Philipp
II.
König von Spanien (1556-1598)
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21.5.1527 † 13.9.1598
Valladolid Madrid
Begraben: Monasterio de San Lorenzo de el
Escorial - Pantheon der Könige
Einziger Sohn des Kaisers KARL V. aus dem Hause HABSBURG
und der Isabella
von Portugal,
Tochter von König Manuel I.
Thiele, Andreas: Tafel 170
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"Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"
PHILIPP II. (V.)
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1527 † 1598
Philipp II.
war stattlich und gebildet, aber abweisend und kühl,
ganz dem spanisch-burgundischem Hofzeremoniell ergeben, dessen
Nichtbeachtung er sogar mit dem Tod bestrafte. Er vereinsamte mehr und
mehr, lebte mönchisch und zurückgezogen im Escorial, folgte
starrsinnig engsten politischen und religiösen Prinzipien und
ruinierte damit sein Riesenreich. Mit seinem religiösen Fanatismus
legte er Spanien bis ins 20. Jahrhundert fest.
Philipp
erhielt 1556 von seinem resignierenden Vater die Herrschaft
über Spanien, die Niederlande,
Neapel-Sizilien, Mailand und die
amerikanischen Kolonien. Philipp
wurde
das Haupt der europäischen
Gegen-Reformation. Unter seiner Regierung Höhepunkt und Verfall
des
spanisch-katholischen Systems. Philipp
standen die geübtesten
Heere und besten Feldherren zu Gebote. Die jahrzehntelangen Kriege
KARLS I.
hatten den ökonomischen Ruin des Landes mit sich gebracht
und führte 1557 zum Staatsbankrott.
Die Regierung versuchte
vergeblich durch Manipulationen aller Art die Staatsfinanzen zu
sanieren. Im Frieden von Cateau Cambresis (1559) konnte Spanien seine
Vormachtstellung in Europa gegenüber Frankreich noch behaupten.
Als Philipp die
17 niederländischen Provinzen noch fester in sein
Weltreich einzugliedern versuchte, um sich ihrer Steuerquellen
rücksichtsloser bedienen zu können, brach der
Unabhängigkeitskrieg (1566-1609) aus. Dies bedeutete eine doppelte
Belastung für die spanischen Finanzen (Ausfall der Einkünfte,
riesige Kriegskosten). Infolge der brutalen Unterdrückung kam es
zum Aufstand der Moriskos (1568-1571). Im Bündnis mit den
italienischen Staaten bekriegte Philipp
II.
die Türken im
östlichen Mittelmeer und seinHalb-Bruder Don Juan d'Austria errang
1571 den Seesieg bei Lepanto. Nach dem Aussterben
der burgundischen
Dynastie (1580) erhob Philipp II.
Ansprüche auf die portugiesische
Krone, ließ das Land durch Alba
besetzen und vereinigte es mit
Spanien. Die Autonomieversprechungen wurden nicht eingehalten und die
portugiesischen Kolonien kamen unter spanische Verwaltung. Die
ständigen Plünderungszüge englischer Piraten in den
spanischen Kolonien und die Unterstützung für die Niederlande
verschlechterten das englisch-spanische Verhältnis. Da die
spanische Agententätigkeit Elisabeths
Herrschaft nicht beseitigen
konnte, entschloß sich Philipp
II. 1588
zum Krieg. Die zur
Eroberung ausgesandte Flotte (Armada) unter Medina Sidonia wurde von
den besser bewaffneten, taktisch überlegenen und mit Holland
verbündeten Engländern im Kanal geschlagen und in der Nordsee
vom Sturm vernichtet. Alle Versuche, sich in den französischen
Bürgerkrieg einzumischen und Frankreich in einem Vasallenstaat zu
verwandeln, scheiterten. Im Frieden von Vervins (1598) mit Frankreich
mußte Philipp
allen Ansprüchen in Frankreich entsagen. Er
hinterließ eine Staatsschuld
von 100 Millionen Dukaten. Er starb
elend und schmerzvoll, bei lebendigem Leib verfaulend.
1. oo 1543
MARIE VON PORTUGAL
1527
† 1545 (im Kindbett)
Tochter des Königs
Johann III.
Cousine
2. oo 1554
MARIA
I. TUDOR, Königin von
England
1516
† 1558
Tochter des Königs Heinrich VIII.
die Tante
3. oo 1559
ELISABETH
VON FRANKREICH
1545 †
1568
Tochter des Königs Heinrich II.
4. oo 1579
ANNA
VON HABSBURG
1549
† 1580
Tochter des deutschen Kaisers
MAXIMILIAN II.
die Nichte
Reifenscheid, Richard: Seite 116
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"Die Habsburger. Von
Rudolf
I. bis Karl I."
Die Nachkommen Kaiser Karls V.
I. PHILIPP II., König von
Spanien 1556-1598
* 21.5.1527 in Valladolid
† 13.9.1598 in Escorial bei Madrid
Grabstätte: Monasterio de San Lorenzo de el Escorial - Pantheon
der Könige
I. oo 15.II.1543 in Salamanca
MARIA,
Infantin von Portugal
* 15.10.1527 in Coimbra
†
12. 7.1545 in Valladolid
Grabstätte: Monasterio de San Lorenzo de el Escorial - Pantheon
der Infanten
Eltern: Johann III., König von Portugal, und Katharina, Infantin
von Kastilien, Erzherzogin
von Österreich, Tochter Philipps I.,
König von Kastilien
II. oo 25.7.1554 in Winchester
MARIA I.
TUDOR VON ENGLAND - »DIE BLUTIGE«
* 18.2.1516 in Greenwich
†
17.11.1558 in London
Grabstätte: Im nördlichen Seitenschiff der Westminster Abbey
in London
Eltern: Heinrich VIII., König
von England, und Katharina,
Infantin
von Aragon, Tochter Ferdinands
V., König von Aragon
III. oo 2.2.1560 in Toledo
ELISABETH, Prinzessin von Frankreich aus dem Hause VALOIS
*
2.4.1545 in Fontainebleau
† 3.10.1568 in
Madrid
Eltern: Heinrich II., König von Frankreich, und Katharina von
Medici, Tochter Lorenzos
II., Großherzog von
Urbino
IV. oo 12.11.1570 in Segovia
ANNA, Erzherzogin von Österreich
* 2.11.1549 in Cigales bei Valladolid
† 26.10.1580 in Badajoz
Grabstätte: Monasterio de San Lorenzo de el Escorial - Pantheon
der Könige
Eltern: Maximilian
II., Römischer Kaiser,
und Maria, Infantin von Spanien, Tochter Karls V., Römischer Kaiser
16.1.1556 Philipp
II. folgte Kaiser KARL V. nach dessen
Abdankung als König von Spanien.
1.2.1580 Philipp
II. folgte König Heinrich I.
als König von Portugal.
Personalunion zwischen Spanien und Portugal bis 1640.
Bedürftig Friedemann:
Seite 173-174
******************
"Taschenlexikon
Karl
V."
Philipp II. von Spanien
* Valladolid 21.5.1527, † Madrid 13.9.1598
Mit eiserner Hand hielt Philipp,
ältester und einziger legitimer Sohn KARLS V., das Teilreich
zusammen, das ihm der Vater hinterlassen hatte und das dank der
überseeischen Besitzungen sowie der späteren Übernahme
auch Portugals und seiner Kolonien weit mächtiger war als das
eigentliche, römisch-deutsche Reich, das der fast genau
gleichaltrige Vetter MAXIMILIAN
II. erbte. Philipp war
vom Kaiser sorgfältig auf seine Herrscherrolle vorbereitet worden,
mußte schon als 13-jähriger und ein zweites Mal 1543 die Regentschaft in Spanien übernehmen,
als KARL V.
zur Regelung seiner deutschen und niederländischen Angelegenheiten
jahrelang abwesend war. Vor der letzten Reise ins Reich sorgte er
für die Verheiratung des Sohnes mit Maria Manuela
und hinterließ ihm ein ausführliches Testament, das eine
Hauptquelle für unsere Kenntnis der innersten Bestrebungen und
Leitlinien für das Handeln des Kaisers ist: Neben sehr privaten
Ratschlägen, die Eheleben, Vorsicht vor Schmeichlern, Gesundheit
und königliche Würde betreffen, finden sich politische
Hinweise, die der Prinz strikt für sich behalten sollte. An erster
Stelle rangiert dort als Konstante der gesamten bisherigen Politik des
Kaisers der Konflikt mit Frankreich, der letztlich wohl nur
militärisch entschieden werden könne, weswegen Philipp stets
für die Finanzierung etwaiger solcher Unternehmungen zu sorgen
habe: »Dann müßt Ihr zeigen, wozu Ihr fähig seid,
um mit Eurem Vater Euch selbst zu helfen.« Es folgen kurze,
illusionslose Charakteristiken der engsten Berater von Alba und Loaysa bis Granvelle, die KARL dem
Sohn zurückließ, und Ermahnungen, für eine
unabhängige Justiz zu sorgen und den Glauben der Väter zu
bewahren. Sieben Jahre regierte der Kron-Prinz
die iberischen Reiche, dann übergab er sie dem Vetter MAXIMILIAN
und begab sich zum Vater nach Brüssel. Dessen Plan, die Thronfolge
im Reich und Spanien im Austausch der beiden Linien des Hauses HABSBURG
zu regeln, ließ sich aber nicht durchsetzen, und so folgte ihm
nach der Abdankung 1555 Philipp
als König in Spanien und
in den
Niederlanden; das Kaisertum blieb ihm wegen der älteren
Rechte des
Onkels FERDINAND I. versagt, es ging an die
österreichische Linie. Philipps
Regierungszeit war umdüstert von familiären Tragödien
wie der des Kron-Prinzen Don Carlos oder der der
kinderlosen Ehe mit Maria Tudor oder
der des frühen Todes der dritten
Frau Elisabeth von Valois (1545-1568); erst die 1570
geschlossene
vierte Ehe mit Anna
von Österreich (1549-1580) brachte den ersehnten
Kindersegen. Hinzu kamen blutige Kriege wie der gegen die
aufständischen Niederlande oder die rebellierenden Morisken und
schwere Niederlagen wie die der gigantischen Armada 1588 gegen die
englische Flotte im Kanal. Und auch lichtere Momente wie der Sieg
über die Türken bei Lepanto 1571 ließen beim König
keine rechte Freude aufkommen, weil sie vom Neid auf den
glücklichen Halb-Bruder Juan
d'Austria verdunkelt
wurden. Das Image des Königs litt darüber hinaus durch
religiöses Eiferertum, harte Maßnahmen der Inquisition und
finanzielle Überbeanspruchung seiner Länder durch das
unentwegte Rüsten. Als er 71-jährig nach 53-tägigem
Todeskampf starb, gab es Erleichterung, die bald schweren
Zukunftssorgen wich, denn mit seinem Ende begann der unaufhaltsame
Niedergang der spanischen Weltgeltung.
DIE HABSBURGER. Ein
Biographisches Lexikon.: Seite 385-390
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Philipp II., spanisch
Felipe II, der »Kluge« (el prudente), König von
Spanien, als König von Portugal Filipe I.
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geb. 21.5.1527 in Valladolid, gest. 13.9.1598 im
Escorial
Begr. im Pantheon der Könige im Kloster San Lorenzo im Escorial
Sohn von Kaiser Karl V. und Isabella von Portugal
In Philipps
Regierungszeit verlagert sich das Zentrum der habsburgischen
Macht nach Spanien, das zur imperialen Hegemonialmacht in Europa, zur
Vormacht der Gegenreformation und nach dem Erwerb der Philippinen
(1564/65) und der Vereinigung mit Portugal und seinem ausgedehnten
Kolonialreich (1580) zur ersten, den Globus umspannenden Weltmacht der
Neuzeit wurde.
Philipp verbrachte
seine frühen Kinderjahre in der Obhut seiner Mutter, die für
ihren abwesenden Gemahl in Spanien die Regentschaft führte. Die
Erziehung des Thronfolgers
scheint zunächst vernachlässigt
worden zu sein, denn bis zu seinem 7. Lebensjahr konnte er weder lesen
noch schreiben. 1535 entzog der Kaiser KARL V. Philipp der
Obhut seiner Mutter und ernannte Don
Juan de Zuniga, ein Mitglied
des kastilischen Hochadels, zum
gestrengen Erzieher, der ihn nach spanischer Sitte erziehen sollte.
Schon als Jüngling zeichneten sich bestimmte Neigungen und
Charaktereigenschaften ab:
Philipp war
sehr introvertiert, stark auf seinen Vater fixiert, zeigte wenig
Emotionen, war stark religiös, liebte die Natur und den Aufenthalt
im Freien, jagte und angelte gern, so daß ihm der Vater
vorschreiben maßte, wieviel Tiere er pro Woche erlegen durfte.
Daneben interessierte sich Philipp
für Musik, Malerei und die Wissenschaften.
Etwa 1540 begann Philipps
Sammelleidenschaft. Er trug bis zu seinem Tod eine ca. 14.000
Bände umfassende Bibliothek im Escorial zusammen, Gemälde,
Spiegel, Medaillen, Münzen, Uhren, Astrolabien, Musikinstrumente,
Edelsteine und Waffen. Die Sammlungen hatten einen Wert von mehr als 7
Millionen Dukaten. Persönlich gab sich Philipp
sowohl in der Kleidung als auch im Auftreten bescheiden, war jedoch
sehr auf seine Gesundheit und körperliche Reinlichkeit bedacht.
1543 übergab KARL V.
dem
16-jährigen die Regentschaft in
Spanien, und im selben Jahr heiratete der Jüngling aus
politischen Gründen seine Cousine,
die portugiesische Infantin Maria Manuela. Sie starb
1545 bei der Geburt des Don Carlos.
1548 verließ Philipp
erstmals Spanien und reiste über Genua, Mailand, Innsbruck,
Schwaben und Lothringen nach Brüssel. Mit seiner steifen
Zurückhaltung und seiner Unfähigkeit, sich in einer der
gängigen Fremdsprachen auszudrücken, stieß er
weitgehend auf Ablehnung und wurde als hochmütig eingestuft. Er
selbst war von seiner neuen Umgebung beeindruckt: flandrische
Festlichkeiten und Kultur, vor allem der Gartenbau, die Malerei (Hieronymus Bosch und die Brueghels) und die Musik
gefielen
ihm dermaßen, daß er sie später in Spanien
einführen ließ. Anläßlich des HABSBURGER-Familientreffens
im Winter 1550/51 lernte Philipp
auch
seine »deutschen« Verwandten kennen. Das Verhältnis zu
ihnen gestaltete sich freilich wenig herzlich. Im Sommer 1554 heiratete
er in England Maria
Tudor, seine zweite, erheblich ältere und wenig reizvolle
Frau. Aus Statusgründen trat ihm sein Vater kurz vor der
Vermählung das Königreich
Neapel ab.
1555 trat KARL
V. dem Sohn die Niederlande,
1556 die spanischen Reiche
und die
Franche Comte ab. Die
Verantwortung traf den jungen König mit
voller Wucht. Er sah sich im Krieg mit Frankreich und dem Papst und
mußte 1557 seinen ersten Bankrott erklären. Doch seine
Truppen errangen den großen Sieg von Saint-Quentin. Nach dem Tod
des Vaters und der zweiten Gattin 1558 gab ihm der Friedensschluß
von Chäteau Cambresis 1559 freie Hand, seine Herrschaft nach
eigenem Willen zu organisieren. Er kehrte nach Spanien zurück und
verließ nun die Iberische Halbinsel nie mehr. Madrid wurde zum
dauerhaften Herrschaftszentrum seines Weltreichs.
Philipp
übernahm ein ausgedehntes und problematisches Erbe. Jedes seiner
Reiche besaß eigene Institutionen, eine eigene Rechtsordnung,
besondere politische und wirtschaftliche Probleme und verschiedene
kulturelle Traditionen. Nicht einmal in religiöser Hinsicht war
die Einheit gesichert: der Protestantismus faßte in den
Niederlanden Fuß, in Spanien gab es mit den zwangsbekehrten
Morisken und jüdischen Konvertiten religiös zur Abweichung
neigende Minderheiten - darüber hinaus die gar nicht oder nur
oberflächlich bekehrten Indianer Amerikas. Mit Ausnahme von
Kastilien gab es allenthalben ständische Widerstände gegen
die herrscherliche Autorität, und patriotische Opposition gegen
eine ausländische Herrschaft war in Italien, den Niederlanden und
selbst in Aragon verbreitet. Außenpolitisch drohte Gefahr
von Frankreich und (dem sich unter Königin
Elisabeth wieder dem
Protestantismus zuwendenden) England, den protestantischen
Reichsfürsten, den Türken und selbst dem sich gegen spanische
Umklammerung wehrenden Papsttum. Die politische Konzeption war einfach.
Bewahrung des väterlichen Erbes, Verteidigung des katholischen
Glaubens um nahezu jeden Preis, Wahrung der königlichen
Autorität nach innen wie nach außen - Ziele, die er nach
Möglichkeit friedlich zu erreichen suchte, und sei es auch durch
Intrigen, Paktieren mit den Glaubensfeinden oder durch drakonisches
Vorgehen gegen persönliche Störenfriede.
Philipp war,
wohl wesensbedingt, ein defensiver Herrscher, der zwar ständig in
äußere Konflikte verwickelt war, aber dessen
persönliche Neigung eher der Innenpolitik galt. Er übernahm
einen komplizierten Regierungsapparat, der aus einer großen Zahl
kollegial organisierter, zentraler Ratsbehörden bestand, deren
Kompetenzen teils nach regionalen, teils nach sachlichen Kriterien
festgelegt waren. Im Gegensatz zu seinem Vater organisierte Philipp seine
Regierungstätigkeit nun auf rein bürokratischer Grundlage,
wohl aus der Einsicht, daß es ihm in Ermangelung
persönlicher Ausstrahlung nicht vergönnt war, durch sein
Auftreten an den Brennpunkten des Geschehens die Dinge in seinem Sinne
zu beeinflussen.
Verließ er sich zu Beginn seiner Herrschaft noch eher auf die
Unterstützung hoher Adeliger, so erledigte er die
Amtsgeschäfte immer mehr nur noch mit vertrauten Sekretären
einfacher Herkunft. Von einem starken Pflichtbewußtsein
durchdrungen, arbeitete er unermüdlich bis in die tiefe Nacht an
seinem Schreibtisch, der stets mit Blick in die Natur aufgestellt war,
las Unmengen von Papieren, schrieb Kommentare, kümmerte sich oft
selbst um Details und traf wichtige Entscheidungen nach Anhörung
zahlreicher Ratgeber meist allein. Diese Arbeitsweise trug ihm ein
Augenleiden ein, hatte aber auch enorme Verzögerungen selbst
wichtigster politischer Entscheidungen zur Folge. Da zudem die
Übermittlungswege lang waren, funktionierte der Regierungsapparat
äußerst schwerfällig.
Das bekannteste Zeugnis für Philipps
rege
Bautätigkeit in und um Madrid ist der Escorial als Palast und
Kloster, zugleich als Ausdruck der engen Verbindung von Staat und
Religion und strenger imperialer Größe. Viel Zeit und Geld
verwandte er auf den Bau des Königspalastes in Madrid, des
Sommersitzes von Aranjuez und den Ausbau der übrigen
Königsschlösser um Madrid, wobei ihm die umliegenden
Gärten mit Bäumen und Pflanzen aus all seinen Reichen, mit
künstlichen Seen und selbst mit zoologischen Gärten (in denen
er unter anderen Löwen, Rhinozerosse, Elefanten, Kamele und andere
seltene Tiere halten ließ) mindestens so am Herzen lagen wie die
Bauten selbst. Er reiste häufig zwischen seinen Schlössern
hin und her, verbrachte möglichst viel Zeit in der Natur und auf
der Jagd. Hier offenbart sich ein starker Gegensatz zwischen dem
kontaktarmen, pflichtbewußten und strengen König und dem in
seinem Innern empfindsamen, kunst- und wissenschaftszugewandten
Menschen Philipp,
der seine Empfindungen eigentlich nur in seinen umfangreichen Briefen
an seine Töchter zu äußern vermochte. Selbst schwerste
politische und familiäre Schicksalsschläge veranlaßten
ihn kaum je dazu, seine Gefühle zu äußern.
1559 vermählte sich Philipp
in
dritter Ehe mit der Tochter des
französischen Königs Heinrich
II. Elisabeth von Valois.
Nach zwei Fehlgeburten schenkte sie ihm die
beiden von Philipp so
zärtlich
geliebten Töchter Isabella
Klara und Katharina
Michaela,
nach einer weiteren Fehlgeburt starb sie. Das von Wilhelm von Oranien
in seiner gegen
Philipp gerichteten »Apologia« verbreitete
Gerücht, Philipp
habe Elisabeth
vergiftet und Don Carlos umbringen lassen,
erlangte zwar weite Verbreitung im prostestantischen Europa und
beeinträchtigte nachhaltig das Bild des Königs, ist jedoch
völlig haltlos. Ungeachtet seines lebhaften Wunsches, Witwer zu
bleiben, heiratete Philipp
1570
aus dynastischen Gründen seine
vierte Gattin Anna von
Österreich, die Tochter
Kaiser Maximilians II.
Anna bescherte
dem König den ersehnten Kindersegen: sie brachte vier Knaben und
eine Tochter zur Welt (darüber hinaus hatte sie zwei Totgeburten).
Mit Ausnahme des vierten Sohnes Philipp
starben
jedoch alle Kinder Annas früh, und die Königin
selbst wurde 1580 Opfer ihrer siebten Schwangerschaft und einer Grippe.
Ingesamt erlebten Philipps
vier
Gattinnen 13 Schwangerschaften, gebaren acht Kinder, von denen jedoch
nur zwei, die Tochter Isabella
und und der Sohn Philipp,
den Vater überlebten.
Neben den familiären Tragödien, die er mit Übungen in
einem Kloster durch die tägliche Arbeitsroutine zu verkaufen
suchte, mußte Philipp
auch
politische Rückschläge hinnehmen: den Aufstand der
Niederlande und der Morisken in Granada, den Verlust eines großen
Teils der spanischen Stützpunkte in Nord-Afrika, den Untergang der
Armada, den Verrat und die Flucht seines Sekretärs Antonio Perez
und den dadurch ausgelösten Aufstand Aragons, zwei weitere
Staatsbankrotte, um nur die spektakulärsten zu nennen. Dem
gegenüber stand mit dem Sieg bei Lepanto nur ein wirklich
herausragender Erfolg.
Mit seiner zähen und beharrlichen Politik trug er wesentlich dazu
bei, Frankreich dem Katholizismus zu erhalten, den Vormarsch des
Protestantismus in Europa insgesamt aufzuhalten und mit der
portugiesischen Erbfolge den Machtbereich seines Hauses erheblich
auszudehnen. Er mehrte somit neben kleineren Verlusten die ihm vom
Vater übergebenen Reiche, ebnete letztlich einem neuen
Herrscherbild und einer neuen, objektiveren Regierungspraxis auf der
Grundlage von Schriftlichkeit und Bürokratie in Europa
endgültig den Weg und wurde von seinen Rivalen allenthalben
imitiert. Die Vorwürfe, die man Philipp in
Europa machte, wie etwa seine religiöse
Rigorosität und die Praktiken der Inquisition, seine Strenge und
Distanziertheit, brachten ihm gerade in seiner engeren Heimat, in
Kastilien, den Respekt und die Achtung seiner Untertanen. Wie kaum ein
Herrscher seiner Zeit konnte er sich ohne nennenswerte Leibwache in
seinem Lande bewegen, ja sich unter das Volk mischen, und Kastilien
finanzierte ohne Murren seine aufwendige Politik. Gerade das einfache
Volk Kastiliens identifizierte sich mit der Politik Philipps und
sah in
seiner Strenge, seinem Pflichtbewußtsein und seiner
Distanziertheit die
Garantie gegen Adelswillkür und »Law and Order«.
Literatur:
------------
Geoffrev Parker, Philip II., London 1979; Ludwig Pfandl, Philipp II,
München 1938; Peter Pierson, Philipp II. Vom Scheitern der Macht,
Graz
1985.
15.11.1543
1. oo Maria von Portugal, Tochter des Königs Johann III.
15.10.1527 † 12.7.1545
Cousine
im Kindbett
25.7.1554
2. oo Maria I. Tudor Königin von England
x 18.2.1516 † 17.11.1558
30.6.1559
3. oo Elisabeth von Valois, Tochter des Königs Heinrich II.
13.4.1545 † 3.10.1568
12.11.1570
4. oo Anna von Österreich, Tochter des Kaisers MAXIMILIAN
II.
2.11.1549 † 26.10.1580
Liebling ihres Vaters
Cigales Badajoz
Geliebte:
Eboli, Anna de Mendoza, Fürstin von
1540 † 2.2.1592
Kinder:
1. Ehe
Don Carlos
8.6.1545 †
24.7.1568
3. Ehe
Isabella Clara
12.8.1566 †
15.11.1633
Segovia Brüssel
Statthalterin der Niederlande
18.4.1599
oo Albrecht VII. Erzherzog von Österreich
13.11.1559 † 15.11.1621
Katharina
10.10.1567 †
6.11.1597
11.3.1585
oo Karl Emanuel I. Herzog von Savoyen
12.1.1562 † 26.7.1630
4. Ehe
Ferdinand
4.12.1571 †
18.10.1578
Karl
12.8.1573 †
30.6.1575
Diego
12.7.1575 †
21.11.1582
Philipp III.
14.4.1578 †
31.3.1621
Marie
14.2.1580 †
5.8.1583
Literatur:
------------
Andics Hellmut: Die Frauen der
Habsburger.
Wilhelm
Heyne Verlag München 1985 Seite
101,121,125,129-137,139-146,148,151,153,160 - Bedürftig
Friedemann: Taschenlexikon
Karl
V. Piper Verlag GmbH München 1999 Seite 173-174 - DIE HABSBURGER. Ein Biographisches Lexikon.
Piper
Verlag GmbH & Co. KG, München 1988 Seite 385-390 - Ferdinandy Michael de: Philipp II.
Bechtermünz
Verlag Augsburg 1996 - Giardini Cesare:
Don Carlos. Infant von
Spanien.
Eugen Diederichs Verlag München 1994 - Grierson
Edward: Philipp II. König
zweier
Welten. Societäts-Verlag Frankfurt 1978 - Petrie
Charles: Don Juan d'Austria. W.
Kohlhammer
Verlag Stuttgart Berlin Köln Mainz 1968 - Petrie
Charles: Philipp II. von Spanien. W.
Kohlhammer
Verlag Stuttgart Berlin Köln Mainz 1965 -
Pfandl Ludwig: Philipp II.
Gemälde eines
Lebens
und einer Zeit. Verlag Georg D. W. Callwey München 1938 - Reifenscheid, Richard: Die Habsburger. Von
Rudolf
I. bis Karl I., Verlag Styria Graz/Wien/Köln 1982 Seite
103,112,115,118,121,127,138,140,142,145,147,151 - Schneider,
Reinhold: Philipp der Zweite oder Religion und Macht. Verlag von Jakob
Hegner in Leipzig - Schwennicke Detlev:
Europäische
Stammtafeln
Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main
1998
- Seibt Ferdinand: Karl V. Der Kaiser
und die
Reformation.
Wolf Jobst Siedler Verlag 1990 - Seydel, Robert:
Die Seitensprünge der Habsburger. Liebesrausch und
Bettgeflüster einer
Dynastie. Verlag Carl Überreuter Wien 2005 Seite 37-44 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G.
Fischer
Verlag 1993 -