HEINRICH II., König von England (ab 1154); Herzog der
Normandie (ab 1150); Graf von Anjou (ab 1151) und Aquitanien (ab 1152)
-------------------
* 25. März 1133 im gräflichen Palast in Le Mans; † 6. Juli 1189 in der Burg von
Chinon (heute Departement Intre-et-Loire)
Sohn von Kaiserin Matilda und ihrem zweiten Gemahl Gottfried V. Graf
von Anjou und Maine
Beigesetzt wurde er in der ehemaligen Benediktinerabtei
Fontevraud-l´Abbaye in der Nähe von Saumur an der Loire
(heute Departement Maine-et-Loire), Frankreich.
Heinrich II. wurde nach
seinem Großvater mütterlicherseits König Heinrich I. von England benannt
und diesem sollte er dank des politischen Geschicks seiner Mutter nach
einem langen und zermürbenden Bürgerkrieg als König auf
den englischen Thron folgen. Da Heinrich
I. von England keinen männlichen Erben hatte, war seine
Tochter Matilda, die Witwe
des deutschen Kaisers Heinrich V.
rechtmäßige Thronfolgerin. Dies ließ sich Matildas Vater denn auch von
seinen englischen Baronen bestätigen. Doch kaum daß Heinrich I. 1135 gestorben
war, da vergaßen die Barone ihre Übereinkunft und ernannten Matildas Cousin Stephan von Blois zum neuen
König. Daraufhin begann Matilda
um ihr Erbe zu kämpfen. 1139 begann sie mit einer
militärischen Invasion Englands, die ein Erbfolgekrieg
auslöste, der sich bis 1153 hinziehen sollte. - Matilda war inzwischen mit Graf Gottfried von Anjou verheiratet
und hatte mit diesem drei Söhne, deren ältester Heinrich war. Für ihn
wollte sie nach dem Tod ihres Vaters Englands Krone erringen. Heinrich war schön,
selbstbewußt und sehr intelligent. In seiner Jugend wurde er von
einer stattlichen Anzahl großer und bedeutender Lehrer
unterrichtet. Heinrich war
belesen und beherrschte Latein. Er hatte einen ruhelosen Geist und
starken Willen. Er liebte, Literatur, Kunst, den Sport und die Jagd.
Daneben hatte er einen Ruf als Frauenheld. - Als Heinrich gerade achtzehn Jahre
alt war, hatte er in Paris eine schicksalhafte Begegnung mit Königin Eleonore von Frankreich, als er
sich zusammen mit seinem Vater Gottfried
von König Ludwig VII. die Bestätigung
als Herzöge der Normandie holen wollte. Sogleich warf Heinrich ein Auge auf die
attraktive Königin. Eleonore,
nach eigenem Recht Gräfin von
Aquitanien, gehörte zweifellos zu den mächtigsten und
auch schillerndsten Frauengestalten des Mittelalters. Da sich Eleonore nicht in die ihr
zugedachte Rolle als stille und biedere Ehefrau und Mutter
einfügte, sondern Unabhängigkeit und Stärke
demonstrierte, genoß sie bei vielen Zeitgenossen keinen guten
Ruf. Aufgrund ihres Selbstbewußtseins und ihrer politischen
Ambitionen, vor allem aber wegen ihrer Liebesaffären und ihrem
lockeren Lebenswandel sahen sie viele als femme fatale. Kein
Wunder, daß Heinrich
sich zu ihr und sie zu ihm hingezogen fühlte. Heinrichs Lebensstil
paßte ja auch viel eher zu Eleonore,
als der des frommen Ludwig.
Aufgrund ihrer zunächst geheim gehaltenen Liebesbeziehung zu Heinrich trieb Eleonore die Annullierung ihrer
zerrütteten Ehe voran und besprach bald eine neue Heirat mit Heinrich. Diese machte für Eleonore durchaus Sinn; denn
wenn sie erst einmal geschieden war, wäre sie die begehrteste
Erbin der damals bekannten Welt und würde einen Beschützer
brauchen. Den wiederum wollte sie sich aber selbst aussuchen und er
sollte zu ihr passen. - Ludwig
VII. gab schließlich Eleonores
Drängen nach und willigte in die Scheidung ein. Am 21. März
1152 wurden Eleonore und Ludwig dann mit
päpstlicher Erlaubnis offiziell geschieden. Der Chronist Wilhelm
von Tyrus schrieb zu
dieser Sache lakonisch: "Ludwig
ließ sich der Kränkungen wegen, die er von seiner Gemahlin
während seiner Reise (gemeint ist der 2. Kreuzzug) erfahren hatte,
in Gegenwart der Bischöfe seines Königreiches unter dem
Vorwand seiner zu nahen Verwandtschaft, feierlich scheiden. Der Herr Herzog Heinrich von der Normandie und Graf von Anjou heiratete sie kurz
darauf." - Diese Ehe Heinrichs
von Anjou mit Eleonore
sorgte für große Aufregung und stellte einen handfesten
Skandal dar. Er heiratete sie schließlich nur zwei Monate nach
deren Scheidung von Ludwig,
woraus viele Zeitgenossen nicht zu Unrecht schlossen, daß Eleonore schon länger ein
Verhältnis mit den Grafen von
Anjou unterhielt und nur deshalb so energisch die Annullierung
ihrer ersten Ehe betrieben hatte. Allerdings darf man nicht
übersehen, daß zur gleichen Zeit zahlreiche Barone des
Landes und auch Bernhard von
Clairvaux König Ludwig VII. zu einer Scheidung
von Eleonore
drängten, damit er eine weniger skandalumwitterte Frau heiraten
könne, die ihm zudem den erwarteten Thronerben schenkt. Daneben
sorgte auch der große Altersunterschied zwischen Heinrich und Eleonore für
Gesprächsstoff. Eleonore
war fast 11 Jahre älter als Heinrich.
Wie dem auch sei, am 18. Mai 1152 heirateten Heinrich und Eleonore in der Kathedrale von
Poitiers. Mit der Heirat von Heinrich
und Eleonore sollte in
England die Dynastie der ANGEVINEN beginnen. - Auch wenn Matilda sich im langen Krieg
gegen ihren Cousin Stephen
nicht als Königin durchsetzen konnte, so schaffte sie es doch
zusammen mit ihrem Halb-Bruder
Robert, dem Grafen von
Gloucester, Stephen
immer wieder militärisch zu bedrängen, während ihr Mann Gottfried auf dem Kontinent
für sie gegen Stephen
kämpfte. Er schaffte es schließlich 1144 die Normandie zu
erobern und das Herzogtum für seinen Sohn Heinrich zu sichern. 1150 wurde Heinrich denn auch mit der
Normandie belehnt. Diese Belehnung war wie bereits erwähnt auch
der Grund für Heinrichs
Paris-Aufenthalt, bei dem er seine spätere Frau Eleonore kennenlernte. Am 7.
September 1151 starb Gottfried
und Heinrich wurde nun
auch dessen Nachfolger als Herzog von Anjou und Maine. Zusammen mit der
Normandie gehörte ihm ein gutes Drittel dessen, was das moderne
Frankreich ausmacht. Die Hochzeit mit Eleonore machte ihn dann gar zum
Herrscher über ein Gebiet, das der Hälfte des heutigen
Frankreich entspricht. So verwundert es nicht, daß Eleonore und Heinrich 1152 ohne
Wissen Ludwigs VII.
heirateten. Als dessen Vasallen hätten sie eigentlich seine
Erlaubnis einholen müssen, die er aber zweifellos aus politischen
Gründen verweigert hätte. Heinrich und Eleonore waren ein
glückliches Paar, auch wenn Heinrich
seine selbstbewußte Frau in politischen Angelegenheiten selten um
Rat fragte und als notorischer Frauenheld es mit der ehelichen Treue
nicht so ernst nahm. - Nach dem Tod des Vaters und der Heirat mit Eleonore wollte Heinrich nun endlich sein Erbe
in England einholen und mit einer Invasion beginnen. Doch Gerüchte
über seine Heirat mit Eleonore
erreichten bald König Ludwig und dieser begann tief
gekrängt einen Krieg gegen seinen Rivalen. Heinrich war jedoch siegreich
und der an Fieber erkrankte Ludwig
mußte klein beigeben. Eleonore
gebar unterdessen Heinrich
ihrer beider ersten Sohn William.
Im Herbst 1152 rüstete Heinrich
dann doch zum Kampf gegen Stephan.
Im Dezember traf er sich mit seiner Mutter Matilda um letzte Dinge in
Sachen Invasion zu besprechen und im Januar 1153 brach er
schließlich mit seiner Flotte von Barfleur in Richtung England
auf. Die kriegsmüden englischen Barone und Erzbischof Theobald von Canterbury
drängten König Stephen dazu sich mit Heinrich friedlich zu einigen.
Das meinte, daß Stephen
anstatt seiner eigenen Söhne Heinrich
von Anjou zu seinem Erben einsetzen sollte. Stephens Sohn Eustachius wollte dagegen seine
Rechte gegen Heinrich
verteidigen, weshalb Stephen
zunächst Verhandlungen ablehnte. Am 17. August 1153 starb Eustachius jedoch
überraschend in Bury St. Edmund. Sein Tod vereinfachte die weitere
politische Entwicklung. Nachdem Stephen
im Mai 1152 bereits seine über alles geliebte Frau verloren hatte,
raubte ihm der Tod seines Sohnes den letzten Willen zum Widerstand. So
konnte er schließlich zu einer friedlichen Beilegung des
Konflikts bewegt werden. Im Vertrag von Westminster am Weihnachtsfest
1153 adoptierte Stephen Heinrich
als seinen Sohn und setzte ihn zum Erben der Krone ein. Damit war der
seit 1139 dauernde Bürgerkrieg zu Ende. Heinrich kehrte im Frühjahr
nach Anjou zurück, wo er von seiner Mutter und Eleonore begeistert empfangen
wurde. Im Juni desselben Jahres teilte ihm Eleonore freudig mit, daß
sie wieder schwanger sei und ihr zweites Kind erwarte. Die Freude
über die Schwangerschaft wurde dadurch getrübt, daß Heinrich im September schwer
erkrankte und man schon mit seinem Tod rechnete. Anfang Oktober erholte
er sich jedoch wieder und führte schon bald eine militärische
Kampagne gegen aufrührerische Vasallen in der Normandie. Noch
während der Militäraktion erhielt Heinrich von Erzbischof Theobald von Canterbury die
bedeutungsschwere Nachricht, daß König Stephen am frühen Morgen
des 25. Oktobers 1154 verstorben sei. Heinrich war nun König von England. - Schnell
machte man sich an die Abreise nach England, doch die Überfahrt
wurde durch heftige Stürme vereitelt, so daß Heinrich und Eleonore erst am 7. Dezember
1154 in See stechen konnten. Sie erreichten am folgenden Tag
Southampton und zogen von dort nach Winchester, wo sie von den
englischen Baronen und zahlreichen Bischöfen begrüßt
wurden. Von dort ging es nach London, wo Eleonore und Heinrich am 19. Dezember 1154
von Erzbischof Theobald gesalbt und
gekrönt wurden. Die lange Herrschaft der PLANTAGENET hatte begonnen. Heinrich machte sich nun daran,
eine starke königliche Herrschaft aufzubauen und dem Land eine
zentrale Verwaltung zu geben. Unter seiner Regierung wurde London
allmählich zur einzigen Hauptstadt des Reiches und an seinem Rand
entwickelte sich Westminster zum königlichen Regierungs-, Finanz-
und Verwaltungszentrum. Heinrich
war ein starker Herrscher und legte die Grundlagen für den
königlichen Supremat gegenüber den Rechten und Vollmachten
der Barone und Vasallen. In Notzeiten zeigte er sich freigiebig den
Notleidenden gegenüber, was ihm das Wohlwollen seines Volkes
einbrachte. Auch wenn Heinrich
nicht die Frömmigkeit wie Ludwig
von Frankreich an den Tag legte und vor allem wegen rechtlichen
Fragen oft in Streit mit der Kirche geriet, so bedachten er und Eleonore doch zahlreiche
Klöster mit Benefizien. Beide gründeten zahlreiche
Lepra-Hospitäler und stifteten großartige Kirchen vor allem
in Aquitanien, Anjou und Poitiers. Vor allem die Abteien von Fontrevaud
und Reading, wo des Königs Großvater Heinrich I. begraben war,
erfreuten sich häufiger königlicher Besuche und Geschenke. -
Auch wenn Eleonore ihren
Mann mit etlichen Mätressen teilen mußte, so war sie doch in
den ersten 15 Jahren ihrer Ehe sehr glücklich. Acht Kinder hatten Heinrich und Eleonore, von denen sieben das
Erwachsenenalter erreichten. Der Erstgeborene
war Wilhelm (1153-1156),
der schon als Kleinkind verstarb. Nach ihm folgte Heinrich (1155-1183), Herzog der Normandie und
eigentlicher Thronfolger.
Leider verstarb er noch vor seinem Vater. Dann folgte eine Tochter Matilda (1156-1189), die den
Namen ihrer Großmutter erhielt. Sie war die spätere Frau Herzogs Heinrich des Löwen von Sachsen
und Bayern. Das nächste Kind war wieder ein Sohn: Richard (1157-1199) auch unter
dem Namen Richard Löwenherz
bekannt. Er regierte nach dem Tod seines Vaters als Richard I. England. Er nahm am
3. Kreuzzug teil und geriet zeitweilig in österreichische
Gefangenschaft. Das nächste Kind war wieder ein Sohn: Gottfried (1158-1186), Herzog der Bretagne. Dann folgten
zwei Töchter: Eleanor
(1161-1214), die Frau
König Alfons VIII.
von Kastilien und Johanna
(1165-1199), nacheinander Ehefrau von König Wilhelm II. von Sizilien und von
Raimund, Graf von Toulouse. Das
Nesthäkchen war schließlich wieder ein Sohn: Johann (1166-1216), der
später als Nachfolger seines Bruders Richard König wurde. Soweit
es die Staatsgeschäfte zuließen, verbrachten Heinrich und Eleonore viel Zeit miteinander
und mit den Kindern. Oft waren die Eheleute miteinander in ihren
Herrschaftsgebieten diesseits und jenseits des Ärmelkanals
unterwegs, um sich der Loyalität ihrer Vasallen zu versichern. Die
erste größere Ehekrise zwischen Heinrich und Eleonore entstand, als Heinrich im Unterschied zu
bisher eine öffentliche Liebesbeziehung zu Rosamund Clifford, der Tochter
eines Ritters unterhielt. Auch wenn sich Heinrich und Eleonore fortan zusehends
auseinander lebten, so einte doch beide noch immer ihre Liebe zu
Literatur, Dichtung und Musik. Beider Hof war ein Zentrum der
schönen Künste. - Nur ein Jahr nach der Thronbesteigung Heinrichs begann dessen
Freundschaft mit einem jungen vielversprechenden Geistlichen, die in
einer Katastrophe enden sollte. Erzbischof
Theobald von Canterbury
empfahl Heinrich seinen
Schützling Thomas Becket für
das Amt des Kanzlers. Der König und Becket verstanden sich auf
Anhieb glänzend und so wurde Becket
1155 denn auch wirklich Kanzler. Zeitgenossen beschrieben das
Verhältnis zwischen Becket und
dem König wie zwischen dem biblischen Josef und dem
ägyptischen Pharao. Becket
hielt groß Hof in London und der König konnte ihm nichts
ausschlagen. König und Kanzler verbrachten mitunter mehrere Tage
zusammen beim Feiern, Jagen, Diskutieren und geistreicher Konversation.
Ihr erster großer gemeinsamer Coup war im Juni 1158 die
Arrangierung einer Heirat zwischen der eben erst geborenen Tochter König Ludwigs VII. von Frankreich und
dessen zweiter Ehefrau Konstanze
von Kastilien mit dem englischen
Thronfolger Heinrich.
Auch nach seiner Scheidung von Eleonore
1152 war für Frankreichs König kein männlicher
Thronfolger in Aussicht. Heinrich
II. verfolgte mit der Ehe zwischen Margarethe und seinem Sohn Heinrich politische Ziele.
Sollte Ludwig VII. ohne
männlichen Nachkommen sterben, gedachte er salisches Erbrecht hin
oder her das Erbe seiner Schwieger-Tochter in sein Herrschaftsgebiet
einzuverleiben. Im August trafen sich Heinrich II. und Ludwig VII. an der Grenze
zwischen Frankreich und der Normandie, wo der Ehevertrag endgültig
geschlossen wurde. Schon bald wurde dieser Vertrag auf eine harte Probe
gestellt, als nämlich Heinrich
1159 im Namen Eleonores
Besitzansprüche auf die Grafschaft Toulouse anmeldete. König,
Königin und Kanzler zogen nach Frankreich, um Toulouse in ihre
Hände zu bekommen. Toulouse war nun aber in Besitz von Raimund V., Graf von Toulouse, Schwager König Ludwig VII. von Frankreich.
Dieser zog selbst mit stattlichen Truppen nach Toulouse, um es für
seine Familie zu bewahren. Heinrich
II. war in einer Zwickmühle und vor allem brauchte er mehr
Truppen und dazu mehr Geld. Eleonore
reiste also für einige Zeit nach England, um dort das
königliche Gold zu holen, damit
Heinrich eine Armee aufstellen konnte. Ludwig nutzte die Atempause und
arrangierte für seine beiden Töchter aus der Verbindung mit Eleonore eine profitable Ehe
mit den Grafen Heinrich von der Champagne und
Theobald von Blois. Beide
Grafen waren dezidierte Gegner von Heinrich
II. und dieser mußte einsehen, daß er seinen Plan,
Frankreich in sein Imperium einzugliedern, aufgeben mußte. Die
beiden genannten Grafen würden schließlich alles
unternehmen, um dieses Vorhaben Heinrichs
zu verhindern, hatten ihre Frauen doch als ältere Töchter Ludwigs VII. die besseren
Ansprüche. Wenigstens erreichte Heinrich 1160 eine
päpstliche Dispens für die Ehe seines erst
fünfjährigen gleichnamigen Sohnes und der erst
dreijährigen Margarethe von
Frankreich, war die Ehe Minderjähriger doch von der Kirche
verboten. Papst Alexander III. brauchte jedoch
angesichts des bevorstehenden Schismas Heinrichs Unterstützung.
Die Dispens wurde gewährt und die beiden Kinder in Rouen in
Anwesenheit zweier päpstlicher Legaten getraut. Sogleich zog Heinrich die im Heiratsvertrag
versprochenen normannischen Gebiete des Vexin als Mitgift seiner
Schwieger-Tochter ein und befestigte die Grenzburgen zwischen der
Normandie und Frankreich, um Ludwig
von Repressalien abzuhalten. Mit Margarethe
als Pfand in der Hand hatten seine militärischen Bemühungen
wenigstens einen kleinen Erfolg eingebracht. Zufrieden ließ Heinrich Eleonore und seine
Kinder aus England kommen, um mit ihnen in Le-Mans das Weihnachtsfest
zu feiern. - Im April 1161 verstarb Erzbischof
Theobald von Canterbury
und Heinrich II. suchte
nach einem geeigneten Nachfolger. Sogleich dachte er an seinen Freund Thomas Becket. Doch Heinrichs Mutter Matilda und der geachtete
Bischof von Hereford hielten Becket
für zu weltlich für dieses Amt. Da Heinrich wieder einmal mit
Kriegsvorbereitungen gegen Ludwig
beschäftigt war, blieb der Bischofsstuhl erst einmal vakant. Dies
hatte den Vorteil, daß die Einkünfte des Erzbistums
Canterbury der Krone zufielen. Im Lauf des Jahres 1161 veranlaßte
Heinrich II., daß
sein ältester Sohn dem Haushalt von Thomas Becket unterstellt wurde.
Dieser sollte mit der formellen Ausbildung des Jungen beginnen. Heinrich II. tat dies
natürlich in erster Linie, um Becket
dazu zu bewegen, Erzbischof von Canterbury zu werden. Becket schreckte aber noch
immer vor dem Anliegen des Königs zurück, wußte er doch
um dessen Kirchenpolitik, welche zum Ziel hatte, die Rechte und den
Einfluß der Kirche zurückzudrängen. Als Erzbischof
wäre er hin und her gerissen zwischen der Loyalität zur Krone
und der Kirche. Becket
warnte schließlich den König davor, daß ihre
Freundschaft darunter leiden würde, nähme er das Amt des
Erzbischofs an. Doch es half nichts und so sollte das Jahr 1162 zum
Schicksalsjahr für den König und seinen Kanzler werden. Am 2.
Mai 1162 wurde Becket
gemäß dem Wunsch des Königs zum Erzbischof nominiert
und am 2. Juni in Canterbury geweiht. Nach zeitgenössischen
Beobachtern vollzog sich an diesem Tag eine regelrechte Transformation
im Wesen Beckets.
Über Nacht wurde aus dem stolzen und weltlichen Höfling,
Staatsmann und Soldat ein asketischer Priester, der sich ganz seinen
geistlichen Aufgaben widmete. Gleich seine erste Amtshandlung
schockierte Heinrich. Becket gab nämlich das
Siegel des Kanzlers zurück. Er wollte fortan nicht mehr zwei
Herren dienen. König Heinrich II. brach daraufhin
schnellstens von der Normandie auf, um Becket doch noch umzustimmen.
Nach fünf Jahren der Abwesenheit, betrat Heinrich im Januar 1163 wieder
englischen Boden und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Im Oktober 1163
forderte der König die Kirche auf, schuldige Kleriker den
weltlichen Gerichten zu übergeben, damit sie nach den gleichen
Maßstäben verurteilt würden wie jeder andere Verbrecher
des Landes auch. Becket wußte
zwar um die Mißstände kirchlicher Gerichte, wollte aber der
Forderung des Königs nicht nachgeben, weil er die Freiheiten und
Rechte der Kirche angegriffen sah. Heinrich
konfiszierte daraufhin die Güter Beckets, die er diesem
während seiner Zeit als Kanzler übereignet hatte. Auch entzog
er seinen Sohn Heinrich
der Aufsicht des Erzbischofs. Um
Beckets Position zu schwächen, ernannte Heinrich sodann dessen Rivalen Gilbert Foliot zum Bischof von London. Beckets starre Haltung
führte dazu, daß nicht wenige Bischöfe auf Foliots Linie einschwenkten und
selbst Papst Alexander III., der Heinrich gegenüber allen
Grund zum Dank hatte, machte Becket
klar, daß er nicht auf die Hilfe der römischen Kurie
zählen könne. Erst diese päpstliche Intervention brachte
Becket schließlich
dazu, dem König und den "alten Rechtsbräuchen" Englands
Gehorsam zu zollen. Am 25. Januar 1164 wurden von einem Konzil in
Clarendon sechzehn neue Gesetze verabschiedet, mit denen Heinrich die Bräuche seiner
königlichen Vorfahren festgeschrieben wissen wollte. Becket verweigerte erneut
seine Unterschrift und sandte stattdessen dem Papst eine Abschrift der
Gesetzesbeschlüsse zu. Alexander
III. sah nun selbst, daß die neuen Gesetze die Freiheiten
und Rechte der Kirche in der Tat einschränkten und verwarf nahezu
jede Klausel des Gesetzeswerks. Durch den Papst gestärkt lehnte Becket nun die in Clarendon
verabschiedeten Gesetze in aller Öffentlichkeit ab. Heinrich lud ihn deshalb im
Oktober vor ein königliches Gericht, wo er sich für
finanzielle Ungereimtheiten während seiner Amtszeit als Kanzler
verantworten sollte, aber nicht als Erzbischof, sondern als
gewöhnlicher Lehnsmann. Es war klar: Heinrich wollte Becket finanziell ruinieren.
Die anderen Bischöfe unterstützten Becket indessen nicht und so
entschloß sich der als Verräter geschmähte Becket nach einer turbulenten
Woche zur Flucht nach Flandern. Kaum, daß er auf dem Kontinent
angekommen war, begann Becket auch
schon wieder gegen Heinrich
Stimmung zu machen. Er besuchte den Papst in Sens und gewann dessen
Sympathie. Er schrieb zahlreiche Briefe an alle "rechtgläubigen"
Fürsten und Regenten Europas, um sich als Opfer königlicher
Willkür darzustellen. König Ludwig VII. von Frankreich gewährte
Becket bereitwillig Asyl.
Zunächst lebte Becket
in der Abtei von Pontigny in Burgund, von 1165 bis 1170 in der Abtei
von Saint Colombe in Sens. Auf Vermittlung Ludwigs fanden in den folgenden
Jahren insgesamt zehn Treffen zwischen Heinrich und seinem ehemaligen
Kanzler statt. Doch alle endeten ohne sichtbaren Kompromiß. Was
als rechtlicher Streit begonnen hatte, entwickelte sich zu einem
Willenskampf und Streit darüber, wer die größere
Autorität besaß. - Immer wieder rebellierten während
der sechziger Jahre des 12. Jahrhunderts auch Heinrichs Vasallen in Maine, in
Poitou, der Bretagne und in Aquitanien. Deshalb sandte er 1168 seine
Frau nach Poitiers, um von dort aus ihre eigenen Länder zu
verwalten. Damit sollten die Vasallen beruhigt werden, die der angevinischen Herrschaft
müde waren. Eleonore
entfernte die meistgehaßten Regierungs-Beamten Heinrichs und ersetzte sie durch
einheimische Beamte. Sie ermutigte Adelige, die im Exil lebten, nach
Poitou und Aquitanien zurückzukehren und restituierte ihren alten
Besitz. Sie erneuerte die alten Privilegien für Städte und
Abteien. Ermutigt durch ihre Erfolge in Poitou und Aquitanien
beschloß Eleonore
schließlich, auf Dauer getrennt von Heinrich zu leben, zumal dieser
seit etwa 1165 mehr und mehr mit Rosamund
Clifford zusammenlebte. Doch die Affären ihres Mannes
können nicht allein Anlaß zu dieser Entscheidung gewesen
sein, da Eleonore ja von
Anfang an von den Seitensprüngen ihres Mannes wußte und sie
duldete. Wir wissen um Eleonores
unabhängigen Geist. Sie wollte in der relativen
Unabhängigkeit ihres Herzogtums leben. Auch hatte sie ihren
"Lieblings-Sohn" Richard
mit nach Poitiers gebracht, den sie zu ihrem Erben in Poitou und
Aquitanien bestimmt hat. Die beiden waren einander sehr zugetan und in Richards Liebe zu ihr fand Eleonore die emotionale
Erfüllung, die in ihrer Ehe mit Heinrich in den letzten Jahren
vermißte. - Am 7. Januar 1169 schloß Heinrich in Montmirail in Maine
mit Ludwig VII. einen
Friedensvertrag. Darin wurde festgelegt, daß Heinrichs ältester Sohn
gleichen Namens England, die Normandie und Anjou erhalten solle. Gottfried behielt die Bretagne
als Vasall seines ältesten Bruders und im Recht seiner
zukünftigen Frau Konstanze,
der Herzogin der Bretagne. Richard schließlich sollte
das Erbe Eleonores als Herzog von Aquitanien antreten und
der Krone Frankreichs den Eid eines Vasallen schwören. Nicht
wenige Historiker fragen sich, warum sich Heinrich II. dazu
entschloß, sein Imperium aufzuteilen. Ein Grund dafür war
wohl sein Wissen darum, wie schwer es war, solch unterschiedliche
Länder zusammenzuhalten. Auch glaubte er wohl, daß auf diese
Weise nach seinem Tod das Erbe für die weitläufige Familie der ANJOU besser zu erhalten war. Es
war damals Brauch noch zu Lebzeiten des Vaters den Thronerben zum
König zu krönen. Diesen Brauch wollte Heinrich 1170 erfüllen. Dem
Vorhaben des Königs stand nun aber einmal mehr Becket im Weg. Denn die
Krönung der englischen Könige war Privileg des Erzbischofs
von Canterbury. Doch der war zur Zeit im Exil und so sollte der
Erzbischof von York die Krönung vornehmen. Das bedeutete nun
wieder eine Beleidigung Beckets und
der englischen Traditionalisten.
Als Becket von den
Plänen Heinrichs erfuhr,
verbot er die
Krönung und erreichte vom Papst die Androhung der Exkommunikation
an alle Geistlichen, welche an der Krönung teilnehmen sollten. Der
Papst beauftragte zudem den Bischof von Worcester, einen Cousin
König Heinrichs und Parteigänger
von Becket, die Umsetzung
der päpstlichen Order in England zu überwachen. Heinrich
kümmerte sich jedoch nicht darum und brach Anfang März mit
seinem ältesten Sohn zu dessen Krönung nach London auf.
Währenddessen blieb die Königin in der Normandie zurück
und sorgte dafür, daß alle Häfen geschlossen blieben,
wodurch der Bischof von Worcester nicht nach England übersetzen
konnte. Nach ausgiebigen Vorbereitungen wurde Prinz Heinrich also am
14. Juni 1170 in der Abtei von Westminster gekrönt. Die
Krönung nahmen der Erzbischof von York sowie sechs weitere
Bischöfe vor. Eleonore
nahm an der Krönung ihres
ältesten Sohnes nicht teil. Sie zog sich mit ihrem Lieblings-Sohn
Richard nach Poitiers
zurück, wo dieser am 31. Mai 1170 zum Grafen
von Poitou investiert wurde. - Nur wenige Wochen nach der
Krönung
schien dann doch noch die nicht mehr für möglich gehaltene
Versöhnung zwischen Heinrich
und Becket greifbar
zu sein. Auf
Vermittlung von König Ludwig VII. von Frankreich und
dem
Erzbischof von Rouen trafen sich Becket
und Heinrich am 22. Juli
1170
in Fréteval. Heinrich
gestand ein, daß er mit der
Krönung seines Sohnes Becket
beleidigt habe. Er bat Becket
doch
als Erzbischof nach Canterbury zurückzukehren und seinen Sohn
diesmal zusammen mit dessen Frau Marguerite
nochmals selbst zu
krönen. Becket stimmte
zur Erleichterung Heinrichs
zu. Über
den königlichen Primat in Rechtsangelegenheiten wurde indessen
angesichts der Versöhnungsfreude nicht gesprochen. König
Heinrich erkrankte bald
danach schwer, so daß er Beckets
Rückkehr nach England nicht weiter vorbereiten konnte. Nachdem der
König sich aber Ende September wieder erholt hatte, unternahm er
eine Pilgerfahrt nach Quercy und stellte Becket danach endlich ein
Schreiben aus, in dem den Autoritäten des Landes bestätigt
wurde, daß Beckets
Rückkehr nach Canterbury dem
königlichen Willen entsprach. Becket
versöhnte sich dem
Anschein nach mit Heinrich,
rüstete aber schon kurz vor seiner
Rückkehr wieder zu neuem Kampf. Noch bevor Becket am 1. Dezember
1170 bei Sandwich englischen Boden betrat, hatte er schon Boten mit
Bannbullen nach England gesandt. Diese galten den Bischöfen,
welche den jungen Heinrich am
14. Juni in Westminster gekrönt
hatten. Am Weihnachtstag 1170 verkündete Becket schließlich
die Exkommunikation der ihm ungehorsam gewordenen Bischöfe
öffentlich von der Kanzel. Drei der exkommunizierten Bischöfe
erschienen am zweiten Weihnachtstag bei König Heinrich
II. in
Bures in der Nähe von Bayeux, wo er mit seiner Familie das
Weihnachtsfest verbrachte. Sie erzählten ihm und den versammelten
Baronen und Vasallen von Beckets
Vorgehen, woraufhin der König
einen Wutanfall bekam, bei dem er unbedachter Weise den Wunsch
äußerte endlich von Becket
befreit zu werden. Ob er in
seinem Zornesausbruch allerdings die bis heute überlieferten Worte
"Wer befreit mich von diesem Priester?" gesprochen hat, ist nicht
gesichert. Jedenfalls nahmen vier Ritter des Königs Wunsch
wörtlich und brachen nach Canterbury auf, um den Erzbischof zu
töten. Als König Heinrich später die
Abwesenheit der
vier Ritter bemerkte, ahnte er, wozu sie seinen Haushalt verlassen
hatten und sandte Reiter hinter ihnen her, um sie von einer Bluttat
zurückzuhalten. Doch es war schon zu spät. Die Katastrophe
nahm ihren Lauf. Am 29. Dezember 1170 stellten die vier Ritter Becket
in seinem Amtszimmer zur Rede und forderten ihn auf endgültig
England zu verlassen. Er lehnte ab und wies die Ritter vor die
Tür. Dann bereitete er sich auf den Vespergottesdienst in der
Kathedrale vor. Nach dem Einzug der Mönche und Geistlichen in den
Chor der Kathedrale traten auch die vier Ritter ein. Dieses Mal jedoch
waren sie voll bewaffnet. Zum Entsetzen aller Anwesenden gingen sie zu
Beginn der Vesper direkt auf Becket
zu und forderten ihn auf, die
Exkommunikation der sechs Bischöfe zurückzunehmen. Nachdem
Becket abermals ablehnte,
waren die vier zur Bluttat bereit. Nach drei
Schwerthieben, die Beckets
Hirnschale öffneten, brach er tot vor
dem Hochaltar zusammen. Die Nachricht vom Mord an Becket verbreitete
sich in Windeseile in ganz Europa und trat einen Sturm der
Entrüstung los. Der Schuldige war schnell ausgemacht: König
Heinrich II. von England.
Als Heinrich am 31.
Dezember 1170 oder am 1.
Januar 1171 vom Tod Beckets erfuhr,
erlitt er einen völligen
Zusammenbruch. Er zerriß seine Kleider und hüllte sich in
Sackleinen. Fast sechs Wochen lebte er in strenger
Zurückgezogenheit. Er sandte eine Botschaft an Papst Alexander
III., in der er beteuerte, niemals den Mord an Becket gewollt zu haben.
Der Papst zeigte sich mild. Er exkommunizierte nur die vier Ritter,
welche Becket getötet
hatten und verbot Heinrich II.
lediglich
geheiligten Boden zu betreten, bis er nach einer angemessenen Zeit der
Buße die Absolution erhalten habe. - Nach der Ermordung Beckets
zog sich Heinrich erst
einmal aus der Politik auf dem Kontinent
zurück und lenkte seinen Blick nach Irland, um dieses in den
englischen Herrschaftsbereich einzubeziehen. Um den Papst in Sachen
Becket günstig zu
stimmen, begann Heinrich II.
damit, die irische
Kirche zu reformieren und auf römischen Kurs zu bringen. Am 17.
April 1172 kehrte er schließlich wieder aus Irland zurück
und empfing in Westminster die päpstlichen Legaten, welche wegen
einer akzeptablen Lösung im Fall Becket mit dem König
verhandeln sollten. Die Verhandlungen waren erfolgreich. Danach reiste
Heinrich II. mit seinem
ältesten Sohn und dessen Frau in die
Normandie, wo er am 12. Mai 1172 in der Kathedrale von Avranches
öffentlich einen Eid schwor, daß er den Mord an Becket weder
gewollt noch angeordnet habe, sehr wohl aber in seiner Wut Dinge gesagt
habe, welche die vier Ritter dazu ermutigten, den Mord zu begehen. Der
Erzbischof von Rouen sprach Heinrich
daraufhin von jeglicher
Mittäterschaft frei und nahm den König wieder in die Kirche
auf. Anschließend trat Heinrich
nur in einem
Büßergewand bekleidet vor die Kathedrale, wo er
öffentlich von Mönchen ausgepeitscht wurde. König
Heinrich II. leistete
danach weitere Reparationen. So erstattete er dem
Erzbistum Canterbury sowie vielen Parteigängern Beckets alle einst
von ihm eingezogenen Besitzungen oder Geldvermögen zurück.
Heinrichs Versprechen,
einen Kreuzzug anzuführen wandelte der
Papst schließlich dahingehend um, daß der König
stattdessen drei religiöse Häuser gründen solle.
Heinrich hielt Wort und
gründete ein Kartäuserkloster in
Witham (Somerset). Dazu kamen als Wiedergründungen die
Klöster Amesbury (Wiltshire) und Waltham (Essex). Auch nahm er
zwei Bestimmungen der Clarendon Konstitutionen zurück, über
welche er mit Becket einst
in Streit geraten war. Becket
mag als
Märtyrer und Heiliger einen moralischen Sieg über Heinrich
errungen haben, dieser sicherte jedoch der Krone die Freiheit, ihre
Rechtsinteressen zu wahren, wo sie durch Rechtsprozesse der Kirche
beeinträchtigt wurden. - Während Heinrich II. in England
seine Bußwerke erfüllte, ließ Eleonore am 11. Juni
1172 ihren Lieblings-Sohn Richard
in der Abteikirche St. Martialus in
Limoges zum Herzog Aquitaniens
investieren. Auch wenn sie nicht die
Absicht hatte, ihm ihre ganze Autorität zu übertragen, so
wollte sie doch fortan zusammen mit ihm und möglichst ohne
Mitsprache ihres Mannes die ausgedehnten Länder ihres eigenen
Erbes regieren. Nach ausgiebiger Buße und Aussöhnung mit der
Kirche durfte Heinrich im
August 1172 endlich erleben, wie sein
ältester Sohn in Winchester ein zweites Mal gekrönt wurde,
diesmal zusammen mit seiner Frau Marguerite.
Ludwig VII. von Frankreich
lud das junge Königspaar nach der Krönung zum Jahresende nach
Paris ein, um mit ihm am französischen Hof Weihnachten zu feiern.
Kaum daß Heinrich
und Marguerite in Paris
waren, versuchte Ludwig
dann allerdings seinen Schwieger-Sohn für sich einzunehmen und
einen Keil zwischen diesen und dessen Vater Heinrich zu treiben.
König Heinrich schien Wind von den
Versuchen Ludwigs bekommen
zu
haben und befahl seinem Sohn umgehend nach Chinon in der Normandie zu
kommen, um dort mit ihm, seiner Mutter und seinen Brüdern Richard
und Gottfried das Weihnachtsfest zu verbringen. Der junge König
folgte dem Wunsch seines Vaters nur mit Widerwillen. Er kehrte zwar in
die Normandie zurück, traf sich dann jedoch nicht mit seinen
Eltern in Chinon, sondern feierte sein eigenes Weihnachtsfest, zu dem
er alle Ritter der Normandie mit Namen Wilhelm einlud. Etwa 110
Ritter
sind dieser Einladung nachgekommen. König
Heinrich II. spürte
nicht erst anhand dieses Zwischenfalls, daß er allmählich
seine Autorität über seine drei ältesten Söhne
verlor. Eleonore stellte
sich eindeutig auf die Seite ihrer Söhne.
Wie eine Löwin, so war sie bereit für ihre Kinder zu
kämpfen, damit sie zu ihrem Recht kamen. Dies zeigt, daß
sich Eleonore inzwischen
völlig von ihrem Mann entfremdet hatte Es
sollte schließlich nicht mehr lange dauern, bis sie ihre drei
ältesten Söhne in eine offene Rebellion gegen Heinrich
führen würde. Die rebellischen Söhne konnten sich der
Unterstützung vieler Vasallen gerade in Poitou, Aquitanien und der
Bretagne sicher sein, denn diese sehnten sich nach einem Ende von
Heinrichs autoritärer
Herrschaft, die so oft gegen lokale
Autoritäten gerichtet war. Daß Eleonore im Vorfeld der
Rebellion Kontakt zu ihrem Ex-Mann Ludwig
VII. aufnahm, darf als sicher
gelten, war er doch ihr oberster Lehnsherr und sehr daran interessiert,
Heinrich II. zu
schwächen. So kam ihm die Rebellion Eleonores und
ihrer drei ältesten Söhne gerade recht. Die Chronisten sind
sich lediglich uneins im Urteil darüber, in wie weit Eleonore und
Ludwig wirklich die
treibenden Kräfte in der Rebellion von
Heinrich, Gottfried und Richard gegen ihren Vater waren.
Gervasius von
Canterbury und Wilhelm
von Newburgh klagen Eleonore
an, die gesamte
Rebellion geplant zu haben. Richard
FitzNigel sieht in Eleonore
jene,
welche die hitzköpfigen Söhne in ihrem Macht- und
Unabhängigkeitsstreben lediglich unterstützt hat. Dabei habe
sie es in Kauf genommen, daß sich dieses Streben nach
Unabhängigkeit dann gegen König Heinrich II. selbst richtete.
Ralph von Diceto wiederum
klagt Eleonore an, die
Gedanken ihrer
Söhne vergiftet zu haben. Die anonyme Quelle Gesta Henrici
Secundi benennt als Drahtzieher der Rebellion König Ludwig
VII. von Frankreich, Königin
Eleonore und der Seneschall des
Poitou Raoul de Faye.
Die Gesta nennen ihn den bösen
Genius von Königin Eleonore. Wie dem auch sein, die
Rebellion
begann in der letzten Februarwoche 1173, als der junge König
Heinrich seinen Vater
aufforderte, ihm und seinen Brüdern mehr
Macht zu übertragen. Zugleich verweigerte er seinem jüngsten
Bruder Johann Gebiete zu
übertragen, die rechtmäßig zu
seinem Erbteil gehörten. Der junge König begründete
seinen Anspruch damit, daß es der Wunsch König Ludwigs VII.
von Frankreich und vieler Barone Englands und der Normandie sei,
daß sein Vater ihm und seinen Brüdern mehr Macht zugestehen
solle. Spätestens jetzt erkannte der Heinrich II., wie breit die
Rebellion gegen ihn angelegt war. Doch noch immer wollte er nicht
glauben, daß auch seine Frau Eleonore
ihre Finger mit im Spiel
hatte. Er verbannte zahlreiche Ritter aus dem Haushalt und Umfeld des
jungen Königs ließ aber Eleonores
Machtbefugnisse ebenso
unangetastet wie die von Richard
und Gottfried. Anfang
März nahm
er den jungen Heinrich schließlich
mit sich in die Normandie, um
ihn unter stetiger Beobachtung zu halten. Am 5. März kamen die
beiden in Chinon an, wo der König dann darauf bestand, mit seinem
Sohn eine Kammer zu teilen. Doch schon in der ersten Nacht schlich sich
der junge Heinrich davon
und floh. Sein Vater eilte ihm nach, um ihn
gefangen zu nehmen, mußte jedoch feststellen, daß die
Flucht von langer Hand geplant worden war, fand der flüchtige
Heinrich doch auf seinem
Weg nach Paris an vielen Stellen frische
Pferde und Fluchthelfer. In Paris angekommen schworen sich Heinrich und
sein Schwieger-Vater König
Ludwig VII. einander gegen
den
gemeinsamen Feind König Heinrich II. beizustehen. Dieser
sandte
daraufhin eine Delegation von Bischöfen nach Paris, um Ludwig zur
Auslieferung seines Sohnes zu bewegen. Dieser weigerte sich, da der
König von England in Paris sei und er von keinem anderen
englischen König Befehle annehmen werde. Kaum, daß der junge
Heinrich in Paris angekommen war, erklärten auch schon
beiderseits
des Ärmelkanals zahlreiche Barone ihre Unterstützung für
den "neuen" König. Manche historische Quelle besagt, der junge
König sei kurz darauf nach Aquitanien gereist, um seine
Brüder und seine Mutter für seinen Aufstand zu gewinnen.
Andere Quellen gehen davon aus, Eleonore
habe ihre beiden Söhne
Richard und Gottfried nach Paris geschickt,
wo sie sich ihrem
älteren Bruder anschließen sollten. Wie dem auch sei,
Eleonore und ihr Ratgeber Raoul de Faye ermutigten die
Barone des
Südens sich der Sache des jungen Heinrich anzuschließen, um
so das angevinische Joch
abzuschütteln. Spätestens jetzt
muß König Heinrich II. gemerkt haben,
daß er sich auf
die Loyalität seiner Frau nicht mehr verlassen konnte. Er
beauftragte daher den Erzbischof von Rouen Eleonore zu schreiben und
sie an ihre ehelichen Pflichten und Gelöbnisse ihrem Ehemann
gegenüber zu erinnern. Sie solle gefälligst ihren
Einfluß auf ihre Söhne dahingehend nutzen, um sie zu
kindlichem Gehorsam gegenüber ihrem Vater zu bewegen. Doch
Eleonore dachte gar nicht
daran, diesen Forderungen nachzukommen. Wenn
König Heinrich II. noch eines Beweises
für Eleonores
Verstrickung in die Rebellion seines ältesten Sohnes brauchte,
fand er sie in ihrer hastig arrangierten Flucht nach Paris im Mai 1173.
Als Mann verkleidet machte sie sich von Poitiers aus auf den Weg, weil
sie sich am Hofe ihres ehemaligen Ehemanns zur Zeit deutlich sicherer
fühlte. Heinrichs
Spione waren jedoch auf der Hut und durch Verrat
gelang es ihnen schließlich die Königin unter Arrest zu
stellen. Auf welche königliche Festung man Eleonore brachte, ist
nicht sicher. Da sie keine gewöhnliche Gefangene war, dürfte
sie des öfteren in eine andere Festung verbracht worden sein.
Für das ganze folgende Jahr ist nichts über den Verbleib von
Eleonore zu erfahren, was
von König Heinrich sicher so gewollt
war, um seine Söhne an einer Befreiung ihrer Mutter zu hindern. -
Auch ohne Eleonore wuchs
die Rebellion bis zum Ende des Frühjahres
1173 beträchtlich an. Sie umfaßte schon bald nicht nur den
König von Frankreich und die drei ältesten Söhne
Heinrichs II., sondern auch
den König von Schottland, sowie viele
Magnaten Englands und die Herzöge von Blois, Flandern, der
Champagne und von Boulogne sowie verschiedene Barone von Anjou, Maine,
Poitou, Aquitanien und der Bretagne. Chronisten sagen, König
Heinrich II. seien einzig
sein jüngster legitimer Sohn Johann
und
sein illegitimer Sohn, Bischof
Gottfried von Lincoln sowie
das
Herzogtum Normandie als treue Anhänger geblieben. Gegen die
Festungen der Normandie wurden von den Rebellen denn auch die
härtesten militärischen Schläge geführt. Aber nicht
nur die Normandie war Kriegsschauplatz, auch in Anjou, der Bretagne und
Maine kam es zu bewaffneten Aufständen gegen König Heinrich
II. Nur mit der Hilfe von Söldnerheeren aus Brabant konnte
er den
Aufstand in der Bretagne niederschlagen. Danach führte er eine
massive Invasion nach Poitou. Heinrich
II. kämpfte den ganzen
Sommer 1173 über hart, um die Rebellen zurückzuschlagen. Auch
wenn diese den Papst um Unterstützung angingen, blieb die Kirche
doch Heinrich II.
gegenüber loyal. Dieser sicherte sich die
Unterstützung der Kirche unter anderem dadurch, daß er
eiligst zahlreiche vakante Bistümer in England und anderswo mit
ihm genehmen Kandidaten und Parteigängern besetzte. Seine
militärischen und taktischen Fähigkeiten halfen Heinrich II.
zusätzlich seine Gegner in Schach zu halten. Am 25. September 1173
traf er sich schließlich mit König
Ludwig VII. von
Frankreich und seinen drei Söhnen in Gisors zu am Ende
erfolglos
gebliebenen Verhandlungen. Unterdessen starteten von Schottland und von
Flandern aus zwei Invasionen gegen England, um König Heinrich II.
zu stürzen. Die Invasionen schlugen jedoch fehl und Heinrich blieb
Herr über England. Der Krieg zog sich dennoch hin und als im Juni
1174 eine erneute schottische Invasion drohte, sah König Heinrich
II. darin eine Strafe Gottes für sein Versagen, den Mord an
Becket genügend
gesühnt zu haben. Mit den Ehefrauen seiner
rebellierenden Söhne, seinem jüngsten Sohn Johann und seiner
Frau Eleonore brach er
daher am 8. Juli 1174 nach England auf. Dort
angekommen, wurde Eleonore sofort
wieder in Arrest genommen und wohl in
die Burg nach Winchester oder Sarum bei Salisbury gebracht. Heinrich
II. begab sich dagegen auf Pilgerfahrt nach Canterbury, wo sich
der
Schrein des am 21. Februar 1173 heiliggesprochenen Thomas Becket
befand. Er legte in Sichtweite der Stadt seine königlichen
Gewänder ab, kleidete sich in Sackleinen und ging dann
barfuß den Weg zur Kathedrale, wo er sich vor Beckets Grab
niederwarf. Anschließend erbat er sich die Absolution von den
anwesenden Bischöfen und ließ sich dann auch noch von allen
in der Kathedrale anwesenden Geistlichen drei bis fünf
Schläge auf den entblößten Rücken geben.
Schließlich blieb Heinrich den restlichen Tag und die ganze Nacht
im Gebet vor Beckets Grab
liegen, bevor er am frühen Morgen an der
Messe in der Kathedrale teilnahm. Dann zog er nach London, um ein wenig
Schlaf zu finden. - Mitten in der Nacht wurde ihm dann er Sieg
über die schottischen Truppen überbracht, deren König in
der Burg von Richmond gefangensaß. Heinrich deutete dies als
Zeichen göttlicher Vergebung und als Akt der Fürsprache des
Heiligen Thomas Becket. Mit der
Gefangennahme des schottischen
Königs brach die Rebellion in England endgültig zusammen. Im
August 1174 konnte König Heinrich II. ein befriedetes
England
verlassen, um sich seinen Gegnern jenseits des Kanals zu stellen.
Heinrichs Siegeszug hielt
den ganzen Herbst über an. Ja, er schien
seinen Gegnern seit der Wallfahrt zum Schrein Beckets unbesiegbar zu
sein. König Ludwig VII. sah kein anderes
Mittel, als mit Heinrich
Frieden zu schließen und er setzte jetzt auch alles daran diesen
mit seinen Söhnen zusammenzubringen. Die drei hatten nun keine
andere Wahl als ihrerseits den Frieden mit dem Vater zu suchen. Dieser
wußte wohl, daß seine Söhne nicht aus innerer
Überzeugung den Frieden mit ihm suchten, sondern aus ihrer
momentanen militärischen und politischen Schwäche heraus,
doch auch er wollte endlich wieder Ruhe in seinem Reich und zeigte sich
daher in den Verhandlungen mit ihnen milde und großzügig. Er
sprach ihnen beträchtliche Einkommen zu und bedachte sie mit
Festungen und Burgen in ihren Erbländern. Doch mehr politische
Macht und Unabhängigkeit als vor der Rebellion gab er ihnen nicht.
Auch wenn Heinrich seinen
Söhnen aufgrund ihres jungen Alters und
schlechter Berater wie Eleonore
und König Ludwig VII. verzieh, die
Beziehung zu ihnen sollte von nun an von Bitterkeit über ihren
Verrat und von stetem Mißtrauen geprägt bleiben. - Heinrichs
Liebling war fortan sein jüngster legitimer Sohn Johann und sein
illegitimer Sohn Gottfried,
der schon genannte Bischof von
Lincoln, der
1173/74 Heinrichs Sache
in Englands Norden ausfocht. Er wurde fortan
zum engsten Berater Heinrichs.
Nach dem Friedensschluß mit seinen
Söhnen und dem Ende der Rebellion ließ Heinrich alle Geiseln
frei. Er verkündete sogar eine General-Amnestie für alle, die
gegen ihn gekämpft hatten. Davon ausgenommen war einzig seine Frau
Eleonore. Sie sollte bis
zum Tod Heinrichs seine
Gefangene bleiben. -
König Heinrich II. hielt seine Frau
unter strenger Bewachung und
unterband jeglichen Kontakt zu ihren Söhnen. Wenige wußten,
wo sich Eleonore jeweils
befand, so diskret versteckte sie Heinrich vor
der Öffentlichkeit. Eleonores
Gefangenschaft sorgte gerade in
Poitou und Aquitanien für Trauer und Bitterkeit. Dort wandten sich
ihre Gefolgsleute und Vasallen an ihren Lieblings-Sohn Richard. Er trat
in Eleonores
Fußstapfen. Nach der Gefangennahme Eleonores begann
Heinrich II. offen mit
seiner Mätresse Rosamund Clifford
zusammenzuleben. Sie nahm aber in der Öffentlichkeit nie die
Stelle der Königin ein. Nach dem Chronisten Gervasius von
Canterbury unternahm Heinrich
1175 den ersten Versuch seine Ehe mit
Eleonore annullieren zu
lassen. Es bestand dazu auch guter Grund, waren
beide doch wesentlich enger miteinander verwandt, als das zwischen
Eleonore und ihrem ersten
Ehemann Ludwig VII. von Frankreich
der Fall
gewesen war. Und jene Ehe ist ja bekanntlich wegen zu enger
Blutsverwandtschaft gelöst worden. Falls Eleonore auch ein
Verhältnis zu Heinrichs
Vater gehabt haben sollte, so käme
auch noch Inzest dazu, was eine Ehe ungültig gemacht hätte.
Eine Annullierung aus genannten Gründen brachte jedoch die Gefahr
mit sich, daß Heinrichs
Kinder mit Eleonore die Legitimität
genommen würde. Wie auch immer - mit der angestrebten Annullierung
seiner Ehe war Heinrich II.
drauf und dran deren Erbe zu verspielen.
Sollte nämlich der Papst die Ehe auflösen, würden
Eleonores Länder an
sie und nach ihrem Tod an ihre Söhne
fallen Außerdem wäre sie nicht länger Heinrichs
Untertan und er hätte keinen Grund mehr, sie in Haft zu
halten.
Sie könnte nach Aquitanien zurückkehren und erneut gegen ihn
intrigieren. Keine rosige Aussicht für Heinrich. 1176 machte
Heinrich daher Eleonore ein Angebot. Sie
könne als Äbtissin
nach Fontevraud gehen und den Schleier nehmen. Dafür müsse
sie nur der Annullierung der Ehe zustimmen. Von der Aushändigung
ihres Erbbesitzes war in dem Angebot jedoch keine Rede. Eleonore dachte
aber gar nicht daran, der Welt zu entsagen, ihr Erbe aufzugeben und als
Nonne zu leben, noch dazu in einem Kloster, das im Einflußbereich
Heinrichs lag. So sehr sie
auch Fontevraud mochte - später sollte
sie ihre letzte Lebenszeit dort verbringen - führte sie nun
ihrerseits gegen ihren Mann Klage beim Erzbischof von Rouen, Heinrich
wolle sie zu einem monastischen Leben zwingen. Da sich der Erzbischof
daraufhin weigerte, Eleonore
zum Klosterleben zu zwingen, blieb
Heinrich nichts anderes
übrig als in Rom um eine Annullierung
nachzusuchen. Dort ruhte die Sache allerdings erst einmal. - Im Sommer
1176 entließ Heinrich II.
seine Tochter Johanna nach
Italien, wo
sie den König von Sizilien,
Wilhelm II., heiraten
sollte. Im
September desselben Jahres wurde Heinrichs
jüngster Sohn Johann
mit seiner Cousine Hawise,
der Tochter des Grafen von Gloucester,
verlobt. Ebenfalls 1176 oder auch 1177 starb Heinrichs Mätresse
Rosamund Clifford. Sie
zog sich zum Sterben in das Kloster von Godstow
in der Nähe von Oxford zurück. Ihr Tod dürfte im
Gegensatz zu Heinrich von
dessen Frau wenig beweint worden sein. Ab dem
14. Jahrhundert kursieren unzählige Gerüchte, Balladen,
romantische Geschichte und Legenden, wonach Eleonore ihre Rivalin aus
Eifersucht hat umbringen lassen. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie als
historisch unhaltbar widerlegt. Kaum daß Rosamund tot war, suchte
Heinrich II. Trost bei der
Verlobten seines Sohnes Richard,
Alice von
Frankreich. Er schien sich der Annullierung seiner Ehe mit Eleonore
sicher zu sein, sonst hätte er dieses skandalöse
Verhältnis wohl kaum gewagt. Vielleicht intendierte er ja, mit
Alice eine neue Dynastie zu
gründen, da die Söhne mit
Eleonore im Fall der
Eheannullierung für illegitim erklärt
werden konnten. König Ludwig VII. von Frankreich
hörte von
seiner Tochter Marguerite
vom Buhlen Heinrichs um
deren Schwester. Er
zögerte nicht lange und verlangte vom Papst die unverzügliche
Heirat von Richard und Alice. Wenn Heinrich sich weigern sollte,
hoffte
Ludwig auf ein
päpstliches Interdikt gegen England. Der Gefahr
voll bewußt, reiste Heinrich
II. nach Frankreich, um in Ivry mit
König Ludwig zu verhandeln. Heinrich versprach Ludwig die Hochzeit
von Richard und Alice, sobald alle rechtlichen
Fragen geklärt
seien. Zudem beschlossen beide bald einen gemeinsamen Kreuzzug zu
unternehmen. Nach der Rückkehr aus Frankreich hielt Heinrich seine
Beziehung zu Alice so
geheim als möglich. Eine Heirat Alices mit
Richard war kaum mehr in
Sicht, zumal dieser keine Lust hatte, die
Mätresse seines Vaters zu heiraten. 1177 verlieh Heinrich seinem
jüngsten Sohn Johann Irland zum Lehen und Erbe. 1177
kamen auch
die Heiratsverhandlungen mit Kastilien zum erfolgreichen Ende.
Heinrichs dritte Tochter, Eleanor, sollte noch im
September in der
Kathedrale von Bourgos König
Alfons VIII. von Kastilien heiraten.
Im August 1179 kam schließlich König
Ludwig VII. von
Frankreich zu einem fünftägigen Besuch nach England.
Er
wollte die freundschaftlichen Bande mit Heinrich vertiefen und in
Canterbury zum Grab des Heiligen
Thomas Becket pilgern. Er
brachte
reiche Geschenke für den Schrein und die Kathedrale darunter einen
großen Rubin, bis heute als Régale de France bekannt. Drei
Tage verbrachte er mit Fasten, Gebet und Gottesdienst an heiliger
Stätte. Danach kehrte er nach Frankreich zurück, wo er kurz
darauf einen schweren Schlaganfall erlitt, der ihn halbseitig
lähmte. So konnte er der Krönung seines Sohnes Philip in
Reims nicht beiwohnen. Die Regentschaft Ludwigs war praktisch vorbei
und schon im folgenden Jahr verstarb er. Sein Sohn folgte ihm als
Philipp II. auf den Thron.
Er war ein ganz anderer Mensch als sein
Vater. Äußerlich eher unansehnlich war er doch sehr
ehrgeizig und verfolgte nur ein Ziel, nämlich die angevinischen
Länder Frankreich einzuverleiben. 1180 verschärften sich die
Rivalitäten zwischen Eleonores
Lieblings-Sohn Richard und
seinem
ältesten Bruder Heinrich.
Letzterer versuchte Richards
Unbeliebtheit in Aquitanien auszunutzen, um hinter dessen Rücken
Komplotte mit den aquitanischen Magnaten zu schmieden. Heinrich war es
leid, vom Vater gegängelt zu werden und jeder Macht beraubt zu
sein. Er stellte ein Heer zusammen, um gegen seinen Bruder Richard zu
ziehen. Als König Heinrich II. in die Normandie
eilte, um seinen
Ältesten zur Vernunft zu bringen, schossen dessen Soldaten zweimal
auf den König, der dabei nur knapp dem Tod entging. Heinrich II.
entzog seinem ältesten Sohn daraufhin die Geldmittel, so daß
dieser seine Truppen nicht mehr finanzieren konnte. Der Bruderkrieg war
abgewendet. Der junge Heinrich
dachte jedoch gar nicht daran, ein
weiteres Mal vor seinem Vater zu Kreuze zu kriechen und durchstreifte
stattdessen mit einigen Anhängern raubend das Land. Selbst vor dem
Schrein des Heiligen Roland in Rocamadour machte die "Diebesbande"
nicht halt. Im Juni 1183 raubten sie das Altargeschirr und wertvolle
Reliquien aus der dortigen Wallfahrtskirche. Doch schon wenige Tage
später wurde der junge Heinrich
vom Fieber erfaßt . Er
erreichte noch das Dorf Martel in Quercy, wo er bei einem Bürger
Unterschlupf fand. Als Heinrich
immer schwächer wurde, sandte der
Bürger nach dem Bischof von Agen (heutiges Departement
Lot-et-Garonne), der nach dem jungen König schauen sollte. Der
Bischof sah, daß es mit Heinrich
zu Ende ging und suchte sofort
dessen Vater in Limoges auf. Die Berater des Königs witterten eine
Falle und rieten ihm ab, selbst nach Martel zu reisen. So sandte
Heinrich II.
schließlich seinen Leibarzt, sowie Geld und einen
Saphir-Ring, der seinem Großvater Heinrich I. gehörte. Der
Ring sollte als Versöhnungszeichen dienen. Am 11. Juni 1183 starb
der junge Heinrich. Zuvor
beichtete er noch und ließ für
seinen Vater einen Brief aufsetzen, in dem er ihn um Vergebung und um
die Freilassung seiner Mutter Eleonore
bat. Diesen letzten Wunsch
wollte Heinrich seinem
Sohn jedoch nicht gewähren. Immerhin sandte
er Thomas Agnell, den Erzdiakon von Wells zu Eleonore, um ihr die
Todesnachricht ihres ältesten Sohnes zu überbringen. - Nach
dem Tod seines ältesten Sohnes wollte Heinrich die Länder neu
und gerechter unter seinen Söhnen aufteilen. Dahinter stand die
Absicht seinem Liebling Johann mehr
Einfluß und Besitz zu
sichern. Denn dieser hatte bis dato außer Irland und einigen
Gütern in England keinen Besitz, was ihm damals den Beinamen
"Lackland"
(ohne Land) einbrachte. Nach dem Willen Heinrichs hätte
Richard für seinen
Bruder Johann auf Poitou
und Aquitanien
verzichten sollen. Dazu war er aber alles andere als bereit, hatte er
doch seit der Gefangenschaft seiner Mutter Eleonore hart um deren Erbe
gekämpft. Richards
Bruder Gottfried
schloß sich daraufhin
mit Johann zusammen und
die beiden starteten eine Invasion in Poitou,
um Richard doch noch zum
Einlenken zu zwingen. Richard
zog nun
seinerseits plündernd und raubend durch die Bretagne, den Besitz
seines Bruders Gottfried. Heinrich II. wollte den Frieden
und rief
seine drei Söhne auf, die Waffen niederzulegen und im November
1184 nach Westminster zu kommen, um eine einvernehmliche Lösung zu
finden und einen neuen Erzbischof für Canterbury zu ernennen. Zu
diesem Treffen war auch Eleonore
geladen. Am 30. November 1184 war sie
nach nahezu zehn Jahren das erste mal wieder mit ihren Söhnen
vereint. Heinrich hatte
sie jedoch nicht wegen eines Wiedersehens mit
ihren Söhnen an den Hof geladen, sondern aus politischen
Interessen. Sie sollte Zeugin der Versöhnung ihrer Söhne sein
und zugleich als Herzogin von Aquitanien ihre Länder Aquitanien
und Poitou offiziell Johann
zum Erbe geben, da dies eine gerechtere
Aufteilung des angevinischen
Reiches mit sich brächte. Doch
Eleonore versagte ihre
Zusammenarbeit, hatte sie doch ihre Länder
bereits vor Jahren Richard
übereignet. Daraufhin zog Heinrich
II.
die Verwaltung von Poitou und Aquitanien wieder an sich und
besetzte
die stärksten Burgen mit eigenen Besatzungen. Er wollte seiner
Frau und seinem Sohn Richard
zeigen, wer die Zügel in der Hand
hielt. - Im August 1186 starb Heinrichs
dritter Sohn Gottfried und
ab
1187 spitzte sich der Streit über die Heirat von Alice und Richard
erneut zu. König Philipp II. forderte wegen des
andauernden
Hinausschiebens der Heirat seiner Schwester mit Richard von König
Heinrich deren "Mitgift", das Herzogtum Berry und das Vexin,
zurück. 1188 kam es zu militärischen Auseinandersetzungen in
der Sache. Am 10. Juli verließ Heinrich II. das letzte Mal
England, um selbst in den Kampf gegen Philipp zu ziehen. Es scheint,
daß er sich vor seinem Aufbruch noch einmal zur Burg Sarum bei
Salisbury aufmachte, um sich von Eleonore
zu verabschieden. Es sollte
ihr letztes Treffen sein. Inzwischen hatte sich Richard mit Philipp II.
verbündet und als es Heinrich
bei einem Friedenstreffen in La
Ferté Bernard am 4. Juni 1189 noch einmal ablehnte, Richard mit
Alice zu verheiraten und
diesen sein Erbe in Anjou, Maine und Touraine
antreten zu lassen, kam es zum endgültigen Bruch zwischen Heinrich
und Richard. - Dieser fiel
nun als "Lehnsmann" des französischen
Königs mit dessen militärischer Hilfe in Anjou, Maine und
Touraine ein, um sie in seinen Besitz zu nehmen. Richard belagerte
schließlich seinen Vater in dessen Geburtsstadt Le Mans und zwang
ihn nach deren Erstürmung zur Flucht in die Normandie. Heinrich
II. war geschwächt und ein Abszeß einer Analfissur
führte zu einer Blutvergiftung und zu hohem Fieber. Von der
Krankheit gezeichnet mußte er sich am 4. Juli 1189 in
Colomières vor Philipp
und Richard erniedrigen
und harte
Friedensbedingungen diktieren lassen. Richard sollte Erbe aller
Länder diesseits des Ärmelkanals und von England bleiben und
Alice sollte an ihren
Bruder Philipp II.
übergeben werden. Alle,
die für Richard
Partei ergriffen hatten, sollten begnadigt und
wieder in all ihre Rechte eingesetzt werden und schließlich
sollte Heinrich II. auch
noch Reparationen in Höhe von 20.000 Mark
an Philipp II. zahlen
sowie bis zur Fastenzeit 1190 an einem neuen
Kreuzzug teilnehmen. Der tot kranke Heinrich stimmte allen
Bedingungen
zu und kehrte nur mit Mühe nach Chinon zurück. Dort ging er
in die Kapelle, machte seinen Frieden mit Gott, beichtete und
ließ sich vom Erzbischof von Canterbury nochmals die Absolution
für seine Vergehen und Sünden geben. Danach verließ ihn
der Lebenswille und schon am 6. Juli starb er. Nun war Richard der
unangefochtene Erbe des angevinischen Reiches. Er begleitete seinen
toten Vater nach Fontevraud, wo dieser am 10. Juli 1189 beigesetzt
wurde. - Heinrich II.
gehört zweifellos zu den bedeutenden
Königen der englischen Geschichte. Er baute den Zentralstaat
zügig aus und schuf mit dem Hof von Westminster einen zentralen
königlichen Regierungssitz und einen zentralen königlichen
Gerichtshof. Gegenüber der Kirche setzte Heinrich mit den
Konstitutionen von Clarendon die königliche Rechtshoheit durch,
die während der Zeit des Bürgerkriegs von den kirchlichen
Gerichten zurückgedrängt worden war. Auch dehnte er die
Zuständigkeit des königlichen Gerichtes zielbewußt
gegen die Barone und Magnaten aus. Damit stand über allen
kirchlichen und feudalen Besonderheiten ein "Common Law", ein
allgemeines Recht. Durch Erneuerung des Untertanen Eides wurden die
Kron- und Untervasallen eng mit dem König verbunden, was den
Landesfrieden deutlich stärkte. Heinrichs Hof war aber nicht nur
Regierungszentrum, sondern auch kultureller und literarischer
Mittelpunkt. Wie kein König vor ihm war er Patron der schönen
Künste. Heinrich II.
hat dem Land nach wirrer Zeit Frieden und
eine starke Regierung gegeben. Er besaß Sinn für Bildung und
Recht, aber auch für Macht und Herrschaft. Einzig sein hitziges
Temperament, das zur Ermordung Beckets
und zur Entfremdung von seiner
Frau und seinen Söhnen führte, schmälerte am Ende seine
staatsmännischen Leistungen.
Quellen:
-----------
Jean Bouchet, Les annals
d´Aquitaine. Faicts and gestes en sommaire des roys de France,
& d´Angleterre, & pais de Naples & de Milan,
Erstausgabe Poitiers 1525 - Antoine Dadin de Hauteserre, Rerum
aquitanicarum libri quinque, in quibus vetus Aquitania illustratur,
Toulouse 1648 - Ders., Rerum aquitanicarum libri quinque qui
sequuntur, quibus continentur gesta regum & ducum Aquitaniae,
à Clodoueo ad Eleënoram usque, Toulouse 1648 - William of
Newburgh, Historia Rerum Anglicarum: The History of English Affairs,
hrsg. v. Thomas Hearne, 3 Bde., Oxford 1719; die neuste Überetzung
und Ausgabe stammt von P.G. Walsh u. M.J. Kennedy, Warminster 1988
(William von Newburgh war Augustinerchorherr in Newburgh, Yorkshire.
Sein Werk gilt als eine der wichtigsten Quellen zur Regierungszeit
Heinrichs II.); - Thomas Deloney, Fai[r Rosamond] Ga[?...] who wa[s
King Henry] the Seco[nd's concubine], and put [to death] by Queen
[Elinor,] in the bower of Woodstock, near Oxford, Newport 1746 (Es
handelt sich hierbei um eine Ballade über Rosamund Clifford, die
Mätresse von König Heinrich II., die Gerüchten zufolge
von dessen Ehefrau Eleonore von Aquitanien ermordet worden sein soll)
- Jean Cussac und Isaac de Larrey, Histoire d'Éléonor de
Guyenne, duchesse d'Aquitaine; contenant ce qui s'est passé de
plus mémorable, sous les regnes de Louis VII, dit le Jeune, roi
de France, d'Henri II & de Richard son fils, surnommé
Cœur-de-Lion, rois d'Angleterre, Paris 1788 - Sir Thomas More, Michael
Drayton, Thomas Hearne and others, The Unfortunate Royal Mistresses,
including Rosamund Clifford and Jane Shore, Concubines to King Henry
the Second and Edward the Fourth, with Historical and Metrical Memoirs
of those Celebrated Persons, London 1825 - Peter von Blois, Petri
Blensis Archidiaconi Opera Omnia, hrsg. v. J.A. Giles, 4 Bde., Oxford
1846/47 (Peter von Blois kam auf Einladung Heinrichs II. nach England
und diente diesem erfolgreich als Sekretär. Später war er
Sekretär von Erzbischof Balduin von Canterbury und
schließlich von Eleonore. Sie trug auch dazu bei, daß er
zum Erzdiakon von London ernannt wurde. Vor allem Peter von
Blois´ Briefe geben Einblicke in Heinrichs und Eleonores Leben
und Wirken) - Giraldus Cambrensis, De Principis Instructione:
Concerning the Instruction of Princes, übersetzt und hrsg. v. J.
Stevenson, London 1858 - Giraldus Cambrensis, Opera, hrsg. v. J.S.
Brewer, J.F. Dimmock u. George F. Warner, 8 Bde. (Rolls Series), London
1861-1891 - Giraldus Cambrensis, The Autobiography of Giraldus
Cambrensis/Gerald the Welshman, übersetzt und hrsg. v. H.E.
Butler, London 1937; (Giraldus Cambrensis oder auch Gerald von Wales
genannt war Sohn eines normannischen Ritters und einer walisischen
Prinzessin. Er war einer der bekanntesten Autoren seiner Zeit. Ihm
verdanken wir umfassende Reisebreichte und topographische
Beschreibungen von Irland und Wales, die er 1188 bzw. 1191 bereist hat.
Beide Werke hat er Heinrich II. gewidmet. Auch schrieb er die
älteste uns erhaltene Autobiographie des Mittelalters. Giraldus
lehrte zunächst in Oxford und wurde 1172 Erzdiakon von Brecon.
1176 wählte ihn das Domkapitel von St. David´s in Wales zu
seinem Bischof. König Heinrich II. weigerte sich jedoch die Wahl
anzuerkennen, weil er Giraldus, in dessen Adern königlich
walisisches Blut floß, nicht traute. Wegen dieser
Zurückweisung nahm er eine ablehnende Haltung gegenüber
Heinrich II ein. Dies zeigt sich auch in seinen folgenden Werken.
Nachdem er sich 1183 mit dem König ausgesöhnt hatte, diente
Giraldus diesem von 1184 bis 1189 als Kaplan. Alles in allem sah er die
Angevinen als vom Teufel stammend an. Auch Heinrichs Frau Eleonore von
Aquitanien beschreibt er in düsteren Bildern. Dennoch ist Giraldus
eine der wichtigsten Quellen zur Zeit Heinrichs II.) - Roger of
Hoveden, Gesta Regis Henrici Secundi et Gesta Ricardi I: The Deeds of
King Henry the Second and the Deeds of Richard I (dieses Werk wurde
früher irrtümlicherweise Abt Benedikt von Peterborough
zugeschrieben), hrsg. v. William Stubbs, 2 Bde. (Rolls Series), London
1867; neu übersetzt und hrsg. v. D.C. Douglas und G.W. Greenaway,
(in: English Historical Documents, 1042-1189), London 1953 - Roger of
Hoveden, Chronica Magistri Rogeri de Houedene, hrsg. v. William Stubbs,
4 Bde. (Record Society 51), London 1871 - John of Salisbury, Materials
for the History of Thomas Becket, hrsg. v. J.C. Robertson (Rolls
Series), London 1875-1885 - John of Salisbury, The Letters of John of
Salisbury, revidierte Ausgabe v. C.N.L. Brooke, 2 Bde., London 1955/65
(John of Salisbury war einer der klügsten Köpfe seiner Zeit.
Er studierte unter Peter Abélard in Paris, diente Papst Eugen
III. als Beamter und wurde schließlich Sekretär von
Erzbischof Theobald von Canterbury und danach von Thomas Becket, von
dessen Ermordung er Augenzeuge wurde. John of Salisburys Briefe und
Werke sind wichtige Quellen zum Leben und Wirken Thomas Beckets sowie
zum Ringen zwischen Krone und Kirche im England des ausgehenden 12.
Jahrhunderts.) - Ralph von Diceto, Radulfi de Diceto Decani
Londoniensis Opera Historica: The Historical Works of Master Ralph of
Diceto, Dean of London, hrsg. v. William Stubbs, 2 Bde., London 1876
(Ralph von Diceto war zunächst Kanoniker und ab 1180 Dekan der St.
Pauls Kathedrale von London. Sein Werk "Images of History" stellt eine
bedeutende geschichtliche Chronologie dar. Diceto war ein genauer
Forscher. In seinen Werken verarbeitete er zahlreiche Dokumente und
Quellentexte seiner Zeit. Was ihn von vielen Zeitgenossen unterscheidet
ist, daß Diceto sehr objektiv die Geschehnisse seiner Zeit
berichtet und daß er bereits versucht die Geschehnisse zu
analysieren und ihre Gründe und Ursachen darzulegen) - Court,
Household and Itinerary of King Henry II, instancing also the Chief
Agents and Adversaries of the King in his Government, Diplomacy and
Strategy, hrsg. v. Robert W. Eyton, London 1878; Neudruck New York
1974 - Gervasius von Canterbury, Opera Historia: The Historical works
of Gervase of Canterbury, hrsg. v. William Stubbs, 2 Bde., London
1879/80 - Chronicles of the reigns of Stephan, Henry II and Richard I,
hrsg. v. R. Howlett, 4 Bde., (Record Society), London 1884-1890 -
Recueil des actes de Henri II, roi d'Angleterre et duc de Normandie,
concernant les provinces françaises et les affaires de France,
hrsg. v. H. Darbois de Jubainville u. Leopold Victor Delisle, 4 Bde.,
Paris 1906-1927 - Chroniques des Comtes d´Anjou et des signieurs
d´Amboise, hrsg. v. L. Halphen u. R. Poupardin, Paris 1913 -
Recueil d'actes relatifs à l'administration des rois
d'Angleterre en Guyenne au XIIIe siècle (Recogniciones feodorum
in Aquitania) hrsg.v. Charles Bémont, Paris 1914 (Reihe:
Correspondances et documents politiques ou administratifs. III:37 des
Comité des travaux historiques et scientifiques); - Adam of
Eynsham, Magna Vita Sancti Hugonis Episcopi Lincolniensis, hrsg. v.
James F. Dimmock, Decima L. Douie u. David H. Farmer, 2 Bde., London
1961; ²Edinburgh 1962; ³Oxford 1985 (Hugh von
Lincoln gehörte zu denen, die die Legalität der Ehe Heinrichs
II. mit Eleonore anfochten) - William FitzStephen, Vita Sancti Thomae:
The Life of Thomas Becket, übersetzt und hrsg. von G.W. Greenaway,
in: Ders., The Life and Death of Thomas Becket, Chancellor of England
and Archbishop of Canterbury, (The Folio Society) London 1961 (William
FitzStephen war Sekretär im Haushalt Beckets und Augenzeuge der
wichtigsten Ereignisse in dessen Leben unter anderem auch dessen
Ermordung).
Literatur:
------------
Lord George Lyttelton, The History of the
Life of King Henry the Second, 4 Bde., London 1767-1771 - Agnes
Strickland, The Lives of the Queens of England, from Matilda of
Flanders to Queen Anne (umfangreiche Darstellungen zu Heinrichs Mutter
Matilda und zu seiner Ehefrau Eleonore), 12 Bde., London 1840-1849 -
Mary Anne Everett Green, Lives of the Princesses of England from the
Norman Conquest, 6 Bde., London 1849-1855 - R.W. Eyton, Court,
Household and Itinerary of King Henry II, London 1878 (neu hrsg. London
1974) - Kate Norgate, England under the Angevin Kings, 2 Bde., London
1887 - Dies., John Lackland, London 1902; - Dies., Richard The Lion
Heart, London 1924; - Hubert Hall, Court Life under the Plantagenets,
London 1890 - Frederick Pollock u. Frederic William Maitland, History
of English Law before the Time of Edward I., 2 Bde., Cambridge 1898
(Neudruck 1996) - Sir J.H. Ramsay, The Angevin Empire, or the Three
Reigns of Henry II, Richard I and John, 1154-1216, Oxford 1903 -
Ders., A History of the Revenues of the Kings of England, 1066-1399,
Oxford 1925 - Alfred Richard, Histoire des ducs et des comtes de
Poitou, 778-1204, 2 Bde., Paris 1903 - William Stubbs, The Early
Plantagenets, London 1903 - H.W.C. Davis, England under the Normans
and Angevins, 1066-1272, London 1905 - C.E. Hodgson, Jung Heinrich,
König von England, Sohn Heinrichs II, 1155-1183, Jena 1906 - Henry
Murray Lane, The Royal Daughters of England, 2 Bde., London 1910 -
Reginald L. Poole, Henry II, Duke of Normandy, in: EHR 42, (1927),
569-572 - Félix V. Magne, La reine Aliénor, duchesse
d´Aquitaine, Paris 1931; - Charles Johnson, The Reconsiliation of
Henry II with the Papacy. A Missing Document, in: EHR 52 (1937),
465-467 - Jacques Boussard, Le comté d´Anjou sous Henri
Plantagenêt et ses fils, 1151-1204, Paris 1938 - Ders., Le
gouvernement d´Henri II Plantagenêt, Paris 1956 - R.
Foreville, L´Église et la royauté en Angleterre
sous Henri II, Paris 1943 - Z.N. Brooke, Henry II, Duke of Normandy
and Aquitaine, in: EHR 61 (1946), 81-88 - Virgil B. Heltzel, Fair
Rosamund: A Study of the Development of a Literary Theme, Evanston
(Illinois) 1947 - John Harvey, The Plantagenets, London 1948 - Sidney
Painter, The Reign of King John, Baltimore 1949 - Amy Kelly, Eleanor
of Aquitaine and the Four Kings, Cambridge (Harvard) und London 1950;
² 1952; ³1959 (deutsch: Krone der Frauen: Eleonore von
Aquitanien
und die 4 Könige, München 1953) - Austin Lane Poole, From
Domesday Book to Magna Carta, 1087-1216, Oxford 1951; ²1955;
³1993; - R. Niderst, Robert d´Arbrissel et les origins
de l´ordre de Fontevrault, Rodez 1952 (dieses Werk führt in
die Geschichte des Ordensgründers und der Ordensgemeinschaft von
Fontevraud ein, in welcher Heinrichs Schwester Äbtissin war und
seine Frau Eleonore ihre letzten zwei Lebensjahre verbrachte und wo
Heinrich und seine Frau auch begraben sind.) - Frank Barlow, The
Feudal Kingdom of England. 1042-1216, London 1955; 4. Auflage London
1988 - Ders., Thomas Becket, London 1986 - Jacques Boussard, Le
gouvernement d'Henri II Plantagenêt, Paris 1956 - Alfred Duggan,
The Devil´s Brood: The Angevin Familiy, London 1957 - Philip
Henderson, Rihard Coeur de Lion; New York 1959 - D.L. Douie,
Archbishop Geoffrey Plantagenet, York 1960 (Geoffrey war der uneheliche
Sohn von Heinrich II. und wurde von ihm zum Erzbischof von York
ernannt) - John Barton, The hollow crown : an entertainment by and
about the Kings and Queens of England : music, poetry, speeches,
letters and other writing from the chronicles, from plays, and in the
monarch's own words, also music concerning them and by them, London
1961;² 1963; - Christopher Brooke, From Alfred to Henry
III, Edinburgh 1961 - Ders., The Twelfth-Century Renaissance, London
1969 - Dom D. Knowles, The Episcopal Colleagues of Thomas Becket,
Cambridge 1961 - Ders., Thomas Becket, London 1971 - W.L. Warren,
King John, London 1961; ³ 1991 - Ders., Henry II, London
1973 - John T. Appleby, Henry II: The Vanquished King, London 1962
(deutsch: Heinrich II. König von England. Die Zeit des Thomas
Becket, Stuttgart 1962) - Ders., England without Richard, 1189-1199,
London 1965 - Ders., The Troubled Reign of King Stephen, London 1969
- Helen G. Richardson und George O. Sayles, The Governance of Medieval
England, Edinburgh 1963 - Richard Barber, Henry Plantagenet: A
Biography of Henry II of England, London 1964; ² 1972 -
Ders., The Devil´s Crown: Henry II, Richard I, John, London 1978
- Régine Pernoud, Eleanor of Aquitaine, Paris 1965; (englisch)
London 1967; (deutsch:) Königin der Troubadoure: Eleonore von
Aquitanien, Düsseldorf/Köln 1985; München, 13. Aufl.
1995 - James Goldman, The lion in winter, New York 1966 (das Buch
wurde unter dem gleichen Titel 1968 verfilmt) - R.H.C. Davis, King
Stephen, 1135-1154, London 1967; ³ London/New York 1990; -
Nesta Pain, The King and Becket, New York 1967 - Kurt Kluxen,
Geschichte Englands, Stuttgart 1968; letzte Neuauflage 2001 (zu
Heinrich II. besonders Seiten 54-66 - Thomas Sherrer und Ross Boase,
Fontevraut and the Plantagenets, in: Journal of the British
Archeological Association, 3. Serie, Nr. 34 (1971) - Maurice Ashley,
The Life and Times of King John, London 1972 - James A. Brundage,
Richard the Lionheart, New York 1973 - John Gillingham, The Life and
Time of Richard I, London 1973 - Ders., Richard the Lionheart, London
1978; (deutsch: Richard Löwenherz. Eine Biographie,
Düsseldorf 1981) - Ders., The Angevin Empire. 1147-1219, London
1984; ² 2001 - Edmond René Labande, Histoire de
l´Europe occidentale Xie-XIVe siecle, London 1973 - R.W. Eyton,
Court, Household and Itinerary of King Henry II., New York 1974 - A.
Gransden, Historical Writing in England c.530 to c.1307, London 1974 -
Antonia Fraser, The Lives of the Kings and Queens of England,
London/New York 1975; (neueste überarbeitete Ausgabe 2003; Audio
CD 2004) - William W. Kibler, Eleanor of Aquitaine,: Patron and
Politician, Austin (Texas) 1976 - Joyce Marlow, Kings and Queens of
Britain, London 1977 - Marion Meade, Eleanor of Aquitaine: A
Biography, London, 1977 - Caroline Bingham, The Crowned Lions: The
Early Plantagenet Kings, Newton Abbot 1978 - Desmond Seward, Eleanor
of Aquitaine the Mother Queen, New York 1978; 7. Aufl., New York 1993
- Polly Shoyer Brooks, Queen Eleanor, independent spirit of the
Medieval world : a biography of Eleanor of Aquitaine, New York 1983 -
Alice Curteis u. Chris Given-Wilson, The Royal Bastards of Medieval
England, London 1984 - Daniela Laube, Zehn Kapitel zur Geschichte der
Eleonore von Aquitanien, (Reihe: Geist und Werk der Zeiten, Bd.68;
ursprünglich vorgelegt als Doktorarbeit an der Universität
Zürich 1983/84) Bern u.a. 1984 - Jean-Marc Bienvenu,
Aliénor d´Aquitaine et Fontevraud, in: Cahiers de
Civilisation Médiévale 29 (1986) - Frank Barlow, Thomas
Becket, London 1986 - E.M. Hallam (Hrsg.), The Plantagenet Chronicles,
London 1986 - K. Turk, Eleanor of Aquitaine: A Portrait of a Queen,
Diss. an der James Madison University 1987 - C.N.L. Brooke, The
Marriage of Henry II and Eleanor of Aquitaine, in: The Historian 20
(1988), 3-8 - John Cannon und Ralph Griffiths, The Oxford Illustrated
History of the British Monarchy, Oxford 1988;² 1989; ³1992;
4. Auflage 1996; 5. Auflage als Paperback 2000 - Jean Markale, La vie,
la légende, l'influence d' Aliénor comtesse de Poitou,
duchesse d'Aquitaine reine de France, puis d'Angleterre Dame des
Troubadours et des bardes bretons, Paris 1988; Neauflage unter dem
Titel: Aliénor d´Aquitaine, Paris 2000 - Ralph V. Turner,
Eleanor of Aquitaine and her Children: An Inquiry into Medieval Family
Attachment, in: JMH 14 (1988), 321-335 - Ders., The reign of Richard
Lionheart: ruler of the Angevin Empire, 1189-1199, London 2000 -
Anthony Bridge, Richard the Lionheart, London 1989 - John E. Morby,
Handbook of Kings and Queens, London 1989 - Malcolm G.A. Vale, The
Angevin legacy and the Hundred Years´ War, 1250-1340, Oxford
1990 - Janet Nelson, Richard Coeur de Lion in history and myth, London
1992 - Douglas D.R Owen, Eleanor of Aquitaine: Queen and Legend,
Oxford 1993 - Keith J. Stringer, The Reign of Stephen: warfare, and
government in twelfth-century England, London/New York 1993 - Edmund
J. King, The Anarchy of King Stephens Reign, Oxford/New York 1994 -
Georges Duby, Dames du XIIe siècle, Bd.1., Paris 1995 (ins
Englische übersetzt v. Jean Birrell, Women of the Twelfth Century,
Bd.1, Eleanor of Aquitaine and Six Others, Chicago 1997) - U. Kessler,
Richard I Löwenherz, Graz/Wien/Köln1995 - Karl R. Schnith,
Frauen im Mittelalter in Lebensbildern, Graz/Wien/Köln 1997 (zu
Eleonore v. Aquitanien, Seite 214-235) - David Williamson, The Kings
and
Queens of England, London 1998;² 2000; (zu Heinrich II.:
Seiten 45-47) - David Crouch, The Reign of King Stephen, 1135-1154,
London/New York 1999 - Alison Weir, Eleanor of Aquitaine. By the
Wrath of God, Queen of England, London 1999; ² London 2000
- Jean Markale, Aliénor d´Aquitaine, Paris 2000 - Ursula
Vones-Liebenstein, Eleonore von Aquitanien: Herrscherin zwischen zwei
Reichen, Göttingen u. Zürich 2000 - Amaury Chauou, L'
idéologie Plantagenêt: royauté arthurienne et
monarchie politique dans l'espace Plantagenêt (XIIe-XIIIe
siècles), Rennes 2001 - Brigitte Coppin, Aliénor
d´Aquitaine: Une reine à l´aventure, Paris
²2001
- Donald Matthew, King Stephen, London 2002 - Bonnie Wheeler und John
Carmi Parsons, Eleonor of Aquitaine. Lord and Lady, New York 2002 -
Douglas Boyd, Eleanor, April Queen of Aquitaine, (Sutton) London 2004
- Jean Flori, Aliénor d´Aquitaine. La reine insoumise,
Paris 2004 - Alain-Gilles Minella, Aliénor d´Aquitaine,
Paris 2004 - Ruth Kennedy und Simon Meecham-Jones (Hrsg.), Writers of
the Reign Henry II. Twelve Essays (Reihe: The New Middle Ages), New
York 2006 (geplant ist April 2006) - DNB IX, 452-463 - NCE VI,
1022-23.
Ronny Baier
Letzte Änderung: 25.02.2007