. König Ottokar konnte
die Gebietseinbuße an Bela von Ungarn
nicht verwinden. Dazu kam, dass Bela nicht
nur wenig Anklang in der Steiermark fand, sondern sich auch in den Streit
um die Nachfolge auf dem erzbischöflichen Stuhl von Salzburg einmengte.
So kam es zwischen den beiden Königen erneut zum Krieg und am 12.
Juli 1260 zur Schlacht bei Groißenbrunn auf dem Marchfeld, in der
Bela
besiegt wurde. In der Folge mußte König
Bela im Frieden von Wien am 31. März 1261 die Steiermark
an Ottokarabtreten. Jetzt wurde die
alte Grenze zwischen der einstigen bayerischen Ostmark und der karantanischen
(steierischen) Mark an der Piesting wieder hergestellt.
König Ottokarkonnte
seine bedeutende Stellung noch dadurch festigen, dass er sich an den einen
der beiden 1257 gewählten deutschen Könige,
RICHARD
von Cornwall, wandte, der ihn am 6. August 1262 mit den österreichischen
und böhmischen Ländern belehnte. Im Jahre 1261 hatte sich König
Ottokar von Margarete
getrennt und sich mit Kunigunde von Halicz,
einer Enkelin König Belas von Ungarn,
vermählt .
Festschrift für Ferdinand Seibt: Seite 298
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Westmitteleuropa:
1279 fand Premysl Ottokar II.in der Klosterkirche Mariae Himmelfahrt zu Znaim eine vorläufige Ruhestätte; auch nach seiner noch im gleichen Jahr erfolgten Lösung vom Bann ruhte er hier ohne Sarg in bloßer Erde. 1296 ließWenzel II. die Gebeine seines Vaters in die Prager Domkirche St. Veit übertragen, wo dieser nun mit großem Pomp endgültig beigesetzt wurde.
Mühlbacher Josef: Seite 161-170
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"Lebenswege und Schicksale staufischer Frauen"
Nur wenigen Frauen der staufischen
Familie, ob ihr angehörend oder nur zugeheiratet, war ein glückliches
oder auch nur ruhiges Leben gegönnt gewesen. Das Leben der Margarete
von Babenberg wurde in doppelter Weise ruhelos, war sie doch
die unglückliche Gattin zweier Könige, von denen der erste ein
STAUFER
war.
Die Frage löste sich von selber. 1250 starb
Kaiser FRIEDRICH II., ein Jahr nach ihm Margaretes
Sohn Friedrich. Im selben Jahr hatte
der böhmische König Ottokar II.,
von den österreichischen Herren gerufen, Österreich und Steiermark
an sich gebracht. Um dies zu legalisieren, die Ansprüche anderer Anwärter
auf Österreich zunichte zu machen und seine Nachkommenschaft zu sichern,
entschloß sich Ottokar,
Margaretezu
heiraten.
So begann das alte Spiel von neuem.Ottokarwar
23 Jahre alt und in seiner Art und Erscheinung den STAUFERN
verwandt; seine Mutter war eine Tochter PHILIPPS
von Schwaben. Er war der reichste und mächtigste Reichsfürst.
Die Zeitgenossen nannten ihn den "goldenen" und den "eisernen". Margarete
aber war 46 Jahre, also doppelt so alt als Ottokar.
Am 11. Februar 1252 fand mit festlichem Gepränge die Hochzeit des
Jünglings mit der gealterten Frau in Hainburg statt.
Was erhofft worden war, blieb aus.1256 versuchte Ottokar
beim Papst die Scheidung zu erreichen. Vergeblich. Es heißt, Margarete
habe
ihren Gatten vorgeworfen, er sei an der Kinderlosigkeit schuld, denn sie
habe in der ersten Ehe zwei Söhne zur Welt gebracht. Da versuchte
Ottokar
eine andere Lösung. Er knüpfte mit einem Hoffräulein
ein Liebesverhältnis an, aus dem ein Sohn und zwei Töchter hervorgingen.
Jenes Fräulein trug die Haare wie ein Page kurz geschnitten, weswegen
es die Prager, die mit Scherz- und Spottworten nie geizten, "palcerik"
nannten, was "Kurzhaar" bedeutet. Doch auch mit ihr kam Ottokar nicht ans
Ziel seiner Wünsche. Die päpstliche Kurie legitimierte zwar die
natürlichen Kinder des Königs, schloß sie aber von der
Thronfolge aus. Ottokar
fühlte
sich mächtig genug, einen anderen Ausweg zu suchen.
Am 12. Juni 1260 hatte er Bela
IV. von Ungarn bei Kroissenbrunn geschlagen. Am 18. November
des folgenden Jahres heiratete er, um Frieden zwischen Böhmen und
Ungarn zu stiften, Belas Nichte Kunigunde.
Die Zustimmung zu dieser Ehe erwirkte er, ohne dass seine Ehe mit Margaretegeschieden
worden war, durch die Bischöfe von Prag und Olmütz. Bischof Johann
von Prag und Bischof Bruno von Olmütz unterrichteten den Papst Urban
IV. nur über die Gründe. Ottokar
und Margarete seien im 4. Grad verwandt,
Margaretehabe
in Trier ihr klösterliches Gelübde, also auch das der Ehelosigkeit,
abgelegt. am 18. Oktober 1261 verließ Margarete
Prag, 10 Tage später feierte Ottokar im
Preßburg seine Hochzeit.
Die Zeit der Staufer: Band 1 Seite 58
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Als Sohn des böhmischen Königs Wenzel I. und der STAUFERIN Kunigunde, einer Tochter PHILIPPS von Schwaben, um 1230 geboren, war Ottokarzu Lebzeiten seines Vaters bereits Markgraf von Mähren geworden. Als nach dem Tode des letzten BABENBERGERS, Friedrichs des Streitbaren (+ 1246), Kaiser FRIEDRICH II. das Herzogtum Österreich als Reichslehen einziehen wollte, besetzte es Ottokar im Jahre 1251; er erzwang eine Heirat mit der BABENBERGERIN Margarete, der Witwe König HEINRICH (VII.). Später gewann er auch die Herzogtümer Steiermark und Kärnten hinzu. Neben seinem alten Vater führte er zeitweilig als iuvenis rex Boemorum die Regierungsgeschäfte in Böhmen; am 25. Dezember 1261 wurde er zum böhmischen König gekrönt. 1262 ließ er sich durch König RICHARD von Cornwall förmlich mit dem Herzogtum Österreich und Steiermark belehnen, um seinen Besitz zu legalisieren. Nach dem Tode des Vaters setzte er zunächst die STAUFER-freundliche Politik fort. Als einem der mächtigsten und reichsten Fürsten der Zeit war er während des Interregnums mehrfach selbst der römischen Königswürde nahe. Einer Wahl Konradins widersetzte er sich beharrlich. Die Wahl RUDOLFS von Habsburg 1273 erkannte er nicht an, was ihm die Reichsacht und einen Krieg eintrug, im Verlauf dessen er nach dem Wiener Frieden von 1276 RUDOLF gegenüber für Böhmen und Mähren die Lehenshuldigung leisten und auf Österreich, Steiermark, Krain und das Egerland verzichten mußte. Bei einem Versuch, Österreich zurückzugewinnen, fiel er 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld. Die österreichischen Herzogtümer standen zur freien Lehensverfügung König RUDOLFS und gelangten seitdem an die HABSBURGER.
Peball Kurt:
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"Die Schlacht bei Dürnkrut am 26. August 1278"
So wie König RUDOLF I. von
Habsburg in der deutschen und der österreichischen Geschichte,
so zählt
König Premysl Ottokar II. in
der böhmischen und der tschechischen Geschichte zu den hervorragendsten
Persönlichkeiten. Als Angehöriger des altehrwürdigen Fürstengeschlechtes
der PREMYSLIDEN wurde er um das Jahr 1230 als Sohn einer deutschen
Mutter (Kunigunde von Hohenstaufen)
und eines tschechischen Vaters (König Wenzel
I., 1230-1253) geboren. Er war dazu berufen, dem PREMYSLIDEN-Staat
jene staatspolitische Einheit in einem Reich zu geben, die - einschließlich
der politischen Einflußbereiche
Ottokarsim
polnischen Raum, vom Baltikum bis zur Adria reichend - zu seiner Zeit kein
Territorium des Heiligen Römischen Reiches hatte erreichen können.
Damit hatte er während der Jahre 1251 bis 1272 (Erwerb der südostdeutschen
Herzogtümer, der Gebiete von Friaul und Westungarn) den Traum von
einer slawischen Großmacht in Mitteleuropa konzipiert - gruppiert
um Prag als Mittelpunkt -, bestimmt für die Herrschaft im Donauraum
und zur Erfüllung der Aufgaben, die dann nach seinem gewaltsamen Tod
am 26. August 1278 auf dem Schlachtfeld von Dürnkrut für
400 Jahre - mit Wien als Zentrum - das Haus HABSBURG
übernahm.
Als König von Böhmen (seit 1253) war Premysl
Ottokar II. Lehensträger des
deutschen Königs und seit 1257 der 7. Wahlberechtigte im Kurfürstenkollegium.
Seine Wirtschafts- und Kulturpolitik hatte den Höhepunkt der spätmittelalterlichen
Durchsetzung der böhmischen Länder mit der westlichen Kultur
aus Deutschland, Frankreich und Italien bewirkt. Die im gotischen Stil
gehaltenen Bauten, die er am Prager Hradschin hatte ausführen lassen,
zeugen ebenso davon wie der Dank, den ihm der Deutsche Ritterorden für
die Förderung der deutschen Kulturarbeit in den östlichen Randzonen
Europas dadurch abgestattet hatte, dass er seine Stadtgründung an
der Pregel im einstigen Ostpreußen zu Ehren des Königs
Premysl Ottokar II. "Königsberg"
genannt hatte.
Wegen seiner Kulturförderung und seines Reichtums
ist Ottokarder "goldene" und wegen
seiner kühnen militärischen Erfolge in den Kriegen gegen die
Ungarn (1254 bis 1260) und gegen die heidnischen Pruzzen (Preußen)
im Baltikum (1254,1267 und 1268) der "eiserne" König genannt worden.
Aber wegen seiner Politik und seiner Machtstellung hatte er auch viele
persönliche Feinde; nicht nur beim Adel in den südostdeutschen
Herzogtümern, dessen Widerstand er durch Exekution von Geiseln zu
brechen versucht hatte, sondern auch innerhalb der böhmischen und
mährischen Adels- und Fürstengeschlechter, etwa der ROSENBERG
und der WITIGONEN: So ist denn diese hervorragende Persönlichkeit,
nach den ehrenden Worten König RUDOLFS,
seines Gegners, "more et animo gyganteo, virtuete mirabile, se defendit",
auch nicht im Kampf, sondern als Opfer eines adeligen Racheaktes gefallen.
König Premysl Ottokar II.war
zwei Mal verheiratet. In erster Ehe war er mit Margarete
von Babenberg (seit 1252) vermählt, die er aber, weil die
Ehe kinderlos geblieben war, 1260 verstieß und die 1267 auf Schloß
Krumau am Kamp in Nieder-Österreich starb. In zweiter Ehe war er seit
25. Oktober 1261 mit der Enkelin des Königs
Bela von Ungarn, Kunigunde von Masowienvermählt,
die er, ebenso wie Margarete von Babenberg,
aus politischen Gründen geheiratet hatte. Sie hat ihm die beiden Kinder
Wenzelund
Agnesgeboren
und war maßgeblich an der Erneuerung des Krieges gegen den Deutschen
König in den Jahren nach 1276, aber sehr wahrscheinlich auch an der
Adelsverschwörung gegen Ottokar
beteiligt
gewesen.
König Premysl Ottokar II.
ist in Prag, im Chor der St.-Veits-Kathedrale, bestattet, wohin sein Leichnam
im September oder Oktober 1278 gebracht worden war.
Schlacht bei Dürnkrut:
Zusammen mit einigen Getreuen versuchte König
Ottokar zwar noch, der Panik Herr zu werden, wurde aber bald
selbst in den Sog der Flucht hineingezogen. Auf dieser Flucht ist dann
König
Premysl Ottokar II. zwischen Jedenspeigen und Drösing,
wahrscheinlich um die Mittagszeit, von persönlichen Feinden umstellt
und nach tapferer Gegenwehr erschlagen worden, vermutlich von Rudolf von
Emerberg.
Die Niederlage des böhmischen Heeres war eine vollständige.
12.000 Mann sollen die Verluste der Böhmen an Gefallenen und Gefangenen
gewesen sein. Davon war ein Großteil auf dem Schlachtfeld gefallen.
Viele waren bei dem Versuch, über die March zu entkommen, ertrunken.
Auch auf der Flucht vor den nachsetzenden Kumanen dürften viele den
Tod gefunden haben, wenngleich diese mehr mit dem Plündern des böhmischen
Lagers als mit der Verfolgung des geschlagenen Feindes beschäftigt
waren.
Noch auf dem Schlachtfeld soll König
RUDOLF, als ihm der arg verstümmelte Leichnam des Böhmen-Königs
auf einer Bahre gebracht worden war, über seinen toten Feind ein Gebet
gesprochen haben. Dann hatte er ihn nach Wien bringen und dort einige Tage
lang öffentlich zur Schau stellen lassen.
Denn nach seinem Sieg zog RUDOLF
nur langsam nach Böhmen. Dabei hatte er es nicht versäumt, kurz
nach der Schlacht ein Rundschreiben an die Böhmen und die Mährer
zu erlassen, in dem er ausdrücklich erklärte, die Besiegten schonen
zu wollen und den Kindern des gefallenen Böhmenkönigs Gnade,
Schutz und Zuflucht zu gewähren. Bald reduzierte er auch wegen der
vielen Plünderungen von seiten der ungarischen Kumanen sein Heer sehr
stark und rückte nur mit wenigen Streitkräften in Mähren
und Böhmen ein.
Hatte es zunächst geschienen, als würde er
dort noch auf einen starken Widerstand stoßen, so war in Wirklichkeit
der Streit einzelner Parteigruppen von Angehörigen der PREMYSLIDEN
und anderer Häuser in Böhmen viel zu stark, um einen gemeinsamen
Widerstand gegen den deutschen König organisieren zu können.
In der zweiten Oktoberwoche kam es dann zu den bindenden Abmachungen zwischen
RUDOLF
und der Königin-Witwe Kunigunde,
die den Konflikt zwischen den beiden Königen endgültig beendeten.
Auch eine militärische Aktion des Markgrafen Otto von Brandenburg,
die dieser noch Ende Oktober in die Wege geleitet hatte und bei der er
mit seinen Truppen von Prag aus bis gegen Kolin vorgerückt war, erwies
sich als überflüssig. König RUDOLF
glich sich mit ihm aus, indem er ihm die Vormundschaft über den 7-jährigen
Sohn Ottokars,Wenzel,
überließ und gleichzeitig die Verwaltung Böhmens für
5 Jahre zugestand.
Franzl Johann: Seite 163,180
*************
"Rudolf I."
Der Böhmen-König mag kein guter Feldherr sein,
aber er ist ein tapferer Mann. Er flieht nicht gleich, als er die Schlacht
verloren sieht, sondern kämpft noch weiter mit wenigen Getreuen. Doch
dieses mutige Fechten hat ja keinen Sinn mehr, wenn rings um ihn sich alles
in Flucht und Auflösung befindet. Warum bringt er sich nicht Sicherheit,
solange es noch Zeit ist? Bedenkt er nicht, dass er unter RUDOLFS
Anhängern Feinde hat, die ihm nach dem Leben trachten und vor einem
Königsmord nicht zurückschrecken? Hat er in seiner Verzweiflung
über die unvermutete Niederlage freiwillig den Tod gesucht? Dieses
ebenso heroische wie törichte Ausharren in der Mittagsglut des Schlachtfeldes,
auf das erbarmungslos die Augustsonne niederbrennt, erschöpft seine
Kräfte. Als sich schließlich auch Ottokar,
matt, mutlos und verdrossen, von seinen Getreuen verlassen, zur Flucht
wendet, ist es zu spät. Er kommt nicht mehr weit.
Man hat erzählt, er habe sich schon in Sicherheit
gewähnt, bei einer Quelle Rast gemacht und den Helm abgenommen, um
das erhitzte Antlitz zu kühlen. Leicht hätten ihn daher die Verwandten
des Seyfried Merenberg erkannt, die ihn suchten, um Rache zu nehmen für
den Tod des alten Mannes, den Ottokar auf
dem Gewissen hat. Nach anderen Quellen wurde er auf der Flucht eingeholt
und vom Pferd gestoßen, und diese Version ist wahrscheinlicher. Der
König
Ottokar war gewiß auch an seiner prächtigen Rüstung
zu erkennen und an dem doppelschwänzigen silbernen Löwen, dem
Wappen Böhmens, das er auf dem Schild führte. Sie holten ihn
also ein und stießen ihn aus dem Sattel. Da lag er nun im Staub des
zertrampelten Erdbodens, wehrlos ihrer Rache preisgegeben. Ob er verzweifelt
um sein Leben flehte oder stolz und trotzig den Todesstreich erwartete,
oder gar sich noch wehrte bis zum letzten Atemzug, weiß man nicht.
Viele waren dabei, von denen wir nur einen einzigen mit Namen kennen, Berthold
von Emmerberg, den Truchsessen; alle aber schwiegen sie wie das Grab, keiner
hat der Nachwelt vom Königsmord berichtet. Sie taten ihr Werk mit
stummem, erbarmungslosen Haß, der ihre Sinne trübte und sie
ihre ritterliche Erziehung vergessen ließ. Sie übten keine Gnade.
Der Tyrann mußte fallen. Einer stach dem Wehrlosen die Lanze durch
den Hals, die anderen hieben mit ihren Schwertern auf ihn ein. Mehr als
ein Dutzend Mal schlugen sie hin auf das kotige, blutige, vor Schmerzen
stöhnende und zuckende Bündel Mensch, das eben noch der goldene
König gewesen, dann durchbohrte ihn noch einer mit dem Schwert, als
ob das Vorangegangene nicht genügt hätte. So ließen sie
ihn liegen. Ottokar,
König
von Böhmen,
Markgraf von Mähren
und lange Zeit auch Herzog von Österreich und Steiermark, Herzog von
Kärnten und Krain, war tot. Umherstreifende Troßbuben plünderten
den geschundenen, blutigen Leichnam, den die Mörder achtlos hatten
liegenlassen, zogen ihn aus bis aufs letzte Hemd. Nackt und entstellt lag
der Tote auf der bloßen Erde, umringt von gaffenden Schaulustigen,
verspottet und verhöhnt von denen, die einst auf Knien vor ihm gekrochen
waren.
Im Dezember 1278 hielt RUDOLF
Einzug in Wien. Der Empfang war anders als vor zwei Jahren: Glockengeläut,
schmetternde Trompeten, feierliches Tedeum in der Hauptkirche St. Stephan
für den Triumphator über den stolzen Ottokar
von Böhmen, dessen Leichnam im Kreuzgang der Minoriten
immer noch unbestattet vor sich hinmoderte.
11.2.1252
1. oo 2. Margarete von Österreich, Tochter
des Herzogs Leopold VI.
-1261 1204-28.10.1267
28.10.1261
2. oo 1. Kunigunde von Kiew, Tochter des Herzogs
Rostislaw
um 1245-9.9.1285 Enkelin Belas
IV. von Ungarn
Kinder:
2. Ehe
Agnes
5.9.1269-17.5.1296
Prag Prag
1289
oo Rudolf II. Graf von Habsburg
um 1270-10.5.1290
Kunigunde
1.1265-28.10.1321
als Äbtissin von St. Georg zu Prag
oo Boleslaw II. Herzog von Masowien-Plock
nach 1251-
1302
Wenzel II.
17.9.1271-21.6.1305
Illegitim von Anna von Chuenring (seit 1253)
Nikolaus Herzog zu Troppau
1255-25.7.1318
STAMMTAFELN DES PRINZEN VON ISENBURG BAND III/1 Tafel 18
Johann Probst zu Wyschehrad (1288-1296)
-
1296
Elisabeth
-
oo Vikard von Polna Burggraf von Brünn
-
Agnes
1269- 1296
oo Bawor II. von Strakonice
-
Literatur:
-----------
Franzl, Johann: Rudolf I. Der erste Habsburger
auf dem deutschen Thron, Verlag Styria 1986, Seite 61-64,88,92,99,105-111,115-122,
124,127-131,133-152,154,158-177,180,183,189,192-196,199,204,214,221,229,231,252,273,276,283
- Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer
und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 218 - Hoensch,
Jörg K.: Premysl Otakar II. von Böhmen. Der goldene König.
Verlag Styria Graz Wien Köln 1989 - Kuthan, Jiri: Premysl Ottokar
II. König, Bauherr und Mäzen. Höfische Kunst im 13. Jahrhundert,
Böhlau Verlag Weimar 1996 - Lechner Karl: Die Babenberger.
Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag
Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 213,240,248,259,280,284,288,296,303-307,375
A 79;388 A 43; 410 A 104;412 A 27;413 A 32,34,41;414 A 45,49,52 - Mühlbacher,
Josef: Lebensweg und Schicksale der staufischen Frauen, Bechtle Verlag
Esslingen 1977 Seite 161-170 - Peball, Kurt: Die Schlacht bei Dürnkrut
am 26. August 1278, Militärhistorische Schriftenreihe Heft 10, Wien
1992 - Pohl Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier,
Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 235,249,253,262,289,292
- Westmitteleuropa – Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen.
Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried
Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg
Verlag München 1992, Seite 92,94,108-109,264,296-299,301,304,309,322-324
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